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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 19.04.2024


Fluorit

Fluorit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: fluorite/fluorspar | französisch: fluorine


violetter Fluorit
Violetter kubischer Fluorit (Fundort: Marienberg)

Inhaltsverzeichnis Fluorit


fluorit-oktaeder
Fluorit-Oktaeder


Fluorit und Flussspat

Zwei Namen für ein und dasselbe Mineral.
Der Name Flussspat findet erstmals 1785 Erwähnung in der mineralogischen Literatur. Der schwedische Mineraloge und Chemiker Axel Frederic Cronstedt (1722 bis 1765) setzte sich in seinen Ausführungen zum Thema „Flußarten. Fluores minerales“ mit den chemischen und physikalischen Merkmalen von „Fluß- und Glasspathen“ auseinander und führt Fluorit als spatartige Flußart unter dem Begriff „Fluor spatosius, Flußspat“ auf.

Bereits Jahre zuvor widmete sich Georgius Agricola (1494 bis 1555, deutscher Mineraloge und Geologe) dem Mineral Fluorit – damals noch als Fluores. In seinem Werk „Bermannus sive de re metallica dialogus“ aus dem Jahr 1530 schreibt er: „Lapides sunt gemmarum similes, sed minus duri, fluores (...)“ - Die Steine sind den Edelsteinen ähnlich, aber weniger hart, Fluores (…).

Die Bezeichnung Fluorit hingegen geht auf den italienischen Physiker Carlo Antonio Napione (1757 bis 1814) zurück, der das Mineral in seinem Buch „Elementi di mineralogica esposti a norma delle più recenti osservazioni e scoperte“ aus dem Jahr 1797 beschreibt.

Farblose Fluorite
farblose Fluorite nebeneinander (Fundort: Pöhla)

Sowohl der Name Flußspat wie auch Fluorit werden von der lateinischen Vokabel fluere abgeleitet, die mit fließen übersetzt wird. Der Name entstand im Zusammenhang mit der Metallurgie – der Lehre von der Gewinnung und Verarbeitung von Metallen. So stellte bereits Agricola fest, dass sich Metalle aus fluorithaltigen Erzen leichter abschlacken bzw. trennen lassen, weshalb Fluorit vorrangig als Flussmittel eingesetzt wurde.

Eigenschaften von Fluorit

Fluorit ist mit der chemischen Zusammensetzung CaF2 (Calciumfluorid) ein Vertreter der Mineralklasse der Halide.

Fluorit kristallisiert dem kubischen Kristallsystem folgend und bildet oktaedrische oder würfelartige Kristalle, die häufig zu Verwachsungen bzw. zur Zwillingsbildung neigen. Die Aggregate des Minerals sind massig, kompakt oder körnig.

Fluorit zeichnet sich durch einen muschelig-spröden Bruch und eine sehr vollkommene Spaltbarkeit aus.
Der Glanz von Fluorit ist glasartig, bzw. wie der Mineraloge Karl Emil Kluge (1830 bis 1864) im Jahr 1860 schreibt: "ein eigenthümlicher feuchter Glasglanz", bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz.

Mit einer Mohshärte von 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1775 bis 1839) gilt Fluorit als vergleichsweise weiches Mineral. Die Dichte von Fluorit beträgt 3,1 bis 3,2 g/cm³.


Die Farbe von Fluorit

Fluorit zählt zu den farbenfrohsten Mineralien, wie auch schon Karl Emil Kluge wusste. Ihm zufolge ist "die Schönheit der Farbenreihe so groß, daß er (der Fluorit) vielleicht von keinem Mineral übertroffen wird, daher ist auch der alte bergmännische Name Erzblume so bezeichnend."
Zu den für Fluorit typischen und sehr variablen Farben gehören: grün, weiß, gelb, rot, blau, violett, rosa, schwarz oder farblos oder wie die Mineralogen Ferdinand Zirkel (1838 bis 1912) und Carl Friedrich Naumann (1797 bis 1873) festhielten, ist Fluorit "farblos und bisweilen wasserhell, aber gewöhnlich gefärbt in sehr schönen manchfaltigen und schönen gelben, grünen, blauen und rothen, auch weissen und grauen Farben, unter denen zumal violblau, weingelb, honiggelb, lauchgrün, smaragdgrün häufig vorkommen".
Besonders fasziniert waren die historischen Mineralogen von Fluoriten aus England, im Speziellen aus den Grafschaften Cumberland Cornwall, die sich durch einen ausgeprägen Dichroismus auszeichnen, d.h. Farbwechsel im Licht bei Bewegung - sog. Farbwechselfluorit. Der Mineraloge Gustav von Tschermak (1836 bis 1927) schrieb über die hiesigen englischen Fluorite1884 "hat im durchfallenden Lichte eine meergrüne Farbe, während er im auffallenden Lichte schön violblau erscheint".

