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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Tansanit

Tansanit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: tanzanite | französisch: tanzanite


tansanit.png FotoTansanit

Tansanit - Der blaue Edelstein aus Afrika

Der erste Tansanitkristall wurde im Juli 1967 von Manuel d`Souza (1913 bis 1969) entdeckt. Der aus Indien stammende Prospektor war jedoch eigentlich auf der Suche nach neuen Goldvorkommen in den Merelani Hills, die sich in der Region Arusha im Nordosten Tansanias befinden. Tatsächlich ist der Ort der Erstentdeckung, die sogenannte Typlokalität, auch heute noch der Ort, wo das blaue Mineral abgebaut wird.

Manuel d´Souza ging bei seinem Fund allerdings davon aus, dass das blaue Mineral der Merelani Hills Mineral um Dumortierit oder Saphir wären.
Nachdem sich das Gemological Institute of America (GIA) in den USA intensiver mit den blauen Kristallen beschäftigten, zeigten die mineralogischen Untersuchungen, dass das Mineral aus Afrika ein bislang unbekanntes Mineral ist.
Anfangs wurde der "neue" Edelstein als blauer Zoisit getauft, doch alsbald erkannte der US-amerikanische Juwelier das Potential des sehr seltenen Minerals und gab ihm 1968 den Namen Tansanit - angelehnt an die Vorkommen in Tansania.

Der Name Tansanit wiederum ist Henry B. Platt (1924 bis 2015) zu verdanken, damals Vizepräsident von Tiffany´s, der in einem späteren Interview sagte, dass man den blauen Edelstein hätte auch Tiffanyit oder Plattit nennen können, der Name Tansanit aber treffender wäre.


Inhaltsverzeichnis Tansanit


Eigenschaften von Tansanit

Tansanit ist ein Silikatmineral mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Al3(SiO4)3OH und wird zudem als die blaue Varietät von Zoisit definiert.

Tansanit kristallisiert dem orthorhombischen Kristallsystem folgend. Die Kristalle von Tansanit sind prismatisch und weisen häufig eine oberflächliche Riefung auf. Große Kristalle sind bei Tansanit eine Rarität. Durchschnittlich bringen die aktuellen Funde zwischen einem halben bis zehn Karat auf die Feinwaage.

Der Glanz von Tansanit wird als glasartig beschrieben, auf frischen Spaltflächen auch perlmuttartig. Tansanit ist von durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz.

Augenreine Tansanite, die sehr klar wirken und bei denen mit dem bloßen Auge keine Einschlüsse zu erkennen sind, überwiegen gegenüber lupenreinen Tansaniten, die unter 10-facher Vergrößerung mit der Lupe keine Makel aufzeigen.

Die Spaltbarkeit des Minerals ist vollkommen, der Bruch ist uneben bis spröde.

Tansanit weist eine Mohshärte von 6,5 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) auf – vergleichbar mit Quarz, und zählt damit zu den harten Mineralien.
Folglich erfüllt Tansanit zwar nicht das Kriterium der Edelsteinhärte, wofür die Mohshärte über 7 liegen muss, aber aufgrund der Seltenheit und der charakteristische Farbe wird Tansanit dennoch als Edelstein definiert.
Die Dichte beträgt 3,2 bis 3,4 g/cm³.


Die Farbe von Tansanit

Die Farbe von Tansanit ist blau in allen erdenklichen Nuancen und Farbtiefen: hellblau, graublau, ultramarinblau, indigoblau, saphirblau, royalblau, bräunlich-blau, violettblau und blauviolett, sodass Tansanit auf den ersten Blick leicht mit anderen blauen Edelsteinen und Mineralien wie Spinell, Amethyst, Lazulith, blauen Diamanten, Saphir und Cordierit verwechselt werden kann.

Im Laufe des vergangenen Jahrhunderts hat sich herausgestellt, dass vor allem größere Kristalle von besonders intensiver, kräftiger Farbe sind. Der Großteil der heute noch abgebauten Tansanite ist vergleichsweise blaßblau oder graublau.

