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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 21.03.2024


Bismut

Bismut - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: bismuth | französisch: bismuth


bismut Foto
Bismut

Bismut und Wismut

Die silbrigweiße Farbe von „frischem“ Bismut ist es, die dem Mineral seinen Namen einbrachte. Bismut bzw. die ältere Bezeichnung Wismut stammt aus dem Arabischen und wird mit weiße Masse oder Bleiweiß übersetzt.
Dem Etymologischen Wörterbuch von 1878 zufolge könnte der Name Wismut aber auch aus dem altdeutschen Wortschatz stammen. Die Vokabel "wesemôt" steht für das Wort "Wiesenmahd" - gemähte Wiese. Die Brücke zum Mineral entsteht über die Farbe, insofern das grüne Gras der Wiese, vermischt mit "roten und weißen Blumen" der Farbe von Wismut/Bismut nahekommt.


Als Typlokalität (= Ort der ersten Entdeckung) gilt seit 1546 Schneeberg im Erzgebirge/Sachsen.


wismut - Mineral und Kristalle
Bismut im Detail

Eigenschaften von Bismut

Wismut ist ein Mineral, das zur Mineralklasse der gediegenen Elemente zählt; d.h. bei Wismut handelt es sich um ein reines chemisches Element, das von der International Mineralogical Association als offiziell anerkanntes Mineral gilt. Die Zusammensetzung von Bismut wird über das Kürzel Bi angegeben und findet sich unter der Ordnungszahl 83 im Periodensystem der Elemente wieder.

Die Farbe von Bismut ist unterschiedlich; variiert zwischen silberweiß, grau und rötlich weiß; durch Oxidation an der Luft entstehen metallisch bunt schillernde Farbgebungen in Gelb, Orange, Rot, Grün, Blau und Violett, die ineinander überlaufen, oder mit den Worten des Apothekers Carl Wilhelm Fiedler (1758 bis 1931): "beschlägt an der Luft mit purpurrothen, violet-blauen Flecken, welche sich durch die Länge der Zeit ins Graublaulichte verziehen".
Die Strichfarbe ist grau.

Bismut kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und bildet filigrane dendritische (netz- oder federartig) Kristalle bzw. "federförmige, gestrickte, auch blechförmige Gestalten" (Gmelin, 1897).
Künstlich gezüchtete Bismutkristalle unterscheiden sich von natürlich entstandenen durch die stufen- oder treppenartige Form. Die Aggregate sind lamellenartig, körnig oder massig. Auffällig ist, dass Bismutkristalle an der Oberfläche gerieft sind, wobei die Streifen parallel zueinander oder trichterförmig zulaufend ausgeprägt sind. Derartige Kristalle werden mitunter als Federbismut bezeichnet.

Bismut wird im Periodensystem den Halbmetallen zugeordnet; demzufolge ist der Glanz des Minerals metallisch. Der Bruch ist uneben, die Spaltbarkeit ist vollkommen bei undurchsichtiger Transparenz.

Bismut ist ein vergleichsweise weiches Mineral: die Mohshärte beträgt 2 bis 2,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 9,7 bis 9,8 g/cm3.


wismut_gediegen Foto
Bismut gediegen (Quelle: Johann Gottlob Kurr, 1858, "Gediegen Wismuth, gestrickt, in dichtem Speiskobalt eingewachsen, sogen. Wismuthkobalterz, von Schneeberg")

Entstehung und Verbreitung von Bismut

Bismut ist ein Primärmineral, das sowohl im pneumatolytischen wie auch hydrothermalen Stadium entstehen kann, die sich im Wesentlichen durch die Temperaturgrenzen voneinander unterscheiden (nähere Informationen unter: Entstehung von Mineralen).

Heute kann man Bismut daher in Erzgängen oder Pegmatiten finden, die beispielsweise in Grönland, Schweden, Finnland, England, Frankreich, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Österreich, Spanien, Russland, Kongo, Mosambik, Zimbabwe, Namibia, Südafrika, Iran, Armenien, Usbekistan, Tadschikistan, China, Nordkorea, Japan, Australien, Bolivien, Chile, Brasilien, Mexiko, Kanada sowie in den USA vorkommen.


