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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 26.03.2024


Coelestin

Coelestin - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: celestine | französisch: célestine


Coelestin Foto
Coelestin

Inhaltsverzeichnis Coelestin


Coelestin und Strontian

Bevor Coelestin den heutigen Namen erhielt, wurde das Mineral in den Lehrbüchern der Mineralogie unter dem Eintrag Strontianit oder Strontian-Erde zu finden.

Der Name Strontianit ist auf den Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817) zurückzuführen, der 1797 in seiner Veröffentlichung „Chemische Untersuchung des schwefelsauren Strontianits, aus Pensilvanien“ ein „blaßhimmelblau(es)“ Mineral aus Franktown in Pennsylvania/USA beschreibt. Namenspate von Strontian ist das gleichnamige Strontian-Gebirge in Schottland.

Der Name Coelestin wird ein Jahr später von Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) eingeführt, der das sogenannte Stronthian-Geschlecht in Stronthian und Cölestin unterscheidet.

Der Name Coelestin wiederum geht auf die häufig vorkommende "characteristische himmelblaue Farbe des Minerals" zurück (Hartmann, 1843), auch wenn Coelestin ebenso in anderen Farben vorkommen kann (lat. caelestis = himmlisch), wie Friedrich Hausmann (Mineraloge und Geologe; 1782 bis 1859) im Jahr 1847 wusste: „Die blauen Farben, welche dem Coelestin nicht selten eigen sind, worauf sich auch der von Werner gewählte Name bezieht, rührt offenbar von einem, auch vermuthlich nur beigemengtem Gehalt von Bitumen her“.


Eigenschaften von Coelestin

Coelestin ist ein Sulfatmineral mit der chemischen Zusammensetzung SrSO4 (Strontiumsulfat).

Die Farbe von Coelestin kann neben blau auch farblos, weiß, gelb, rot, grün oder braun sein, oder detaillierter mit den Worten von Krünitz et al. 1839: Coelestin ist "sowohl farblos und nicht selten wasserhell, aber gewöhnlich blaulichweiß, blaulichgrau bis smalt-. himmel- und indigblau, selten röthlich oder (stellenweis) olivengrün", aber auch "schnee-, gelblich- und milchweiß". Tatsächlich sprechen die verschiedenen Farben von Coelestin für Fehler im Kristallgitterbau oder farbgebende Fremdbeimengungen in den Kristallen, denn die Farbe von reinem Coelestin ist farblos
Die Strichfarbe von Coelestin - die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird - ist in allen Fällen weiß.

Das strontiumhaltige Sulfatmineral kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und bildet tafelige, prismatische und kurzsäulige Kristalle, die im Zusammenspiel mit der Farbe mit den Mineralien Gips, Kryolith und Baryt verwechselt werden können.

Der Bruch von Coelestin ist muschelig-uneben, die Spaltbarkeit ist vollkommen. Coelestin weist einen glasartigen Glanz auf, auf Spaltflächen erscheint der Glanz perlmuttartig. Die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend.

Coelestin ist ein weiches Mineral, dessen Mohshärte 3 bis 3,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) beträgt bei einer Dichte 3,96 bis 4 g/cm3.


celestine - Mineral und Kristalle
Coelestin

Entstehung und Verbreitung von Coelestin

Coelestin entsteht vorwiegend hydrothermal in Gängen und Hohlräumen magmatischer Gesteine, kann aber auch aus der Eindunstung von gesättigten Lösungen hervorgehen, ist deshalb auch in Salzlagerstätten, Drusen und Klüften zu anzutreffen.

Dabei werden die Vorkommen von Coelestin beispielsweise von folgenden Mineralien begleitet: Schwefel, Realgar, Aragonit, Selenit, Dolomit, Calcit, Pyrit und Quarz sein.