Am begehrtesten und teuersten sind blauviolette Tansanite, d.h. Steine, bei denen der Blauton ausgeprägter als das Violett ist. Die Tatsache, dass Tansanit gleichzeitig sowohl von violetter wie auch blauer Farbe ist – was insbesondere bei geschliffenen Tansaniten deutlich wird, wird in der Mineralogie als Pleochroismus definiert.
Der Mineraloge Thomas Thompson beschrieb die `Dreifarbigkeit` Tansanit - wobei sich die einzelnen Farben mit Änderung des Betrachtungswinkels und abhängig von der Lichtquellen präsentieren - 1969 als "bluer than a sapphire, purple, nicer than an amethyst and a pinkish-salmon brown" - blauer als ein Saphir, violett, schöner als ein Amethyst und ein pink-lachsfarbenes Braun.

Der Ursprung des Tansanitblaus liegt in Spuren von Vanadium als farbgebendes Element im Kristallgitter begründet, weshalb Tansanit den sog. allochromatischen Mineralien zugeordnet wird – Mineralien, deren Farbe auf einem Einfluß von äußeren, nicht struktureigenen Fakotoren beruht.

Trotz der vielen Blautöne ist die Strichfarbe, der pulverisierte Abrieb, der beim Streichen über ein unglasiertes Porzellantäfelchen, die Strichtafel, entsteht, immer weiß.


Farbverbesserung von Tansanit

Ein unbehandelter, naturbelassener Tansanit ist heutzutage eine Seltenheit. Nur wenige Exemplare entsprechen dem intensiv blau-violett gefärbten Optimum. Die Steine sind entweder zu hell, ungleichmäßig gefärbt oder von gelben oder braunen Flecken durchzogen.


Gebrannter Tansanit

Die gängigste Methode zur Verbesserung und Korrektur der Farbe ist das Brennen.

Die Tansanit-Rohsteine werden dabei in Muffelöfen auf Temperaturen zwischen 370 bis 390 °C erhitzt. Die Prozedur dauert maximal eine halbe Stunde, dann schlägt die Farbe in das edle dunkle Tansanitblau um. Allerdings sind ausschließlich unversehrte Tansanite für das Brennen geeignet. Rissige oder von gasgefüllten Hohlräumen durchsetzte Tansanite würden beim Brennen zerbersten.

Ebenfall möglich ist das Umfärben von komplett gelbem oder braunem Zoisit in Tansanit, solange diese vanadiumhaltig sein. Im Zuge des Brennens kommt es zu Änderungen des Oxidationsstatus´ der Vanadiumverbindungen, die sich in der Änderung der Farbe äußern.

Ob ein Tansanit einer Farbbehandlung mittels Brennen unterzogen wurde, ist nicht immer ersichtlich, da das Brennen als farbveränderndes Verfahren nicht deklariert werden muss. Jedoch verpflichten sich immer mehr Händler und geben freiwillig Auskunft über den Brenn-Status, z.B. gebrannter Tansanit, erhitzter Tansanit oder wärmebehandelter Tansanit.


Beschichteter Tansanit

Anders verhält es sich bei der deklarationspflichtigen Ummantelung, dem Coating. Hierbei wird eine kobalthaltige Schicht auf den Tansanitkristall gebracht, die den Stein blauer strahlen lässt.


Geölter Tansanit

Eine weitere Methode setzt auf die Verwendung von Öl oder Resin/Kunstharz, um Unreinheiten in Form von Hohlräumen in den Tansanitkristallen aufzufüllen.
Bei der Wahl des Öls wird gewöhnlicherweise auf solche zurückgegriffen, deren Brechungsindex dem des Minerals entspricht, sodass das nachträgliche Auffüllen nicht auffällt, der Stein aber in der Farbe einheitlicher und reiner wirkt.


AAA-Tansanit

Die Qualität von Edelsteinen und Mineralien wird auf dem internationalen Markt unterschiedlich bewertet. Es gibt kein allgemeingültiges Statut, nach dem Edelsteine evaluiert werden.

Ein System, das sich bei geschliffenen Steinen bewährt hat, ist das A-AA-AAA-System, das jedoch nicht nach einheitlichen Maßstäben arbeitet. Ein Gutachter, der einen Edelstein mit der höchsten Güte AAA auszeichnet, wird bei einem zweiten Gutachter als AA-Stein möglicherweise geringerwertig eingestuft.

