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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 04.10.2023


Bergbutter

Bergbutter - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: mountain butter | französisch: pierre de beurre

Bergbutter = Halotrichit

Der Name Bergbutter, oder auch Steinbutter, wird in den historischen Mineralienbüchern seit dem 18. Jahrhundert verwendet.
Namensgebend sind neben der Haptik und dem Aussehen auch die Vorkommen des Minerals. Als buttergelber Überzug, der sich zudem auch noch fettig anfühlt, überzieht Bergbutter vielerorts Gesteine in Stollen oder Höhlen.
So schreibt der Mineraloge und Geologe Johann Gottlob Lehmann (1719 bis 1769) 1760, dass die Bergbutter aus dem Erzbergwerk Rammelsberg in Goslar „grünlich von Farbe, ist fett anzufühlen und sitzt in den festen Gestein, sie ist durch und durch mit Vitriol durchflossen“.
Ähnliches schreibt der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817), der 1811 den Mineralogen Richard Kirwan zitiert: „in weichen zerbrechlichen Massen, ist etwas fettig anzufühlen“.

Der Vergleich mit Butter kommt also nicht von ungefähr. Die Aggregate des Minerals bilden sehr oft Überzüge – vor allem auf Schiefer, die aussehen, als wären diese mit Butter eingeschmiert. Hinzu kommt die „mehr oder weniger dunkeln isabellgelbe Farbe“ (Widenmann, 1794).

Der Begriff Bergbutter wird heute in den aktuellen Lehrbüchern zur Mineralogie nur seltenst verwendet. Stattdessen wird das Mineral vielmehr unter dem Eintrag Halotrichit gelistet. Ein Name, der sich auf die Gestalt der Kristalle bezieht und aus dem Griechischen wortwörtlich mit Salzhaar übersetzt wird. Als der Mineraloge und Geologe Ernst Friedrich Glocker (1793 bis 1858) im Jahr 1839 den Namen Halotrichit einführte – adaptiert von der bereits bekannten Bezeichnung Halotrichum (siehe Lenz, 1793), bezog er sich sowohl auf die Zusammensetzung als auch auf die „haarförmigen Cryställchen“.


Eigenschaften von Bergbutter

Der Naturforscher und Arzt Friedrich Martini (1729 bis 1778) definierte Bergbutter einst als das „Produkt aus der Vitriolsäure und einem mineralischen Eisen“.

Tabelle: Die Eigenschaften von Bergbutter/Halotrichit
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung Fe2+Al2(SO4)4·22H2O
Mineralklasse kristallwasserhaltiges Sulfatmineral
Kristallsystem
  • monoklin
  • nadelförmige und „höchstzarte haarfeine Kristalle“ (Lenz; 1793)
  • faserige Aggregate, Überzug auf anderen Mineralien und Gesteinen
Farbe
  • farblos, weiß, hellgelb, hellgrau, grüngelb
  • “graulich-weiß, gelblichweiß, ins Stroh- und Ockergelbe“ gehend (Glocker; 1839)
Strichfarbe weiß
Glanz glas- bis wachsartig
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Bruch undeutlich
Spaltbarkeit unvollkommen
Mohshärte 1,5
Dichte 1,78 bis 1.9 g/cm³


Vor mehr als 200 Jahren gehörte zur Beschreibung von Mineralien auch der Geschmackstest dazu. Glocker beschrieb den Geschmack von Bergbutter als „zwischen süßlich- und herbe-zusammenziehend“.


Entstehung und Verbreitung von Bergbutter

Bergbutter ist ein Sekundärmineral, das durch die Verwitterung von Pyrit entsteht und deshalb besonders häufig an Eisenerzgänge, aber auch Alaunbergwerke gebunden ist. Bergbutter kann ebenso im Zusammenhang mit vulkanischen Schwefelquellen, Solfataren, sowie Thermalquellen vorkommen.

Trotz der weltweiten Verbreitung – nennenswerte Vorkommen von Bergbutter befinden sich u.a. in Norwegen, Schweden, Finnland, England, Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien, Slowakei, Italien, Portugal, Spanien Russland, Bulgarien, Ungarn, Rumänien, China, Argentinien, Mexiko sowie in den USA – gilt Bergbutter als seltenes Mineral.


Bedeutung und Verwendung von Bergbutter

Bergbutter war in der Vergangenheit ein wichtiges Mineral für vielerlei Zwecke im Alltag. So wurde das aus der Bergbutter gewonnene Alaun zum Färben und als Medizin verwendet.
Friedrich Martini schreibt 1775, dass Bergbutter damals in Russland ein gängiges Medikament war, „welches in unsern Apotheken gänzlich unbekannt ist, oft innerlich wider die Ruhr und gemeine Durchfälle zu gebrauchen“. Carl Friedrich Naumann (Geologe; 1797 bis 1873) 1859 fügt neben der Verwendung als Arznei auch die Bedeutung der Bergbutter zum Färben, Beizen, Gerben und der Herstellung von Papier hinzu.


Nachweis von Bergbutter

Bergbutter ist in Wasser löslich und sollte in einer versiegelten Dose aufbewahrt werden, um zu vermeiden, dass das Mineral aufgrund des Verlusts von Kristallwasser zerfällt.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Lehmann, J. G. (1760): Entwurf einer Mineralogie
⇒ Martini, F. H. W. (1775): Allgemeine Geschichte der Natur in Alphabetischer Ordnung mit vielen Kupfern
&rArr, Lenz, J. G. (1793): Grundriss der Mineralogie, nach dem neuesten Wernerschen System
⇒ Widenmann, J. F. W.. (1794): Bergbutter. IN: Handbuch des oryktognostischen Theils der Mineralogie
⇒ Estner, F. J. A: (1799): Versuch einer Mineralogie für Anfänger und Liebhaber. Salze, brennliche Substanzen, Metalle, Platin- Gold- Quecksilber, Silber- und Kupfergeschlecht. Nebst Bemerkung der in den vorzüglichsten Wiener-Kabineten sich auszeichnenden Mineralien und Fossilien. III. Band
⇒ Klaproth, M. H. (1811): Chemische Untersuchg der Sibirischen Bergbutter. IN: Magazin für die neuesten Entdeckungen in der gesammten Naturkunde, Gesellschaft der Naturforschenden Freund, Berlin
⇒ Glocker, E. F. (1839): Halotrichit. IN: Grundriß der Mineralogie
⇒ Naumann, C. F. (1859): Eisen-Alaun oder Halotrichit. IN: Elemente der Mineralogie
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
www.mindat.org - Halotrichite

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