Sehr oft sind mehrere Farben in Form von Bänderungen oder Flecken in einem Fluoritkristall vereinigt, die laut Gustav Adolf Kenngott (1818 bis 1897; Mineraloge) oftmals "eine feine horizontale mit den Rändern parellele Streifung zeigen".

Die zahlreichen Farben von Fluorit werden sowohl mit Fehlern im Kristallgitterbau oder Beimengungen von Eisen, Thallium, Chrom, Mangan oder Yttrium erklärt.

Die Farbe von Fluorit lässt sich mittels Röntgen- oder UV-Strahlung verändern.

Aufgrund der farblichen Ähnlichkeit werden einige Farben mit der Farbe anderer Mineralien verglichen. Der Chemiker Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) zählte 1790 folgende Synonyme auf:

  • "veileblau": "Amethystfluß, unächter Amethyst, blue John"
  • "himmelblau": "Saphirfluß, unächter Sapphir"
  • "röthlicht oder rosenroth": "Rubinfluß, unächter Rubin"
  • "weingelb": "Topasfluß, unächter Topas"
  • "honiggelb": "Hyacinthfluß, unächter Hyacinth"
  • "wachsgelb, gelbbraun": "Beryllfluß, unächter Beryll"
  • "grasgrün": "Smaragdfluß, unächter Smaragd"

Auch Karl Emil Kluge beobachtete die farbliche Ähnlichkeit mit anderen Edelsteinen: "blau vom Ton des Sapphir" oder "amethystblau", weshalb tansanitblauer Fluorit bisweilen als Tansanitfluorit oder amethystvioletter Fluorit als Falscher Amethyst bezeichnet werden. Fluorit kann aber auch mit den Mineralien Kunzit, Smaragd und Apatit verwechselt werden.

Die Strichfarbe von Fluorit - die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen (Strichtafel) gestrichen wird - ist stets weiß.


Regenbogenfluorit

Unter allen weltweit über 5300 bekannten Mineralien, die von der International Mineralogical Association (IMA) analysiert und erfasst werden, ist kein Mineral mit dem Namen Regenbogenfluorit gelistet.

Vielmehr handelt es sich bei der Bezeichnung Regenbogenfluorit um den Handelsnamen für mehrfarbige Fluorite, die zonare Färbungen, gebänderte bzw. regenbogenartige Muster aufweisen. Die Farben von Regenbogenfluoriten sind verschieden; Exemplare in violett, grün und blau in einem Stein sind am häufigsten vertreten.

Um die Zeichnungen und Farben zu betonen, werden Regenbogenfluorite zu Trommelsteinen, Cabochons oder Obelisken verarbeitet.


Fluorit Nahaufnahme
Fluorite in einem Micromount (Bildbreite: 2mm, , Fundort: Grube Clara)

Entstehung und Verbreitung von Fluorit

Fluorit entsteht aus sauren, fluidreichen Restschmelzen während der Bildung magmatischer Gesteine. Der vorrangige Ort der Entstehung von Fluoriten sind unterschiedlich temperierte, hydrothermale Gänge oder Gesteinsklüfte, in denen das Mineral auskristallisieren kann. Mitunter entsteht Fluorit auch sedimentär (Siehe: Die Entstehung von Mineralien).

Die Vorkommen von Fluorit können mit zahlreichen Mineralien vergesellschaftet sein, darunter Gehlenit, Adular/Feldspat, Coelestin, Datolith, Clarait, Turmalin, Realgar, Baryt, Topas, Apatit, Amethyst/Quarz, Calcit, Dolomit, Galenit, Pyrit, Siderit, Phenakit, Zinkblende oder Chalkopyrit.

Fluorit ist ein häufig vorkommendes Mineral; zu finden unter anderem in Grönland; Skandinavien; auf den Britischen Inseln; in Frankreich; Belgien; Erzgebirge, Wölsendorf, Fichtelgebirge, Eifel, Sauerland, Oden- und Schwarzwald/Deutschland; Schweiz; Österreich; Spanien; Italien; Polen; Tschechien; Slowakei; Ungarn; Ukraine; Rumänien; Mazedonien; Griechenland; Marokko; Tansania; Namibia; Südafrika; Madagaskar; Kasachstan; Iran; Kirgistan; Pakistan; Afghanistan; Indien; China; Japan; Nordkorea; Australien; Argentinien; Bolivien; Brasilien; Mexiko sowie in den USA.



blauer Fluorit kugelig
Auch das ist Fluorit (hier kugeliger, blauer Fluorit in einem Vulkangestein der Eifel)

Verwendung und Bedeutung von Fluorit

Fluorit wird neben der Verarbeitung als Fluss- und Trübungsmittel in der Herstellung von Glas auch in der Metallurgie und Keramikindustrie genutzt. Fluorit ist der Ausgangsstoff für die Herstellung von Flusssäure. Aus Fluoriten werden außerdem synthetische Kryolithe gefertigt.
Das Mineral ist auch ein begehrtes Sammelobjekt. Aus den nur in Derbyshire/England vorkommenden blauen Fluoriten (Blue John) wurden sogar Vasen hergestellt.


