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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 30.01.2024


Roter Beryll

Roter Beryll - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: red beryl | französisch: béryl rouge


Roter Beryll

Roter Beryll, Bixbit und Roter Smaragd

Roter Beryll und Bixbit – ein Mineral mit zwei Namen.
Nachdem die ersten roten Beryll-Kristalle 1897 in der Maynard Topaz Mine im Juab County in den USA gefunden wurden, gab der deutsche Mineraloge Alfred Eppler (1867 bis 1923) im Jahr 1912 diesen den Namen Bixbit – angelehnt an den Entdecker des Minerals: Maynard Bixby (1853 bis 1935, US-amerikanischer Schürfer).
Um Verwechslungen mit dem ähnlich klingenden Mineral Bixbyit zu vermeiden, hat sich anstelle von Bixbit mittlerweile der Name Roter Beryll etabliert.
Teilweise wird Roter Beryll auch als Roter Smaragd bezeichnet, um die Bekanntheit und den Wert des roten Edelberylls zu steigern.


Roter Beryll – Eigenschaften

Roter Beryll ist die rote Varietät der Beryllgruppe, die neben grünem Smaragd und blauem Aquamarin zudem die Mineralien Goshenit, Goldberyll/Heliodor, Rosterit, Pezzottait, Vorobyevit und Morganit umfasst.


Die Farbe von Rotem Beryll

Das Rot von Rotem Beryll ist sehr abwechslungsreich und reicht von einem reinen Rot bis hin zu Rottönen mit einem Stich ins Orangefarbene, Blaue oder Violette und kräftigem Pink.
Mitunter wird intensiv roter Beryll im Handel als Stoplight Red Beryl (Ampelroter Beryll) verkauft, himbeerfarbener Beryll trägt manchmal den Handelsnamen Bubble Gum Red Beryl (Kaugummiroter Beryll).

Der Ursprung der Farbe liegt im Kristallgitter des roten Edelsteins befindlichen farbgebenden Manganionen begründet, aber auch Eisen wurde als farbgebendes Element von Rotem Beryll identifiziert. In der Mineralogie werden solche Farbe als allochromatische Farben bezeichnet, da die Farbe auf einen Fremdeinfluss von außen zurückzuführen ist.

Die Farbe ist allerdings nicht in allen Kristallen gleichmäßig verteilt. Roter Beryll neigt zur Farbzonierung, d.h.: verschiedene Rottöne wechseln sich innerhalb eines Kristalls ab und führen zu interessanten Mustern. Typisch sind Dreiecke und sanduhrartige Formen, deren Rot sich von der Hauptfarbe abhebt.

Bedingt durch die Farbe kann Roter Beryll unter anderem mit Rubellit, Rubin und Granat oder dem Kunstkristall Zirkonia verwechselt werden.
Die Strichfarbe von Rotem Beryll, d.h., der pulverisierte Abrieb, der entsteht, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird, ist weiß.


Einschlüsse in Rotem Beryll

Entstehungsbedingt kann Roter Beryll zahlreiche Unreinheiten aufweisen, sog. Impurities, die die Transparenz des Edelsteins beeinträchtigen können.
Shigley et al. (2003) nennen als Ursache vor allem Einschlüsse von Gasen und Flüssigkeiten, aber auch Heilungsrisse bzw. Frakturen sowie Fremdmineralien im Kristall wirken sich störend auf den kristallklaren Charakter aus.
Manche Einschlüsse sind mit dem Auge erkennbar, andere werden erst unter dem Mikroskop sichtbar. So gleichen Heilungsrisse etwa Fingerabdrücken.
Zu den am häufigsten vorkommenden Fremdmineralien im Roten Beryll zählen laut Shigley et al. (2003) Milchquarz, Feldspat, Hämatit und Goethit-Nadeln.


