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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 20.01.2023


Calcit

Calcit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: calcite | französisch: calcite


calcit Foto
Bild 1: kugelförmiger Calcit aus Rumänien


Calcit, Kalkspat und Kalkstein

Bis sich der Name Calcit in der Mineralogie durchsetzen konnte, wurde das Mineral unter vielen Begriffen geführt: Doppelspat, rhomboedrisches Kalkhaloid, Kalchstein, Kalkspath oder Kalkstein, wobei vor allem die Bezeichnung Kalkstein Verwirrung stiftet, insofern Calcit ein Mineral ist und Kalkstein ein Gestein sedimentären Ursprungs.

Um Ordnung in die Namensvielfalt zu bringen, legte der österreichische Geologe und Mineraloge Wilhelm von Haidinger (1795 bis 1871) in seinem 1845 veröffentlichten „Handbuch der Mineralogie“ den Namen Calcit, alternativ Kalzit, fest – auch wenn er bereits zwei Jahre zuvor über die „Calcitkrystalle von Sangerhausen“ schrieb („Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1843“).
Bei der Namensgebung wiederum orientierte sich Haidinger an dem französischen Begriff Calcaire bzw. dem lateinischen Spathum calcareum, die wiederum Bezug auf die chemische Zusammensetzung nehmen: Calcit wird aus dem Griechischen ursprünglich mit Kalkstein übersetzt.


Eigenschaften von Calcit

Calcit ist mit der chemischen Zusammensetzung CaCO3 ein Vertreter der Mineralklasse der Carbonate, wobei die Mineralien Aragonit und Vaterit ebenfalls aus Calciumcarbonat bestehen, sich aber hinsichtlich der Kristallsysteme voneinander unterscheiden. In der Mineralogie wird diese Eigenschaft als Polymorphie definiert; Calciumcarbonat ist im Speziellen trimorph.

Calcit kristallisiert dem trigonalen Kristallsystem folgend. Die Kristalle sind prismatisch, rhomboedrisch und skalenoedrisch. Häufig sind Calcitkristalle auch zu Zwillingen oder Viellingen verwachsen. Die Aggregate sind sehr vielfältig: reichen von massig und körnig über oolithisch und stalaktitisch bis hin zu stengelig oder pulverförmig - unter allen bekannten Mineralien gibt es kein zweites Mineral mit einer solchen Formenvielfalt wie Calcit.

Zudem zeichnet sich Calcit durch einen glasartigen bis matten Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz aus. Der Bruch des Carbonatminerals ist halbmuschelig bis spröde, die Spaltbarkeit ist sehr vollkommen und geprägt durch parallel verlaufende Streifen der Spaltkörper.

Mit einer Mohshärte von 3 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) gilt Calcit als ein weiches Mineral, dessen Dichte 2,6 bis 2,8 g/cm³ beträgt.

sintercalcit - Mineral und Kristalle
Bild 2: Sintercalcit aus Thüringen/Deutschland


Die Farbe von Calcit

Calcit ist in der Reinform farblos.
Beimengungen von verschiedenen Elementen wie Zink, Blei, Kobalt, Magnesium, Eisen, Barium, Mangan und Strontium sowie organische Komponenten wie Kohle oder Bitumen, aber auch Kristallgitteranomalien infolge des Einflusses radioaktiver Strahlung begründen ursächlich die verschiedenen Farben von Calcit.

Die Farbvielfalt von Calcit erkannte schon 1789 Dietrich Ludwig Karsten (deutscher Mineraloge, 1768 bis 1810), die er in seinem Werk unter der Überschrift „Abänderungen der Farbe“ aufzählte: weiß, gelb, grün, grau und rot, aber auch orange, blau und schwarz sind gängige Calcitfarben. Die seltenste aller Farben von Calcit ist blau, die zudem nicht beständig ist und zum Farbverlust/Verblassen neigt.

Die Strichfarbe von Calcit – die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist trotzdem immer weiß.


