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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.04.2024


Labradorit

Labradorit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: labradorite | französisch: labradorite


spektrolith - Aufnahme des Minerals
Labradorit-Varietät Spektrolith

Inhaltsverzeichnis Labradorit


Labradorit – Vielfarbiger Feldspat

Die Anfänge des Namens Labradorit gehen auf den deutschen Geologen Nathanael Gottfried Leske (1751 bis 1786) zurück. Leske befasste sich als einer der ersten ausführlich im Rahmen seiner „Abhandlung von einigen sich wandelnden, zum Feldspath gehörigen Steinen aus Labrador“ mit dem Mineral Labradorit.
Neben mineralogischen Fakten klärt Leske auch die Entstehung des Namens Labradorit, wonach im Jahr 1774 ein Schiffer namens Roger Kurtis vor der Küste Labradors - konkret auf der St. Pauls-Insel - einen „schönen blauen, ins rothe spielenden Stein“ fand.

Bis sich der Begriff Labradorit in der Mineralogie durchsetzen konnte, unter anderem wie folgt gelistet:

  • Labrador-Feldspath (Karsten, 1800)
  • Edler Feldspath (Leonhard, 1821)
  • Schiller-Spath (Mohs 1839)
  • polychromatischer Feldspath (Kruenitz, 1792)

Ungefähr zeitgleich zur Entdeckung auf der kanadischen Halbinsel Labrador berichtet Franz von Kobell (deutscher Mineraloge, 1803 bis 1882), dass 1780 ein „farbenspielender Labrador“ in Peterhof nahe St. Petersburg im Nordwesten von Russland gefunden wurde.


Eigenschaften von Labradorit

Labradorit ist kein eigenständiges Mineral, sondern eine Mischung aus den Mineralen Albit und Anorthit (= Plagioklas-Feldspat). Aufgrund der chemischen Zusammensetzung Na[AlSi3O8]Ca[Al2]Si2O8] handelt es sich bei Labradorit um einen Vertreter der Mineralklasse der Silikate; im Speziellen wird Labradorit der Feldspatgruppe (kurz: Feldspat) zugeordnet.

Labradorit kristallisiert dem triklinen Kristallsystem folgend und bildet tafelige, prismatische Kristalle, die Leske mit „kleinen zarten Blättern, ganz innig und genau mit einander verbunden“ vergleicht und die wie „Schaalen oder kleine Schichten abgetheilet sind“. Gut ausgebildete Labradorit-Kristalle werden jedoch nicht häufig gefunden, vielmehr erscheint das Mineral in Form massiger, körniger und derber Aggregate.

Die Transparenz von Labradorit ist durchscheinend, mitunter auch durchsichtig bei glasartigem bis mattem Glanz. Zudem zeichnet sich Labradorit durch einen unebenen, splittrigen Bruch sowie eine vollkommene Spaltbarkeit aus.

Die Mohshärte von Labradorit – der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralen nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) folgend – beträgt 6 bis 6,5. Demzufolge ist Labradorit kein Edelstein. Dem Mineral fehlt die für die Edelstein-Definition erforderliche Härte. Bis vor wenigen Jahren wurden Mineralien mit einer Härte unter 7 als Halbedelsteine bezeichnet; der Begriff wurde nun aber zugunsten der Bezeichnung Schmuckstein abgelöst. Die Dichte des Feldspatminerals wird mit 2,69 bis 2,7 g/cm³ angegeben.


labradorite - Mineral und Kristalle
Labradorit

Die Farbe von Labradorit

Die Farbe von Labradorit ist dunkelgrau bis schwarz.
Die Besonderheit – das für das Mineral typische Labradorisieren: ein Schillern in blau, grün, orange, rot und gelb bzw. die „Farbenwandlung“ (Leonhard, 1813) in „grün und blau, …, lasurblau und grasgrün, …, zeisiggrün gestreift“ (Werner, 1791), „schillernd, theils Messing- oder Tombackglanz“ (Blumenbach, 1825) präsentiert sich erst bei unterschiedlichen Betrachtungswinkeln, wie auch Leske beobachtete: „wandelt seine Farbe, …, himmelblau, …, hell-schmalte-blau, …, karmoisinroth, blau und lauchgrün gemischt, … bey jeder Veränderung der Lage des Steins zeigen sich verschiedene Farben“.

Die Strichfarbe von Labradorit – die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird - ist weiß.


Labradoreszenz

Die Begründung des Labradorisierens wird ursächlich mit dem Aufbau des Minerals erklärt. Unter dem Mikroskop erkennt man bei Labradoritkristallen Zwillingslamellen. Fällt nun Licht auf diese Lamellen, kommt es zu farbenfrohen Interferenzerscheinungen und Spiegeleffekten auf der Mineraloberfläche.