Edelberyll Roter Beryll

Mit einer Mohshärte von 7,5 bis 8 erfüllen Rote Berylle die Kriterien der Edelsteinhärte, d.h., die Mohshärte weist einen höheren Wert als 7 auf der zehnstufigen Skala nach Friedrich Mohs (1773 bis 1839) auf (1 = sehr weich, 10 = sehr hart).
Die Härte ist neben der Farbe auch der Grund, warum Roter Beryll vor allem für die Schmuckbranche interessant ist. Mineralien von besonders hoher Härte gelten als langlebiger und neigen weniger zum Zerbrechen oder Splittern, weshalb Roter Beryll zur Klasse der Edelberylle zählt.


Tabelle: Die Eigenschaften vom Roten Beryll
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung Be3Al2Si6O18
Mineralklasse Oxidmineral
Farbe rot
Strichfarbe weiß
Kristallsystem
  • hexagonal
  • prismatische, langsäulige Kristalle
  • körnige, massige Aggregate
Glanz matt bis glasartig
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch uneben, muschelig
Spaltbarkeit undeutlich
Mohshärte 7,5 bis 8
Dichte 2,65 bis 2,75 g/cm³


Schönheitsbehandlung von Rotem Beryll

Roter Beryll ist einer der wenigen Edelsteine, dessen Farbe Mutter Natur zu verdanken ist.
Im Gegensatz zu anderen Mineralien, deren Farbe nachträglich mit verschiedenen Methoden verbessert, ausgeglichen oder gänzlich geändert werden kann, wird bei Rotem Beryll keinerlei Farbverbesserung vorgenommen. Der Grund ist einfach: Die Kristalle sind zu empfindlich und würden bspw. beim Brennen infolge der Hitzezufuhr zerbersten.

Einzig an der Korrektur der Reinheit wird gearbeitet, wobei Zedernöl oder Paraffin zum Einsatz kommen und unter Druck in den Kristall geleitet werden.
Dadurch dass der Brechnungsindex dieser Substanzen dem von Rotem Beryll nahekommt, fällt die "Injektion" nach Abschluß der Behandlung nicht auf. Vielmehr wirkt der Stein klarer und auch farblich harmonischer und ausgeglichen.


Synthetischer Roter Beryll

Dass parallel zu echten Edelsteinen auch Synthesen oder Imitationen im Umlauf sind, ist kein Geheimnis.
Die ersten künstlichen und unter Laborbedingungen gezüchten Roten Berylle erschienen in den 1990er Jahren und stammen aus Shubnikov Institute of Crystallography in Moskau/Russland (Shigley, 2001).

Das Verfahren, das dabei zur Anwendung kommt, trägt den Namen Hydrothermalverfahren. Ein Starterkristall - in der Regel ein synthetischer Beryll - wird in einem Autoklav im Vakuum einer Lösung aus "flüssigem Beryll" ausgesetzt. Zur Gewinnung der Farbe kommt zusätzlich Kobalt und Mangan ins Spiel. Bei Temperaturen von etwa 600 °C und einem Druck in Höhe von 2.000 kbar wachsen binnen Tagen die künstlichen Kristalle heran.

Optisch sind die Zuchtkristalle von echtem Roten Beryll nur schwer zu unterscheiden.
Die Farbe gleicht dem Original, Einschlüsse wurden gezielt eingearbeitet und auch die Zonierung ist vorhanden, auch wenn diese eher zackenförmig ausgeprägt ist.


Roter Smaragd

Bisweilen werden Rote Berylle im Handel unter der Bezeichnung Roter Smaragd verkauft. Hinter dem Handelsnamen steckt die Marketingstrategie, die Bekanntheit des Namens Smaragd „auszunutzen“. Der Name Smaragd ist wesentlich geläufiger als Beryll oder Bixbit und steht zudem für einen edlen, wertvollen und hochpreisigen Stein. Auch wenn Rote Berylle und Smaragde Vertreter der Beryllgruppe und damit mineralogisch verwandt sind, handelt es sich bei Roten Beryllen bzw. Roten Beryllen nicht um einen Varietät des grünen Smaragds.