Drei Faktoren bestimmen im Wesentlichen die Qualität von Edelsteinen nach dem A-AA-AAA-System:

  • Farbe: Neben der Intensität der Farbe wird auch die Gleichmäßigkeit der Farbe sowie die Frage, ob der Stein einer Farbbehandlung unterzogen wurde, geklärt
  • Reinheit: Einschlüsse - Art und Anzahl, augenrein, lupenrein. Wurde eine Reinheitskorrektur vorgenommen?
  • Qualität des Schliffs: Harmonische Proportionen, Anzahl der Facetten entsprechen den Vorgaben des Schliffs, fehlende oder zusätzliche Facetten, sich überschneidende Facetten

Tabelle 1: A-Tansanit, AA-Tansanit und AAA-Tansanit im Vergleich
TansanitFarbeReinheitSchliff
A-Tansanit violett-blau mit grauem Obertonaugenrein bis sichtbare Einschlüssegut bis mittel
AA-Tansanit mittleres violett-blau mit Graustichaugenreingut
AAA-Tansanit intensives, dunkles Blau mit einem Hauch von Violettlupenrein bis augenreinsehr gut bis gut


Das bedeutendste Kriterium nach diesem System ist bei Farbedelsteinen wie Tansanit die Farbe.
Hochqualitative AAA-Tansanite sind eine Seltenheit (bis zu 10 % aller abgebauten Steine). Der Großteil - 50 bis 75 % - ist von A-Qualität, was die hohe Varianz der Preise von Tansaniten erklärt. 1000 Euro pro Karat sind keine Seltenheit für exklusive Tansanite.
In Zukunft wird deshalb auch mit einem weiteren Wertzuwachs zu rechnen sein. Expertinnen und Experten, die mit Tansanit als Anlageobjekt handeln, gehen derzeit von vier bis acht Prozent für Tansanit in Investment-Qualität aus.


Entstehung und Verbreitung von Tansanit

Tansanit ist ein Mineral hydrothermalen Ursprungs, kristallisiert aus heißen Fluiden vor allem in Gängen und Klüften aus.

Auch heute noch wird Tansanit am gleichen Fundort abgebaut, wo das erste Exemplar gefunden wurde. Die Tansanit-Lagerstätte in den Merelani Hills in Tansania ist der weltweit einzig bekannte Fundort des raren Minerals. Da sich die Menge der abbaubaren Tansanite zunehmend dem Ende entgegen neigt, ist in Zukunft mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen; bei kaum einem anderen Mineral gibt es eine derartige Preisentwicklung nach oben.



Verwendung und Bedeutung von Tansanit

Tansanit ist vor allem als Edelstein für hochpreisigen Schmuck von Bedeutung, nicht zuletzt auch, weil Tansanit als Jubiläumsstein für den 24. Hochzeitstag steht.
Seit der Entdeckung in den späten 1960er Jahren fasziniert der blaue Stein durch seine Farbe und etablierte sich als beliebter Schmucksteinnicht zuletzt durch die Markteinführung und Präsentation des Edeljuwelliers Tiffany & Co. Aber auch in Mineraliensammlungen avancierten Tansanite zu begehrten Mineralien, die mitunter zu den teuersten Mineralien der Welt aufgestiegen sind.

Bei der Preisbildung von Tansaniten spielt vor allem die Seltenheit eine bedeutende Rolle. Die Blütezeit der großen Tansanit-Vorkommen ist vorüber, die Lagerstätten sind erschöpft und große Kristalle von hoher Qualität (Reinheit, Farbe) werden immer weniger aufgespürt. Schätzungen zufolge wird mit dem Ende des Tansanit-Abbaus in ca. 20 Jahren gerechnet, sodass Tansanit auch als Wertanlage von Interesse ist.


Tansanit und Schmuck

Tansanit, der zu Schmuck verarbeitet wird, wird in unterschiedlichen Schliffen angeboten. Bei der Wahl des Schliffes spielt vor allem die Reinheit eine wichtige Rolle. Trübe, undurchsichtig Tansanitkristalle werden bevorzugt mit Glattschliffen (z.B. Cabochonschliff) versehen.