Bedeutende Vorkommen von Coelestin befinden sich unter anderem in Grönland; Irland; England; Lettland; Belgien; Lemgo, Eisleben, Staßfurt, Jena, Nordhausen, Giershagen, Obergembeck, Ettringen, Oberwolfach, Kaiserstuhl und Fischbach am Inn/Deutschland; Hüttenberg (Kärnten), Lamming (Steiermark), Leogang (Salzburg)/Österreich; Polen; Bristol/England; Granada/Spanien; Ancona, Agrigento (Sizilien)/Italien; Turkestan; Halbinsel Kola und Archangelsk/Russland; Madagaskar; Tunesien; Kongo; Namibia; Südafrika; Iran; Afghanistan; Kasachstan; China; Australien; Argentinien; Bolivien; Mexiko und in den USA.


celestina - Aufnahme des Minerals
Coelestin

Verwendung und Bedeutung von Coelestin

Coelestin dient vor allem der Gewinnung von Strontium, wird aber auch in der Pyrotechnik eingesetzt, da das Mineral erhitzt aufleuchtet.

Daneben wird Coelestin zu Schmuck verarbeitet, wobei das Mineral aufgrund der geringen Härte mit Kunstharz oder Wachs versiegelt wird.


Heilstein Coelestin

Ferner findet Coelestin Anwendung in der Alternativheilkunde, indem das Mineral als Heilstein und Chakrastein mit vielerlei Versprechen verkauft wird, ohne dass die Heilwirkung von Coelestin in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt wurde.

Ein Blick in Medizinbücher der Vergangenheit zeigt, dass "geschlämmter Coelestin" insbesondere in der Homöopathie Verwendung fand. Der Mediziner Adam Kaspar Hesselbach (1788 bis 1856) sah in Coelestin "große Heilkräfte" und empfahl Coelestin als "Heilmittel in schweren chronischen Krankheiten". Trinks und Hartlaub nennen 1831 ebenfalls "Krankheiten psorischen Ursprungs", d.h. chronische Beschwerden, als Leitbild im Rahmen einer homöopathischen Behandlung. Belege für die Wirksamkeit finden sich nicht.


Nachweis von Coelestin

Coelestin ist in Schwefelsäure löslich. In der Flamme schmilzt das Mineral zu weißen Kugeln zusammen, färbt die Flamme außerdem purpurrot. Coelestin weist eine Thermolumineszenz auf, indem das Mineral bei Erwärmung rot zu glühen beginnt.


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Quellen:
⇒ Estner, A. (1795): Versuch einer Mineralogie. II. Band, 1. Abtheilung, Zirkon-, Diamantspath-, Strontianit-, und Kieselgeschlecht
⇒ Klaproth, M. H. (1797): Chemische Untersuchung des schwefelsauren Strontianits, aus Pensilvanien. IN: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper, Band 2
⇒ Werner, A. G. und Reuss, F. A. (1798): Strontianit. IN: Neues mineralogisches Wörterbuch oder Verzeichniss aller Wörter, welche auf Oryctognosie und Geognosie Bezug haben, mit Angabe ihrer wahren Bedeutung nach des Herrn Berg-Commissions-Rath Werner neuester Nomenclatur
⇒ Ludwig, C. F. (1803): Ordnung des Strontian. IN: Handbuch der Mineralogie nach A.G. Werner
⇒ Werner, A. G. (1817): Abraham Gottlob Werner's Letztes Mineral-System
⇒ Trinks, C. F. G. und Hartlaub, C. G. C. (1831): Kohlensaurer Strontian (Strontiana carbonica). IN: Reine Arzneimittellehre
⇒ Hesselbach, A. K. (1831): Kohlensaurer Strontian (Strontiana carbonica). IN: Bibliothek der deutschen Medicin und Chirurgie
⇒ Krünitz, J. G., Floerken, F. J., Flörke, H. G., Korth, J. W. D., Kossarski, L. und Hoffmann, C. O. (1839): Cölestin. IN: Ökonomisch-technologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, und der Kunst-Geschichte
⇒ Hausmann, J. F. L. (1847): Cölestin. IN: Handbuch der Mineralogie, Zweiter Theil. System und Geschichte der Mineralkörper. Zweiter Band
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
www.mindat.org - Celestine

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