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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 19.04.2024


Vesuvianit

Vesuvianit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: vesuvianite | französisch: vesuvianite

Vesuvianit
Vesuvianit (Quelle: Reinhard Brauns: Das Mineralreich, 1903)

Vesuvianit - Ein Mineral vom Vesuv

Bevor das Mineral Vesuvianit als eigenständiges Mineral identifiziert wurde, hielten die Mineralogen der Vergangenheit das Mineral für Hyazinth, eine Varietät von Zirkon - siehe auch die Erstbeschreibung des französischen Mineralogen Jean-Baptiste Romé de L’Isle (1736 bis 1790), die 1783 unter dem Titel „Hyacinthe du Vesuve“ veröffentlicht wurde.
1795 befasste sich sein Kollege Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) mit dem Mineral und nannte es in Anlehnung an die Typlokalität – der erste bestätigte Fundort eines Minerals – am Vulkan Vesuv bei Neapel in Italien Vesuvianit, "weil er vermuthet, daß sie (diese Steingattung) nur allein am Vesuv zu Hause sey" (Estner, 1795).
Der Mineraloge René-Just Haüy (1743 bis 1822) hingegen gab dem Mineral den griechischstämmigen Namen Idokras bzw. "Idocrase, d.h. eine gemischte Gestalt" (Haüy, 1804), weil die Form der Kristalle sehr variabel sein kann.


Eigenschaften von Vesuvianit

Tabelle: Die Eigenschaften von Vesuvianit
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung (Ca,Na)19(Al,Mg,Fe)13(SiO4)10(Si2O7)4(OH,F,O)10
Mineralklasse Silikate
Farbe
  • gelb, honiggelb, gelbbraun
  • grün: Californit, Vesuvian-Jade
  • hellblau: Cyprin
  • braun: Egeran
  • violett
Strichfarbe weiß
Kristallsystem
  • tetragonal
  • tafelige, prismatische, säulige Kristalle
  • "in vierseitigen, kurzen Säulen mit abgestumpften Kanten und sehr stumpfen Endspitzen" (Blumenbach, 1797)
Glanz glasartig, fettig bis matt
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch splittrig, uneben, muschelig
Spaltbarkeit undeutlich
Mohshärte 6 bis 7
Dichte 3,32 bis 3,43 g/cm³


Vesuvianit
gelber Vesuvianit (Fundort: Pfirscher Tal)

Laut dem Mineralogen Cornelius August Doelter y Cisterich (1850 bis 1930) sind vor allem "die hyazintähnlichen, oft in´s Honiggelbe übergehenden, durchsichtigen Krystalle vom Vesuv, dann die tief grasgrünen, smaragdgrün bis olivengrün gefärbten vom Alathal in Piemont" begehrt.
Die Farbe von Vesuvianit kann aber Brocchi und Bloedau 1817 zufolge aber auch "weißlichgrau, gelblichbraun, stroh- und grünlichgelb, blaßfleischroth, pistazien-, oliven-, gras- und schmaragdgrün" sein, genau wie die Kristalle von "röthlich-, leber- und nelkenbrauner Farbe" (Emmerling, 1797) sein können.


Entstehung und Verbreitung von Vesuvianit

Vesuvianit ist ein Mineral metamorphen Ursprungs, das aber auch im Zuge der Kontaktmetamorphose entstehen kann, wenn bspw. aus dem Erdinneren aufsteigende Magma bereits bestehende Gesteine und Mineralien im Chemismus ändert. Dementsprechend sind die Vorkommen an Skarn oder Marmor als Muttergestein gebunden mit Calcit, Afghanit, Chlorit, Demantoid, Diopsid, Epidot, Gehlenit, Grossular (Granat), Peridot und Wollastonit als begleitende Mineralien.

Grüner Vesuvianit
Grüner Vesuvianit (Fundort: Val di Sasa, Italien)

Bedeutende Vesuvianit-Vorkommen existieren weltweit: Grönland, Norwegen, Schweden, Finnland, England, Frankreich, Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien, Slowakei, Italien, Russland, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Marokko, Madagaskar, Pakistan, Afghanistan, Iran, Indien, Indonesien, Japan, China, Australien, Peru, Argentinien, Brasilien, Kanada und in den USA.


Vesuvianit-Fundstellen in Deutschland

  • Baden-Württemberg: Berghaupten, Detzeln
  • Bayern: Hötzendorf, Kulmbach, Oberkotzau, Pfaffenreuth, Röhrnbach, Saunstein, Wunsiedel
  • Niedersachsen: Goslar
  • Sachsen: Beierfeld, Schwarzenberg, Tirpersdorf
  • Sachsen-Anhalt: Thale

Bedeutung und Verwendung von Vesuvianit

Trotz der weltweit häufigen Vorkommen ist Vesuvianit weniger von wirtschaftlicher Bedeutung.
Vielmehr wird das Mineral zu Schmuck verarbeitet, wobei der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) 1896 anmerkte, dass nur kristallklare und intensiv grüne Exemplare als "Schmucksteine geschliffen" werden und als "Vesuvische Gemme" in den Handel kommen und dabei - aufgrund der Qualität - Kristalle vom Vesuv und dem Alathale im Piemont bevorzugt werden.


Auch interessant:


Quellen:

  • Romé de L´Isle, J. R. (1783): Gemmes. IN: Cristallographie, ou description des formes propres à tous les corps du règne minéral. Seconde édition
  • Klaproth, M. H. (1795): Chemische Untersuchung des Vesuvians. Vesuvian vom Vesuv. IN: Beiträge zur chemischen Kenntnis der Mineralkörper
  • Blumenbach, J. F. (1797): Vesuvian. IN: Handbuch der Naturgeschichte
  • Emmerling, L. A. (1797): Vesuvian. IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Haüy, R. J. und Karsten, D. L. G. (1804): Idokras. IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Brocchi, G. und Bloedau, C. A. (1817): Vesuvian. IN: J. Brocchi's mineralogische Abhandlung über das Thal von Fassa in Tirol. Mit Zusätzen, einem Kärtchen des Thales von Fassa und einem Blatt Gebirgs-Durchschnitten versehen
  • Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Vesuvian. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
  • Bauer, M. (1896): Vesuvian (Idokras).. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc
  • Brauns, R. (1903): Vesuvian. IN: Das Mineralreich. Band 2
  • Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
  • Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • www.mindat.org - Vesuvianite

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