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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 26.03.2024


Kieselschiefer

Kieselschiefer - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: lydite


Kieselschiefer und Lydit

Der Begriff Kieselschiefer wird vor allem in der älteren Literatur verwendet, stattdessen wird heute auf den Namen Lydit zurückgriffen.

Über die Gründe des Namenswechsels kann nur spekuliert werden. Möglicherweise sollte der scheinbaren Zugehörigkeit zu anderen Gesteinen mit schiefrigem Gefüge aus dem Weg gegangen werden, insofern der für Schiefer typische plattenartige Aufbau bei Kieselschiefer fehlt.


Eigenschaften von Kieselschiefer

Definition: Kieselschiefer bzw. Lydit zählen zur Gruppe der Sedimentgesteine, die im Meer entstanden sind, und sind im Konkreten die dunkelgrauen bis schwarzen Varianten von Radiolarit. Entscheidend für die Definition Kieselschiefer bzw. Lydit ist zudem das Alter, das auf 541 Millionen Jahre bis ca. 251,9 Millionen Jahre datiert wird und auf der geologischen Zeittafel in das Zeitalter des Paläozoikums fällt.

Die Farbe von Kieselschiefer ist dunkel: dunkelgrau, schiefergrau bis schwarz. Auffällig sind bei einigen Exemplaren weiße Adern, die das Gestein richtungslos durchziehen und haarfein bis kordeldick sind.

In der Vergangenheit wurden anhand der Farbe bereits erste Unterscheidungen vorgenommen, die heute als überholt gelten und nicht mehr angewendet werden, So unterschied Karsten 1789 Kieselschiefer in Gemeinen Kieselschiefer und Lydischer Stein. Nach Karsten zeichnet sich der Gemeine Kieselschiefer („Silex schistosus vulgaris“) durch eine hellere Farbe als der Lydische Stein („Silex schistosus lydius“ )aus, der deutlich dunkler gefärbt ist.
Friedrich Ernst von Liebenroth definiert als Kieselschiefer eine „Steinart mit vielen Quarzadern“. Lydischer Stein dahingegen ist, „wenn Kieselerde mit Thon in feinschiefrigen dünnen geraden Blättern innig gemischt, dabei von schwarzer oder schwarzgrauer Farbe ist“.

Die Farbe wiederum ist auf die mineralische Zusammensetzung von Kieselschiefer zurückzuführen, denn der Hauptbestandteil von Kieselschiefer sind Radiolarien; mikroskopisch kleine Rädertierchen, die farblos sind. Der dunkle Teil von Kieselschiefer besteht aus Bitumen.
Weitere Gemengteile, die am Aufbau von Kieselschiefer beteiligt sind, sind Glimmer, Calcit sowie in geringen Anteilen auch Tonminerale.
Teilweise wechselt die Farbe untereinander ab, wirkt beinahe schichtartig, was Ausdruck der wechselnden Zufuhr der farbgebende mineralischen Bestandteile ist.
Die weißen Streifen bzw. marmorartigen Muster dahingegen bestehen aus Quarz.

Zu den weiteren Merkmalen von Kieselschiefer zählen der muschelig-scharfkantige Bruch und dass sich das Gestein nur schwer zerlegen lässt. Feinkörnig


Entstehung und Verbreitung von Kieselschiefer

Kieselschiefer ist ein Gestein, das aus den Resten einstiger Organismen besteht: Radiolarien. Die 0,1 bis 0,5 mm kleinen Lebewesen existierten bereits vor über 500 Mio. Jahren und leben auch heute noch in Pazifischen und Indischen Ozean.

Jene Radiolarien bestehen aus einem opalhaltigen Skelett, wobei der chemische Baustein von Opal Siliciumdioxid, Kieselsäure, ist.
Die Entstehung von Kieselschiefer beginnt mit dem Ableben der Einzeller. Diese sinken auf den Meeresgrund und bilden mehrere Dezimeter mächtige Schichten. Aufgrund des Sauerstoffmangels am Boden der Ozeane findet keine Zersetzung statt. Vielmehr entsteht Schlamm, der aus verendeten Radiolarien zusammengesetzt ist.
Eine weitere Voraussetzung für die Entstehung von Kieselschiefer ist, dass die Sedimentation nicht von Ton oder Sand „gestört“ wird.
Einhergehend mit der Auflast weiterer Radiolarien verändert sich der Opal strukturell. Die kristallwasserhaltige Quarzvarietät entwässert zunehmend und geht in Chalcedon über. Parallel dazu wird die Masse immer dichter und der kompakte Charakter zeichnet sich langsam ab.
Bis aus Radiolarien ein festes Gesteins entsteht, vergehen Millionen von Jahren. Die durchschnittliche Wachstumsgeschwindigkeit beträgt 0,007 bis 0,0155 mm pro Jahr. Und aus einer ca. 5 m mächtigen Radiolarienschlick geht so ein 1m mächtiger Radiolarit hervor.

Dass das einst im Meer entstandene Gestein heute in Gebirgen wie den Alpen, Harz, Erzgebirge, Thüringer Schiefergebirge, Vogtland oder Sauerland zu finden ist, erklären tektonische Vorgänge. Prozesse der Hebung, bspw. Während der Gebirgsbildung. Mitunter sind deshalb auch geringfügig Kennzeichnen der Metamorphose zu erkennen, da die Hebung von Gebirgen nicht ohne den Einfluss von Druck und/oder hohen Temperaturen einhergeht.


Bedeutung und Verwendung von Kieselschiefer

In der Steinzeit war Kieselschiefer ein begehrter Werkstoff, aus dem Waffen und Werkzeuge angefertigt wurden. Aufgrund der scharfen Kanten, die beim Bearbeiten entstehen, konnte Kieselschiefer wie ein Messer verwendet werden – stand in puncto Schärfe allerdings Feuersteinen hintenan.

Später kam Kieselschiefer als Schleifstein zum Einsatz und machte sich außerdem einen Namen als Prüfstein bei Goldschmieden und Juwelieren. Diese strichen Gold oder Goldschmuck über das dunkle Gestein und konnten anhand der Intensität des goldfarbenen Abriebs den Feingehalt ermitteln.


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Quellen:
⇒ Karsten, D. L. G. (1789): Kieselschiefer. IN: Museum Leskeanum. Regnvm Minerale ; 1 : Cum iconibus pictis
⇒ Werner, A. G. (1791): Ausführliches und systematisches Verzeichnis des Mineralien-Kabinets des weiland kurfürstlich sächsischen Berghauptmans Herrn Karl Eugen Pabst von Ohain
⇒ Schneider, J. G. (1798): Anmerkungen über den Kieselschiefer oryctognostischen und geognostischen Inhaltes. IN: Geschichte der vorzüglichsten Mineralien des Fürstenthumes Bayreuth
⇒ Freiesleben, J. C., Hrsg. (1828): Magazin für die Oryktographie von Sachsen: ein Beitrag zur Mineralogischen Kenntniß dieses Landes und zur Geschichte seiner Mineralien
⇒ Mostler, H. (1965): Zur Einstufung der „Kieselschiefer" von der Lachtal-Grundalm (Fieberbrunn, Tirol)
⇒ Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin

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