Roter Beryll – Entstehung und Verbreitung

Roter Beryll kann unter magmatischen wie auch metamorphen Verhältnissen entstehen (siehe: Die Entstehung von Mineralien), wobei Granit, Pegmatit, Rhyolith und Syenit die häufigsten Muttergesteine von Rotem Beryll sind; oftmals mit Hämatit, Bixbyit, Spessartin, Topas und Quarz vergesellschaftet.

Neben der Typlokalität in der Topas-Mine in Utah sind weitere Vorkommen von Rotem Beryll in Utah sowie New Mexiko/USA und Indien, Südafrika sowie Argentinien bekannt.


Roter Beryll – Bedeutung und Verwendung

Rote Berylle sind vor allem als Sammlermineral von Bedeutung, werden aber auch zu Schmuck verarbeitet, wobei die roten Steine aus dem Violett Claim in den Wah Wah Mountains im Beaver County/Utah/USA angesichts der strahlenden Farbe und hohen Reinheit als besonders qualitativ hochwertig von allen Roten Beryll-Vorkommen eingestuft werden.

Außerdem wird Roter Beryll als Heilstein verkauft, ohne dass die Wirkung von Rotem Beryll auf die Gesundheit in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen werden konnte.


Investmentedelstein Roter Beryll

Die Farbe Rot gilt unter allen Beryllen als die seltenste und zählt dadurch bedingt zu den teuersten Edelsteinen der Welt. Allerdings ist der Großteil der Kristalle im Vergleich zu anderen Beryllen von geringer Größe: im Schnitt 0,15 Karat (= 0,03 Gramm). Der bislang größte Rote Beryll, der jemals gefunden wurde, bringt ein Gewicht von 54 Karat (= 10,8 Gramm) auf die Waage. Der größte geschliffene Rote Beryll wiegt acht Karat. Im Zuge des Schleifens geht ein erheblicher Teil des Rohsteins verloren, was aber wiederum den Wert steigert. Der Anteil des Schliffs am Preis eines Edelsteins kann bis zu 40 % ausmachen.
Noch gewichtiger ist allerdings wie bei allen Farbedelsteinen die Qualität der Farbe; sprich: die Intensität der Farbe, der konkrete Farbton sowie die Frage, ob die Farbe naturbelassen ist oder Korrekturen vorgenommen wurden, weshalb die Farbe mit bis zu 60 Prozent in den Wert von farbigen Edelsteinen spielen kann.

Aus dem Konglomerat dieser Größen ergibt sich eine große Preisspanne, wobei für hochqualitätiven Roten Beryll bis zu 10.000 € pro Karat bezahlt werden.
Zusammen mit den klassischen Farbedelsteinen Rubin, Saphir und Smaragd sowie "modernen" Anlagesteinen wie Tansanit, Mandaringranat, Paraiba-Turmalin, Aquamarin, Spinell und Tsavorit wird Rotem Beryll eine lukrative Zukunft als langfristige Wertanlage mit einem jährlichen Wertzuwachs von vier bis acht Prozent prophezeit.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Eppler, A. (1912): Die Schmuck- und Edelsteine
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Shigley, J. E., McClure, S. F., Cole, J.-E., Koivula, J. I., Lu, T., Elen, S. und Demianets, L. (2001): Hydrothermal synthetic Red Beryll from the Institute of Crystallography, Moscow. IN: Gems & Gemology, Spring 2001
⇒ Shigley, J. E., Thompson, T. J. und Keitha, J. D. Red Beryll from Utah. A Review and Update. IN: Gems & Gemology, Winter 2003
⇒ Gilbertson, A. (2016): Value Factors, Design, and Cut Quality of Colored Gemstones (Non-Diamond). IN: The Gem Guide. January/February 2016
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - red beryl

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