Logo steine-und-minerale.de

Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 27.03.2024


Cyanotrichit

Cyanotrichit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: cyanotrichite | französisch: cyanotrichite


Lettsomit, Kupfersamterz und Cyanotrichit

Namensgeber des Minerals Cyanotrichit ist der deutsche Mineraloge und Geologe Ernst Friedrich Glocker (1793 bis 1858).
Er wählte im Jahr 1831 den aus dem Griechischen stammenden Namen, der mit kornblumenblaues Haar übersetzt wird, in Anspielung an die Farbe und haarfeinen Kristalle des Minerals. Als Typlokalität, d.h. Ort der Erstentdeckung, gilt Moldova Noua in Rumänien.

Ein anderer Name, unter dem Cyanotrichit lange parallel in der Literatur geführt wurde, ist Lettsomit. 1850 kürte der Chemiker John Percy (1817 bis 1889) in seiner "Chemical Examination of Lettsomite* (Velvet Ore)" (Chemische Untersuchung von Lettsomit* (Samterz)) den Mineralogen William Garrow Lettsom (1805 bis 1887) zum Namenspaten des Minerals, um sein Wirken auf dem Gebiet der praktischen Mineralogie anzuerkennen ("... whose extensive practical knowledge of minerals..").


Eigenschaften von Cyanotrichit

Cyanotrichit ist ein kristallwasserhaltiges Sulfatmineral, dessen Zusammensetzung über die Formel Cu4Al2(SO4)(OH)12 · 2H2O beschrieben wird.

Die Farbe von Cyanotrichit variiert zwischen hell, mittel- bis dunkelblau, oder wie der Mineraloge Victor Leopold von Zepharovich (1830 bis 1890) im Jahr 1859 festhielt: "von schön smalteblauer Farbe" – ähnlich wie Azurit, Chalkanthit oder Cavansit.
Die Strichfarbe ist hellblau.

Cyanotrichit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem. Die Kristalle sind haarfein nadelförmig; die entsprechenden Aggregate erscheinen als radialstrahlige Büschel bzw. wie der Mineraloge Gustav Leonhard (1816 bis 1878) 1860 schreibt: "haarförmige Kristalle, zu Bündeln und Büschen gruppirt" – Wattebällchen genannt, bilden aber auch feinfaserige, samtartige Überzüge. Aufgrund dessen und dem enthaltenen Kupfer wird Cyanotrichit auch als Kupfersamterz bezeichnet.

Der Glanz ist seidig bei durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist uneben, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden.

Die Mohshärte beträgt 3, d.h. Cyantrichit gilt als ein weiches Mineral, der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) folgend, bei einer Dichte von 2,74 bis 2,95 g/cm³.


Entstehung und Verbreitung von Cyanotrichit

Cyanotrichit ist ein Sekundärmineral, das in der Oxidationszone kupferhaltiger Erzgesteine gebildet wird.

Die Vorkommen von Cyanotrichit sind unter anderem mit Azurit, Malachit, Brochantit, Tirolit, Chalkophyllit, Limonit und Olivenit vergesellschaftet.

Nennenswerte Fundorte von Cyanotrichit befinden sich bspw. in England; Schottland; Frankreich; Königswalde, Goslar, Clausthal-Zellerfeld, Sauerland, Siegerland, Frankfurt, Wolfach, Calw/Deutschland; Hohe Tauern, Fischbacher Alpen, Niedere Tauern, Stubalpe/Österreich; Schweiz; Polen; Slowakei; Spanien; Portugal; Italien; Griechenland; Rumänien; Kasachstan; Russland; Ukraine; Marokko; Kongo; Südafrika; Japan; Australien; Neuseeland; Chile; Argentinien; Kanada und in den USA.


Bedeutung und Verwendung von Cyanotrichit

Trotz hoher Kupfergehalte ist Cyanotrichit wirtschaftlich nicht von Interesse – bedingt durch die Seltenheit, vielmehr ist das aluminium- und kupferhaltige Sulfatmineral ein begehrtes Sammlermineral.


Nachweis von Cyanotrichit

Cyanotrichit löst sich in Säuren auf und schmilzt in der offenen Flamme. Zudem weist Cyanotrichit einen farblosen bis hellblauen und strahlend blauen Pleochroismus auf.


© www.steine-und-minerale.de | Alle Inhalte - Texte und Bilder - sind urheberrechtlich geschützt. Keine Verwendung ohne vorherige schriftliche Genehmigung.

Auch interessant:


Quellen:
⇒ Glocker, E. F. (1831): Cyanotrichit. IN: Handbuch der Mineralogie
⇒ Percy, J. (1850): Chemical Examination of Lettsomite* (Velvet Ore). IN: Philosophical Magazine, Vol. 36
⇒ Zepharovich, V. (1859): Cyanotrichit. IN: Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum Österreich
⇒ Leonhard, G. (1860): Lettsomit. IN: Grundzüge der Mineralogie
⇒ Kobell, F. v. (1864): Geschichte der Mineralogie von 1650-1860
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
&rArr, Hochleitner, R. (2019): Der neue Kosmos-Mineralienführer. 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine
www.mindat.org - cyanotrichite

Börsenkalender

Mineralienboersen in Deutschland
Hier gelangen Sie direkt zum Börsenkalender

Unsere Buchmpfehlung

Der neue Kosmos-Mineralienführer: 700 Mineralien, Edelsteine und Gesteine

Kosmos Mineralienführer

Mehr Details


angeboten bei Amazon

Mineralien-Steckbriefe