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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Obsidian

Obsidian - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: obsidian | französisch: obsidienne


Inhaltsverzeichnis Obsidian


obsidian_ - Mineral und Kristalle
Obsidian

Obsidian - Das schwarze Vulkanglas

Eine der ältesten Beschreibungen von Obsidian geht auf den römischen Universalgelehrten Plinius (23 bis 79 n. Chr.) zurück. In seinem Werk De Naturalis Historia beschreibt er einen schwarzen, glasartigen Stein mit durchscheinender Transparenz: „... quem in Aethiopia invenit Obsidius, nigerrimi coloris, aliquando et translucidi...“ und begründet damit sogleich den Ursprung des Namens Obsidian – Namenspate des Gesteins ist ein Römer mit Namen Obsidius, der den Stein aus Äthiopien mitbrachte.


Eigenschaften von Obsidian

Definition: Obsidian ist ein magmatisches Gestein extrusiver Herkunft, das den vulkanischen Gläsern zugeordnet wird.

Obsidian zählt zu den sauren, kieselsäurereichen (bis zu 70 % Kieselsäure) Gesteinen. Trachytische, adamitische und phonolithische Obsidiane, die sich durch einen geringeren Kieselsäuregehalt auszeichnen, sind grundsätzlich möglich, gegenüber rhyolithischen, kieselsäurereichem Obsidian aber vergleichsweise selten. Mit weniger als einem Prozent ist zudem Kristallwasser auch an der Zusammensetzung beteiligt. Mitunter enthält Obsidian Quarz- und Feldspatkristalle als Einschlüsse.

Das Gefüge von Obsidian ist kompakt und glasartig, d.h. eine Kristallstruktur der aufbauenden Minerale ist nicht vorhanden - weshalb der deutsche Mineraloge Dietrich Ludwig Karsten (1768 bis 1810) Obsidian seinerzeit als "Lavaglaß" bezeichnete.
Das amorphe Gestein entglast jedoch über Jahrtausende hinweg, indem zunächst strahlenförmige Kristalle – Sphärolithe – ausgebildet werden, die an weiße Schneeflöckchen (Schneeflockenobsidian) erinnern und später auf diese Weise durch fortschreitende Alterung Pechstein entsteht.

Die fortschreitende Kristallisation bzw. Entglasung von Obsidian und damit auch die Alterung des Gesteins kann man anhand der Sphärolithe erkennen, die in Form weißer, unregelmäßig begrenzter Flecken - den sogenannten Schneeflocken - im Obsidian sichtbar werden.

Der Glanz von Obsidianen ist glasartig und mit einer Mohshärte von 5 bis 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach Friedrich Mohs (deutscher Mineraloge, 1773 bis 1839) gilt Obsidian als ein mittelhartes Gestein, dessen Bruch muschelig und sehr scharfkantig ist. Die Spaltbarkeit ist nicht gegeben. Die Transparenz ist undurchsichtig, an Gesteinskanten hingegen ist die Transparenz durchscheinend. Die Dichte beträgt 2,5 bis 2,6.g/cm3


Die Farbe von Obsidian

Die Farbe von Obsidian ist vor allem schwarz, wobei Joseph Zappe die Obsidian-Farbe 1817 folgendermaßen detaillierter beschreibt, die „gewöhnlich sammtschwarz, zuweilen theils ins graulichschwarz, Asch- und Rauchgrau, theils ins Pechschwarz bis ins Nelkenbraun übergehend“ ist. Daneben ist Obsidian in dunkelgrün, dunkelbraun, goldbraun ((Regenbogenobsidian/Goldobsidian), silbrig-grau (Silberobsidian) oder rötlichen Farbtönen gängig.
Der flämische Botaniker, Chemiker und Mineraloge Anselmus de Boodt (1550 bis 1623) zieht in seinem Buch „Gemmarum et Lapidum“ (Edelsteine und Steine) aufgrund der Farbe den Vergleich von Obsidian mit schwarzem Marmor, aber auch Pechstein, Onyx und Schörl sind Obsidian in puncto Farbe und Glanz sehr ähnlich.

Die dunkle Farbe wird ursächlich mit eisenhaltigen Mineralen wie Hämatit und Magnetit begründet, die im Gestein nachgewiesen werden konnten. Die Strichfarbe – die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral oder Gestein über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist bei Obsidian weiß bis hellgelb.


Varietäten von Obsidian

  • Schneeflockenobsidian: schwarze Grundmasse mit weißen, schneeflockenartigen Zeichnungen
  • Apachenträne
  • Goldobsidian: Gold schimmernder Obsidian
  • Silberobsidian: silbrig-grau schimmernder Obsidian
  • Regenbogenobsidian: blaugrauer, dunkelgrauer bis schwarzer Obsidian mit regenbogenfarbenem Schiller


obsidian- - Aufnahme des Minerals
Obsidian mit beginnender Kristallisation

Entstehung und Verbreitung von Obsidian

Obsidian als Gestein magmatischen Ursprungs entsteht als Folge der sehr zügigen Abkühlung von Lava, bspw. bei großen Unterschieden der Temperatur von Lava und Luft oder wenn Lava im Wasser schlagartig erkaltet. Die flüssige Gesteinsschmelze verfestigt sich derart schnell, dass eine Kristallisation der gesteinsbildenden Minerale nicht möglich ist, aber dass dennoch ein glasartiges, strukturloses und festes Gefüge ausgebildet wird.

