Autor: Torsten Purle (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 09.04.2024

Jeremejewit

Jeremejewit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: Jeremejevite | französisch: Jeremejevite

Jeremejewit oder der „Beryll von Soktuj“

Namenspate des Minerals Jeremejewit ist der russische Mineraloge Pawel Wladimirowitsch Jeremejew (1830 bis 1899), wobei der Name dem Mineralogen Augustin Alexis Damour (1808 bis 1862) zu verdanken ist und erstmals im Jahr 1883 in seinen Ausführungen „Note sur un borate d'alumine cristallisé de la Siberie. Nouvelle espèce minerale" erwähnt wurde.

Vorab war das Mineral bereits als „Beryll von Soktuj“ bekannt, Wie der Mineraloge Martin Websky (1824 bis 1886) 1883 schreibt, wurden die von Damour analysierten Kristalle 1869 von Julij Iwanowitsch Eichwald am Berg Soktuj, der sich im Adun-Cholon-Gebirge im Süden von Russland befindet, gefunden.

Eigenschaften von Jeremejewit

Jeremejewit ist ein Mineral, das mit der Zusammensetzung – Al₆[(F,OH)₃|(BO₃)₅] – der Mineralklasse der Borate zugeordnet wird.

Die Farbe von Jeremejewit variiert zwischen farblos, gelbbraun, violett, grünblau, blau und weiß, wobei blaue Jeremejewit-Kristalle zu den seltensten gehören.
Die Strichfarbe ist in allen Fällen weiß.

Jeremejewit kristallisiert dem hexagonalen Kristallsystem folgend und bildet nadelförmige, prismatische Kristalle, die sich durch einen hexagonalen, sechseckigen Grundriss auszeichnen, oder wie Nikolai Koksharov (1818 bis 1893; Mineraloge) 1888 schreibt: "bilden die Krystalle äusserlich hexagonale Prismen mit pyramidal gestalteter oder flach gewölbter Endigung". Im Zusammenspiel mit der für die Beryll-Varietät Aquamarin typischen Farbe der Vergleich mit Aquamarin nicht. Große Kristalle sind bei Jeremejewiten die Ausnahme. Die längsten bisher gefundenen Kristalle sind sechs Zentimeter lang. Ein 11,03 Karat schwerer, geschliffener Jeremejewit befindet sich im National Museum of Natural History in Washington/USA, wobei der blaue Kristall im Jahr 2000 in Erongo in Namibia entdeckt wurde. Die Mehrheit aller Jeremejewit-Kristalle ist jedoch von kleinerer Größe und bewegt sich im Rahmen von 1 bis 2 Karat (1 Karat = 0,2 Gramm).

Der Bruch des seltenen Minerals ist muschelig, die Spaltbarkeit ist bei Jeremejewit nicht vorhanden. Jeremejewit ist von glasartigem Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz, wobei die Reinheit von Jeremejewit durch Wachstumslinien, Einschlüsse von Flüssigkeiten oder federartige Einschlüsse beeinträchtigt wird.

Das Mineral weist eine Mohshärte von 6,5 bis 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien auf, die Dichte beträgt 3,28 bis 3,29 g/cm³.

Entstehung und Verbreitung von Jeremejewit

Das Mineral Jeremejewit wird im Zuge hydrothermaler Prozesse gebildet (Näheres siehe: Die Entstehung von Mineralien). Die Vorkommen von Jeremejewit sind – einhergehend mit der Entstehung des Minerals – an Pegmatite gebunden.

Begleitet werden die Funde von Jeremejewit von weiteren Mineralien, darunter Albit, Turmalin und Quarz.

Jeremejewit zählt zusammen mit Painit, Musgravit und Tansanit zu den seltensten Mineralien der Welt, entsprechend wenige Fundstellen des Minerals wurden bislang aufgespürt, bspw. in der Vulkaneifel/Deutschland, Tadschikistan, Burma/Myanmar, Namibia und Madagaskar.

Verwendung und Bedeutung von Jeremejewit

Jeremejewit ist ein begehrtes Mineral unter Sammlern. Da die Kristalle von vergleichsweise geringer Größe sind, werden schleifwürdige Kristalle zu höchsten Preisen, insbesondere blaue Kristalle, gehandelt und zu Schmucksteinen verarbeitet, wobei auf Facettenschliffe mit reduzierter Anzahl an Facetten, wie bspw. den Baguette- oder Smaragdschliff, zurückgegriffen wird. Der Grund: Jeremejewit weist in vielen Fällen unterschiedliche Einschlüsse auf, die potentielle Bruchstellen sind. Durch groß gearbeitete und wenige Facetten wird das Risiko des hohen Materialverlusts beim Schleifen minimiert.
Optisch sind naturbelassene, blaue Jeremejewit-Kristalle Aquamarin und Benitoit sehr ähnlich.

Der Preis von Jeremejewit

Jeremejewit hat sich seit der Entdeckung zu einem begehrten Stein für Sammlungen etabliert, wobei kornblumenblaue Steine besonders hoch im Kurs stehen. Gepaart mit der Seltenheit der Vorkommen resultiert ein vergleichsweise hoher Preis für Jeremejewit. im Zusammenspiel von Größe, Intensität der Farbe, möglichen Einschlüssen und dem Schliff schwankt der Preis von Jeremejewit zwischen 400 und 1.500 Euro pro Karat.