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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.04.2024


Apachentränen

Apachentränen - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: Apache tears


Ein Indianerstamm, vulkanisches Glas und Johnny Cash

Um viele Mineralien und Edelsteine ranken sich zahlreiche Mythen. So glaubte man im Altertum, dass man nicht betrunken wird, solange man Wein aus Amethyst gefertigten Gläser trinkt.
Donnerkeile sind der Legende nach im Sand versteinerte Blitzes des nordischen Gott des Wetters Thor und Turmalin ist laut den Alten Ägyptern ein farbenfroher Stein, weil das Mineral auf dem Weg ans Sonnenlicht einen Regenbogen durchquerte und dabei die Farben aufsaugte.

Die Sage um Apachentränen ist nicht nicht so alt und stammt aus der Zeit der Indianerkriege in den USA während der 1870er Jahre. Damals hatte sich die US-amerikanische Kavallerie das Ziel gesetzt, das Territorium der Ureinwohner zu erobern, wobei unter anderem die heutige Stadt Superior am Berg Apache Lead in Arizona im Fokus stand. 75 Indianer des Stammes der Apachen leisteten Widerstand; 50 von ihnen kamen ums Leben. Die Tränen der Angehörigen, die zu Boden fielen, versteinerten augenblicklich zu runden Kieseln und sind als Apachentränen erhalten geblieben – ein trauriges Schicksal, das Johnny Cash 1964 als Inspiration für seinen Song „Apache Tears“ diente.



Eigenschaften von Apachentränen

Tatsächlich handelt es sich bei Apachentränen nicht um Fossilien, sondern um Obsidian. Obsidian wiederum wird in der Geologie genau wie Bims, Pechstein und Perlit als vulkanisches Glas definiert und ist damit eine Unterart der Gesteine magmatischen Ursprungs.

Das Besondere an vulkanischen Gläsern ist das Gefüge, bei dem keine Kristallstruktur der Mineralien vorhanden ist (amorph), aus denen das Gestein aufgebaut wird. Anmerkung: Mineralien sind die Bausteine von Gesteinen; Näheres: Der Unterschied zwischen Gesteinen und Mineralien.
Obsidian und damit auch Apachentränen sind kieselsäurereiche Gesteine; der Gehalt an Kieselsäure beträgt bis zu 70 Prozent. Zudem enthält Obsidian bis zu einem Prozent Kristallwasser.

Die Farbe von Apachentränen ist dunkel und variiert zwischen dunkelgrau und schwarz, was auf die eisenhaltigen Mineralien Hämatit und Magnetit im Gestein zurückzuführen ist.
Teilweise sind Apachentränen von einer weißlichen bis hellgrauen Schicht überzogen, bei der es sich nicht wie beispielsweise Bernstein um eine Verwitterungskruste handelt, sondern um Perlit, der dem Gestein anhaftet.
Die Strichfarbe – die Farbe, die sich zeigt, wenn ein Mineral oder Gestein über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist weiß bis hellgelb.

Apachentränen weisen ein kompaktes und glasartiges Gefüge auf. Einzelne Mineralien wie z.B. bei Granit, Gneis oder Larvikit sind nicht zu erkennen. Im Laufe der Jahrtausende kann Obsidian entglasen und es entstehen Kristalle von strahlenförmiger Gestalt, die an Schneeflocken erinnern. Jenes Gestein wird Schneeflockenobsidian genannt.
Ein weiteres Merkmal von Apachentränen ist die Beschaffenheit der Oberfläche, die nicht gänzlich glatt ist, sondern leicht gefurcht und uneben ist.

Der Glanz von Apachentränen ist wie für vulkanische Gläser typisch glasartig. An Bruchstellen zeigt sich ein muscheliges Muster; zudem sind die Bruchkanten sehr scharfkantig. Gegen das Licht gehalten sind Apachentränen von durchscheinender bis undurchsichtiger Transparenz. Die Dichte beträgt 2,5 bis 2,6 g/cm³.

Die Mohshärte von Apachentränen schwankt zwischen 5 und 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach Friedrich Mohs (deutscher Mineraloge; 1773 bis 1839), weshalb Apachentränen bzw. Obsidian als mittelharte Gesteine eingestuft werden.


Entstehung und Verbreitung von Apachentränen

Die Entstehung von Apachentränen steht im Zusammenhang mit Vulkanismus, insofern Obsidian als magmatisches Gestein extrusiver Herkunft definiert wird, d.h., Obsidian entsteht infolge der sehr schnellen Abkühlung von Lava, die an die Erdoberfläche gelangt ist und durch den hohen Temperaturunterschied zwischen Lava und Luft respektive Lava und Wasser erkaltete. Die Verfestigung der flüssigen Gesteinsschmelze erfolgte so schnell, dass die für die Kristallbildung notwendige Zeit nicht gegeben war und die Mineralien amorph erhärteten.

Der Großteil aller Apachentränen wird in Arizona gefunden. Weitere Vorkommen existieren in Nevada/USA.


Verwendung und Bedeutung von Apachentränen

Apachentränen haben sich vor allem in der Heilsteinkunde einen Namen gemacht und werden als Heilsteine und Chakrasteine angeboten, ohne dass die Heilwirkung von Apachentränen in klinischen Studien belegt werden konnte. Daneben gibt es Apachentränen zu Schmuck verarbeitet zu kaufen.


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Quellen:
⇒ Zappe, J. R. (1805): Mineralogisches Handlexikon, oder alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, nach ihrer alten und neuen Nomenclatur und Charakteristik, ihrem geognostischen Vorkommen und ökonomisch-technischen Gebrauche, sammt der in die Ordnung des Alphabets eingeschaltenen Erklärungen der zur Charakteristik gehörenden Kunstwörter. Wien. Anton Doll Verlag
⇒ Ludwig, C. F. (1803): Handbuch der Mineralogie nach A. G. Werner. Erster Theil: Oryctognosie
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München



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