Kristallkare und strahlend-blaue Tansanite werden in Facettenschliffen gehalten, mit denen der o.g. Pleochroismus in Violett und Blau im Spiel mit dem Licht betont wird. Der am häufigsten bei Tansanit angewendete Schliff ist der Rundschliff, gefolgt vom Ovalschliff, aber auch andere Schliffe wie Oktagonschliff, Tropfenschliff, Navette/Marquiseschliff, Princess-Schliff, Baguetteschliff, Antikschliff und Kissenschliff sind typische Tansanit-Schliffe.

Ebenso abwechslungsreich wie die Schliffe sind die Kreationen mit Tansanit, die von puristischen Designs mit Tansanite als einzelnem Stein bis hin zu opulent gestalteten Schmuckstücken reichen, die auf funkelnde Begleitsteine wie Zirkon, weißem Saphir oder weiße Diamanten setzen.

Rohsteinschmuck mit Tansanit dahingegen setzt auf ungeschliffene Steine, die mittels Krappen- oder Zargenfassung zu Ohrringen, Ringen oder Kettenanhängern verarbeitet werden.


Heilstein Tansanit

Auch wenn Tansanit ein vergleichsweise „neues Mineral“ ist, wurde dem blauen Stein schon bald eine Heilwirkung nachgesagt. Dass Tansanit als Heilstein eine heilende Wirkung auf die Gesundheit von Körper und Psyche ausübt, konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht bewiesen werden.

Die Attribute, mit denen Tansanit als Heilstein beworben wird, decken sich oftmals mit Elementen aus der Farbenpsychologie. Blau als Farbe steht für Ruhe, Harmonie und Vertrauen, aber auch Treue und findet sich in einigen Versprechungen über die vermeintliche Wirkung wieder.

Daneben gilt Tansanit als Glücksstein für im Dezember Geborene (sog. Monatsstein/Geburtsstein).


Der größte Tansanit der Welt

Der größte Tansanit, der jemals gefunden wurde, trägt den Namen "The Mawenzi"-Tansanit. Entdeckt wurde der 16.839 Karat (= 3,367 kg) schwere blaue Tansanit im Jahr 2005. Ebenfalls hochkarätig ist der "Kilimandscharo-Tansanit", der im ungeschliffenen Zustand ein Gewicht von 11.000 Karat auf die Waage bringt.


Nachweis/Echtheit von Tansanit

Tansanit weist einen sehr ausgeprägten Pleochroismus auf und erscheint in intensivem Violett, Blau, Grüngelb und Braun.


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Auch interessant:


Quellen:
⇒ Wall Street Journal (1968): Tiffany discloses finding what may be a new gem.
⇒ Bank, H. (1968): Tansanit - Neue Varietätsbezeichnung fpr strontiumhaltigen trichroitischen Zoisit. IN: Gold + Silber, Uhren + Schmuck. Nr. 11
⇒ Thompson, T. (1969): A semiprecious discovery in East Africa starts a jewel rush. Tanzania to Tiffany´s. IN: LIFE
⇒ Hurlbutt, C. S. (1969): Gem Zoisite from Tanzania. IN: American Mineralogist. Vol. 54
⇒ Dirlarn, D. M., Misiorowski, E. B., Tozer, R., Stark, K.B. und Bassett, A. M. (1992): Gem Wealth of Tanzania. IN: GEMS & GEMOLOGY Summer 1992
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ Cohen, A. (2015): Henry B. Platt, Scion Who Gave Tiffany Sparkle, Dies at 91. IN: The New York Times, 29. Juli 2015
⇒ Hughes, R. (2020): Oiled Tanzanite . IN: GEMS & GEMOLOGY WInter 2020
⇒ Vincent, F., Coste-Manière, I. und Basseporte, M. (2021): Tanzanites. The Maissai sustainable dilemma. IN: Sustainable Luxury and Jewelry
⇒ Tiffany & Co. (2021): Tiffany Colored Gemstones
www.mindat.org - Tanzanite

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