Die Entstehung von Obsidianen ist immer an Vulkane gebunden. Aus diesem Grund kommen vulkanische Gläser auch als krustiger Überzug auf vielen Lavaströmen vor - sowohl an der Erdoberfläche als auch untermeerisch, als Auswurf bei Eruptionen oder als Hülle von Vulkandomen.

Zahlreiche Obsidianvorkommen wurden in Anatolien/Türkei; Indonesien; Japan; Island; Lipämische Inseln/Italien; Wyoming, Neu Mexiko, Utah, Texas, Hawaii/USA; Griechenland; Armenien; Neuseeland; Kamtschatka/Russland; Ecuador; Guatemala und Ungarn beschrieben.


Obsidian in Deutschland

Die einzigen Obsidian-Vorkommen in Deutschland befinden sich in der Umgebung von Baden-Baden in Baden-Württemberg.


Verwendung und Bedeutung von Obsidian

Aufgrund des kompakten Charakters des Gesteins und den scharfen Bruchkanten von bearbeiteten Obsidianen wurde das Gesteinsglas bereits in der Frühgeschichte der Menschheit als Waffe und Werkzeug zum Schneiden genutzt - sowohl in Europa als auch in Südamerika (siehe: Uwaroff 1822 und Gottgetreu 1874).
So berichtet der Architekt Rudolph Gottgetreu (1821 bis 1890), dass in Mexiko Pfeilspitzen mit Obsidian gefunden wurden, genau wie Geschirr und Rasiermesser aus Obsidian hergestellt wurden.
Die Schärfe der Obsidianmesser und -lanzen konnte durchaus mit der Schärfe metallener Messer mithalten, insofern in der Vergangenheit "Urvölker" Obsidianmesser auch zum Trennen der Nabelschnur (Hennig; 1877) verwendet wurden.
Daneben wurden aus großen Obsidianblöcken Spiegel angefertigt, von denen Obsius Plinius (23 bis 79 n.Chr.) zufolge schon wusste.
Daneben war Obsidian im 18. und 19. Jahrhundert ein beliebter Stein, mit dem Trauerschmuck besetzt wurde, wobei Obsidian in diesem Zusammenhang auch unter dem Handelsnamen "Isländischer Achat" oder "Glasachat" verkauft wurde.

Heute dient Obsidian nach wie vor als Material für Gegenstände des Kunsthandwerks sowie für Skulpturen - der römische Kaiser Augustus (63 v.Chr. bis 14 n.Chr.) soll mehrere Elefanten aus Obsidian im Concordia-Tempel in Rom sein eigen genannt haben (Gottgetreu; 1874). Obsidian wird aber auch in der Bauindustrie pulverisiert als Material für die Herstellung von Mineralwolle verwendet.


Obsidian und Schmuck

Bei der Verarbeitung von Obsidian zu Schmuck wird auf facettenreiche Schliffe verzichtet. Für den schwarzen Stein mit der undurchsichtigen Transparenz und Schneeflöckchenzeichnungen werden vor allem Glattschliffe angewendet - Cabochons: oval oder rund gearbeitet, tropfenförmig oder leicht eckig.


obsidian Foto
Schneeflockenobsidian

Nachweis von Obsidian

Obsidiane weisen keine Fluoreszenz auf.




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Auch interessant:


Quellen:
⇒ De Boodt, Anselmus (1609): Gemmarum et Lapidum Historia
⇒ Karsten, D. L. G. (1789): Obsidian. IN: Des Herrn Nathanaël Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinet. Erster Band. Verlag I.G. Müllersche Buchhandlung
⇒ Zappe, J. R. (1805): Obsidian. IN: Mineralogisches Handlexikon, oder alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, nach ihrer alten und neuen Nomenclatur und Charakteristik, ihrem geognostischen Vorkommen und ökonomisch-technischen Gebrauche, sammt der in die Ordnung des Alphabets eingeschaltenen Erklärungen der zur Charakteristik gehörenden Kunstwörter. Wien. Anton Doll Verlag
⇒ Ludwig, C. F. (1803): Obsidian. IN: Handbuch der Mineralogie nach A. G. Werner. Erster Theil: Oryctognosie
⇒ Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1835): Plinius´ Worte zum Obsidian
⇒ Seubert, K. und Seubert, M. (1866): Obsidian. IN: Handbuch der allgemeinen Waarenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht
⇒ Gottgetreu, R. (1874): Obsidian. IN: Physische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien, deren Wahl, Verhalten und zweckmässige Anwendung
⇒ Hennig, C. (1877): Die Nabelkrankheiten. IN: Handbuch der Kinderkrankheiten: Krankheiten der Neugeborenen, Allgemeinerkrankungen erster Theil (Acute Infectionskrankheiten)
⇒ Uwaroff, S. (1882): Ueber Obsidian-Waffen, die Herr Joakimoff auf der Zalka gefunden hat. IN: Zeitschrift für Ethnologie
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Obsidian. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München

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