Schmuckstein Fluorit

Als Stein für Schmuck ist Fluorit weniger von Bedeutung. Das Mineral ist zu weich und neigt zum Splittern. Fluorit, der dennoch zu Anhängern verarbeitet wird oder in Ohrringe, Ketten, Ringe oder Armreifen eingefasst wird, wird mit Harzen oder Kunststoffen versiegelt, um das Mineral robuster zu machen.

So wird Fluorit aufgrund des mineraleigenen Charakters vorzugsweise mit Glattschliffen versehen, die mit einem geringen Materialverlust einhergehen und gleichzeitig die Muster- und Farbvielfalt von Fluorit hervorheben.

In der Vergangenheit war Fluorit allerdings ein sehr gefragtes Mineral, insofern der Stein zur "Imitation anderer Edelsteine" (Doelter, 1893) verwendet wurde. Gelber Fluorit imitierte Topas, Chrysolith oder Citrin. Grüner Fluorit wurde anstelle von Smaragd verwendet und zusätzlich mit roter Folie unterlegt als Alexandrit verkauft. Violetter Fluorit hielt als Amethyst her, während blauer Fluorit Saphir ähnlich ist und roter Fluorit als Rubin oder Rubellit/Turmalin gehandelt wurde.


Heilstein Fluorit

Zudem wird Fluorit als Heilstein und Chakrastein angeboten, wobei die Heilwirkung von Fluorit wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden konnte.


Zeichnung eines Fluorits
Illustration eines Fluorits (hier: Mineralogie von A. Schleyer, 1935)


Synonyme und Handelsnamen von Fluorit

Neben der Bezeichnung Fluorit oder Flussspat wird das Mineral im Handel auch unter weiteren Namen angeboten, die zum Teil auf die Farbe als auch die Verwendung von Fluorit hinweisen.


NameMineral/Bedeutung
Afrikanischer SmaragdFluorit
Antozonit Fluorit/Stinkspat
Flussspat Fluorit
Glasspat Flussmittel in der Glasherstellung
Honigspat honigfarbener Fluorit oder Baryt
Hüttenspat Flussmittel in Erzgewinnung
Keramischer Spat Flussmittel in der Keramikherstellung
Säurespat Gewinnung von Fluorwasserstoff


Nachweis von Fluorit - Fluoreszenz

Fluorit ist das Mineral, bei dem der deutsch-österreichische Geologe Friedrich Mohs im Jahr 1843 erstmals
fluoreszierende Effekte,d.h. ein Aufleuchten von Mineralien unter kurz- oder langwelligem UV-Licht.

Die Ursache der Fluoreszenz von Mineralien liegt sowohl im Kristallgitterbau als auch in diesem eingebauten Fremdionen begründet. Damit Mineralien leuchten, müssen diese zunächst vom energetischen Grundzustand auf ein höheres Energielevel gebracht werden, was in Form von kurz- oder langwelligem UV-Licht oder mittels Röntgenstrahlung erfolgt. Auf dem Weg zurück zum ursprünglichen Energieniveau präsentiert das Mineral diese Energie als Leuchten. Fluorite zeichnen sich durch eine besonders ausgeprägte Fluoreszenz in Violett und Blau aus.

Wird Fluorit angeschlagen, wird der Geruch von elementarem Fluor freigesetzt, was dem Mineral auch den Namen Stinkspat einbrachte. Daneben löst sich Fluorit in Schwefelsäure auf.


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Auch interessant:



Quellen:

  • Agricola, G. (1530): Bermannus sive de re metallica dialogus
  • Cronstedt, A. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie. Copenhagen und Leipzig
  • Napione, C. A. (1797): Elementi di mineralogia esposti a norma delle più recenti osservazioni e scoperte
  • Gmelin, J. F. (1790): Flußspat. IN: Grundriß der Mineralogie
  • Kluge, K. E. (1860): Flußspath. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
  • Kenngott, G. A. (1866): Die Minerale der Schweiz nach ihren Eigenschaften und Fundorten
  • Naumann, C. F. und Zirkel, F. (1877): Fluorit oder Flussspath. IN: Elemente der Mineralogie
  • Tschermak, G. v. (1884): Lehrbuch der Mineralogie
  • Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Flussspath (Fluorit). IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
  • Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • www.mindat.org - Fluorite

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