Entstehung und Verbreitung von Calcit

Calcit ist ein Mineral sedimentären Ursprungs, das entsteht, wenn über den Zeitraum von Jahrmillionen in flachen Meeresbecken oder Seen kalkreiches Wasser verdunstet.

Die Entstehung von Calcit ist auch möglich in Form von Ausfällungsprodukten heißer, kalkhaltiger Quellen.
Tropfsteine bestehen ebenso aus Calcit und entstehen, wenn durch kohlenstoffdioxidhaltiges Wasser Kalk aus karbonathaltigen Ausgangsgesteinen gelöst wird und durch Spaltrisse und Gesteinshohlräume sickert. Auf diese Weise entwickeln sich über viele Jahre vom Untergrund emporwachsende (Stalagmiten) sowie von der Höhlendecke reichende (Stalaktit) Mineralkonkretionen.

Weiterhin ist Calcit mineralischer Bestandteil vieler Gesteine; Calcit kommt beispielsweise als Gemengteil in Rogenstein, Grün- und Blauschiefer, Schalstein, Lapislazuli, Versteinertem Holz, Muschelkalk, Diabas, Dolomit, Marmor und Travertin vor.

Die Vorkommen von Calcit sind mit zahlreichen anderen Mineralen vergesellschaftet, darunter unter anderem Quarz, Datolith, Tremolit, Stichtit, Sapphirin, Galenit, Pyrit, Zinkblende, Markasit und Pyrolusit.

Calcit ist ein weltweit häufig verbreitetes Mineral, das zum Beispiel in Grönland; Island; Skandinavien; Schottland; England; Frankreich; Deutschland; Süd- und Osteuropa, aber auch im südlichen Afrika; Asien; Süd-, Mittel- und Nordamerika zu finden ist.



kalzit - Aufnahme des Minerals
Bild 3: Orangencalcit


Verwendung und Bedeutung von Calcit

Aufgrund der Vielgestaltigkeit der Kristalle werden Calcite unter Mineraliensammlern geschätzt.
Zu Schmuck wird das Mineral weniger verarbeitet; wegen der geringen Härte würde Calcit im Alltag zu leicht zerkratzen und zersplittern.
Vielmehr kommt Calcit als Zuschlagstoff in Farben, Gläsern oder Zement zum Einsatz. Desweiteren dient Calcit als Dekorstein in Wandvertäfelungen, als Zuschlagstoff in Dünger sowie als Heilstein, wobei die Heilwirkung von Calcit in klinischen Studien nicht bestätigt werden konnte.


Calcit bestimmen

Calcit ist in kohlensäurehaltigem Wasser und in verdünnter, kalter Salzsäure löslich und sprudelt währenddessen auf. Mitunter fluoresziert Calcit infolge von elementaren Beimengungen rötlich.


Calcit - Unsere Empfehlung*

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Quellen:
⇒ Karsten, D. L. G. (1789): Kalkspat. IN: Des Herrn Nathanaël Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinet. Erster Band. Verlag I.G. Müllersche Buchhandlung
⇒ Werner, A. G. (1791): Ausführliches und systematisches Verzeichnis des Mineralien-Kabinets des weiland kurfürstlichen sächsischen Berghauptmans Herrn Carl Eugen Pabst von Ohain. Erster Band
⇒ Wallerius, J. G. (1781): Mineralsystem, worin die Fossilien nach Klassen, Abtheilungen, Gattungen, Arten und Spielarten angeordnet, beschrieben und durch Beobachtungen, Versuche und Abbildungen erläutert werden. Erster Theil: Erd- und Steinarten
⇒ Cronstedt, A. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie. Copenhagen und Leipzig
⇒ Haidinger, W. (1845): Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen im Jahre 1843
⇒ Haidinger, W. (1845): Handbuch der bestimmenden Mineralogie: enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Hochleitner, R. (2017): Welcher Stein ist das? Kosmos-Naturführer. Über 350 Mineralien, Edelsteine und Gesteine. Franckh Kosmos Verlag
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
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