Verwendung und Bedeutung von Bismut

Bismut kommt heute vor allem als Material für Legierungen oder als Farbpigment zum Einsatz, wird aber auch in der Glasherstellung verwendet. In der Vergangenheit wurde Bismut als Zuschlagstoff in der Herstellung von Emaille genutzt, um "gehämmerte Schüsseln oder Teller" mehr Härte zu verleihen, genau wie die "Buchdrucker" das Metall Bismut in der Fertigung der Druckbuchstaben verarbeiteten (Ludovic, 1741).
Die aus Bismut gewonnenen weißen Pigmente fanden zudem Verwendung "zur Bereitung von Schminke", die unter den Namen "Bismuthweiß, Perlweiß, Spanisch Weiß" verkauft wurden (Seubert, 1883).
Auch die "Perückenmacher" verwendeten Bismutpigmente, um die Haare weiß oder blau einzufärben, oder vielmehr einzupudern (Ludovici, 1741).


Bismut in der Medizin

Bismut spielt seit Jahrhunderten eine bedeutende Rolle in der Medizin.
Das Mineral wird zu verschiedenen Zwecken innerlich und äußerlich verwendet, wobei auch heute noch bei der Behandlung einiger Krankheiten immer noch auf Bismut gesetzt wird.
Bereits 1741 schrieb der Lexikograph Carl Günther Ludovici (1707 bis 1778), dass Bismut vermischt mit Öl bei "Krebsschäden, Fisteln und bösen Geschwüren gute Heilung" beobachten ließ. Dem schließt sich auch Jahre später der Internist Carl Anton Ewald (1845 bis 1915) an, der die "sedative Wirkung" von Bismut sowie die Bedeutung von Bismut in der Gastrologie betont, insofern Bismut in Form verschiedener Verbindungen bei "Diarrhoe und Erbrechen" und "Magengeschwüren" als Arznei verschrieben wird, genau wie Bismut "in Salbenform bei Hauterkrankungen" bzw. "Antisepticum bei eiternden Wunden" zum Einsatz kommt.

Ludovici beschrieb außerdem die aufhellende Wirkung von Bismut, weshalb die bismuthaltige Creme als Kosmetika "gegen Flecken im Gesicht" aufgetragen wurde.

Auch heute noch vertraut die Medizin auf Bismut. Die antibiotische Wirkung diverser Bismutverbindungen hat sich unter anderem in der Behandlung von Heliobacter pylori bewährt, genau wie Bismut nach wie vor auf der Liste gängiger Arzneimittel gegen Durchfall steht und die antiseptische Wirkung von Bismut in der Hautpflege von Bedeutung ist.

Ebenso kommt Bismut in der Tomographie zum Einsatz, in der Funktion als Kontrastmittel beim Röntgen wurde Bismut angesichts der Bismutvergiftung (Bismutismus) durch andere Mittel abgelöst.


Nachweis von Bismut

Bismut löst sich in heißer, konzentrierter Schwefelsäure sowie in Salpetersäure auf. Der Schmelzpunkt ist bei einer Temperatur von 271,3 °C erreicht.


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Auch interessant:



Quellen:
⇒ Ludovici, C. G: (1741): Bismut. IN: Allgemeine Schatz-Kammer der Kauffmannschafft. Oder Vollständiges LEXICON aller Handlungen und Gewerbe o wohl in Deutschland als auswärtigen Königreichen und Ländern
⇒ Fiedler, C. W. (1790): Bismuth. IN: Allgemeines pharmazeutisches, chymisches, mineralogisches Wörterbuch
⇒ Blumenbach, J. F. (1791): Wismuth. IN: Handbuch der Naturgeschichte
⇒ Kurr, J. G. (1858): Das Mineralreich in Bildern. Naturhistorisch-technische Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Mineralien
⇒ Etymologische Wörterbuch der englischen Sprache (1878):
Bismuth
⇒ Seubert, K. (1883): Wismut. IN: Handbuch der allgemeinen Warenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht: Unorganische Warenkunde
⇒ Ewald, C. A. (1892): Bismut. IN: Handbuch der allgemeinen und speciellen Arzneiverordnungslehre
⇒ Gmelin, L. und Kraut, K. (1897): Wismut. IN: Handbuch der anorganischen Chemie
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
www.mindat.org - bismuth



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