Besonders ausgeprägt ist das Labradorisieren bei der Varietät Spektrolith, bei dem das Licht in alle Spektralfarben zerlegt wird. Ein einzigartiger Effekt, der nur bei Spektrolithen beobachtet wurde, die ausschließlich in Finnland vorkommen.

Anders verhält sich das Labradorisieren beim weißen Labradorit. Die Grundfarbe von weißem Labradorit ist weiß, zeigt aber ein blaues Schillern, das mit der Optik von Mondsteinen vergleichbar ist. Die Verwirrung ist teilweise groß, da diese Labradorit-Varietät im Handel mitunter als Regenbogen-Mondstein oder Schwarzer Mondstein verkauft wird.



Entstehung und Verbreitung von Labradorit

Labradorit ist ein Mineral, das mitunter in metamorphen Gesteinen gebildet wird; weit häufiger jedoch kristallisiert Labradorit aus silikatreichen Schmelzen bzw. niedrig temperierten Restschmelzen als Mineral magmatischen Ursprungs aus.

Dementsprechend ist Labradorit Bestandteil zahlreicher Gesteine wie Amphibolit, Troktolith, Larvikit, Essexit, Anorthosit, Gabbro, Dacit, Basalt, Diorit oder auch Norit.

Die Begleitminerale von Labradoriten sind übersichtlich: neben Magnetit sind es vor allem Amphibole, Pyroxen-Minerale und Olivine, die zusammen mit dem Feldspat-Mineral vorkommen.

Neben der Typlokalität in Kanada ist Labradorit befinden sich weitere Fundorte des Minerals auch in Norwegen; Schweden; Finnland (hier bekannt als Spektrolith, weist alle Spektralfarben auf), Russland; Schottland; England; Nesselgrund (Thüringen), Eifel und Franken/Deutschland; bei Graz und im Mostviertel/Österreich; Italien; Tschechien; Slowakei; Kongo; Madagaskar; Ukraine; Iran; Indien; China; Japan; Australien; Paraguay und in den USA.


Verwendung und Bedeutung von Labradorit

Labradorit wird insbesondere zu Schmuck (Ringe, Ohrringe, Ketten, Anhänger, Armbänder) verarbeitet. Steine, die ein ausgeprägtes Labradorisieren in Blau, Violett und Grün zeigen, gelten als Labradorite von höchster Qualität und werden zu entsprechenden Preisen verkauft. Um die Wirkung des Farbenspiels bzw. die Labradoreszenz zu betonen, werden die Steine vorrangig in glatten Schliffen - Cabochon, Perle, Kugel, Donut,Trommelstein - gehalten. Facettierte Schliffe finden weniger Anwendung. Da Labradorite vergleichsweise empfindlich sind, leicht zerkratzen würden oder zum Splittern neigen, werden zu Schmuck verarbeitete Steine mit Harzen oder Wachsen versiegelt.

Ebenfalls von Bedeutung ist Labradorit für die Herstellung von Natursteinplatten und Arbeitsplatten.

Daneben wird Labradorit in der Alternativheilkunde als Heilstein angewendet, ohne dass die Heilwirkung von Labradorit in klinischen Untersuchungen bestätigt werden konnte.


labradorit Foto
Spektrolith

Labradorit bestimmen

Labradorit ist in Säuren löslich und schmilzt in der Flamme. Außerdem fluoresziert das Mineral in Form von gelblichen Bändern, Pleochroismus hingegen ist nicht vorhanden.


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Quellen:
⇒ Leske, N. (1778): Abhandlung von einigen sich wandelnden, zum Feldspath gehörigen Steinen aus Labrador. IN: Der Naturforscher. Zwölftes Stück
⇒ Karsten, D. L. G. (1789): Des Herrn Nathanaël Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinet. Erster Band. Verlag I.G. Müllersche Buchhandlung
⇒ Werner, A. G. (1791): Ausführliches und systematisches Verzeichnis des Mineralien-Kabinets des weiland kurfürstlichen sächsischen Berghauptmans Herrn Carl Eugen Pabst von Ohain. Erster Band
⇒ Krünitz, J. G. (1792): Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Stats-Stadt-Haus- und Land-Wirthschaft. und der Kunst-Geschichte. 58. Teil
⇒ Leonhard, K. C. von (1821): Handbuch der Oryktognosie
⇒ Blumenbach, J. F. (1822): Handbuch der Naturgeschichte. Zehnte Ausgabe. Göttingen
⇒ Mohs, F. (1839): Leichtfaßliche Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mineralreiches. Zweiter Theil
⇒ von Kobell, F. (1864): Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Zweiter Band. Geschichte der Mineralogie
⇒ Leonhard, G. (1873): Katechismus der Mineralogie
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - labradorite

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