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Rubine, die keine sind



In der Vergangenheit war es lange Zeit gang und gäbe, rote Mineralien als Rubin zu bezeichnen; weniger aus Unwissenheit, um welches Mineral es sich tatsächlich handelt, sondern vielmehr aufgrund der Bedeutung des Namens Rubin. Rubens wird aus dem Lateinischen mit rot übersetzt, weshalb es nahe lag, rote Mineralien unter dem Namen Rubin aufzuführen.



Der echte Rubin

Unter allen weltweit bekannten roten Mineralien ist genau festgelegt, was ein Rubin ist.
Ausschlaggebend sind neben der chemischen Zusammensetzung und Kristallstruktur auch die Eigenschaften Farbe, Glanz und Transparenz, sowie die Härte von Rubinen.
Chemisch betrachtet sind Rubine Oxid-Mineralien mit der Zusammensetzung Al2O3. Zusammen mit dem blauen Saphir bilden Rubine die Korund-Gruppe.
Typisch für Rubine ist die Farbe: Rubinrot. Ein tiefes Rot, wobei kühle, ins Blaustichige gehende Nuancen am begehrtesten sind und auf dem Edelsteinmarkt als Pigeon Blood Ruby oder Taubenblutrote Rubine verkauft werden. Bräunliche Rubine können nachträglich in der Farbe durch vorsichtiges Erhitzen korrigiert werden. Ein Verfahren, das auch bei Rubinen Anwendung findet, deren Farbverteilung nicht gleichmäßig ist.
Ferner zeichnen sich Rubine durch einen glas- bis diamantartigen Glanz bei undurchsichtiger bis durchsichtiger Transparenz aus. Der Bruch des roten Edelsteins ist muschelig-spröde, ohne dass Rubine spaltbar sind. Rubine gehören zu den härtesten Mineralien der Welt. Aus der Härteskala nach Friedrich Mohs, bei der die Mineralien aufsteigend von weich (Grad 1, z.B. Talk) bis sehr hart (Grad 10, Diamant) eingeteilt werden, rangieren Rubine auf Stufe 9.


Rubinimitate

Echte Rubine haben ihren Preis. Bestimmt wird der Preis eines Rubins vom Gewicht des Steins, der Reinheit bzw. möglichen Einschlüssen, und von der Farbintensität. Insbesondere taubenblutrote Exemplare erfreuen sich einer hohen Nachfrage. Ist der Stein geschliffen, fließt zusätzlich das Kriterium des Schliffs in die Preisbildung mit ein.
Rubine von hoher Qualität sind teuer. Aus diesem Grund experimentierte der französische Chemiker Auguste Verneuil, ob es nicht möglich wäre, Rubine synthetisch herzustellen. Tatsächlich gelang es ihm, 1902 die erste Rubin-Synthese der Öffentlichkeit vorzustellen.
Das nach Verneuil benannte Verneuil-Verfahren orientiert sich an der Zusammensetzung des Original-Minerals. Im Fall des Verneuil-Rubins werden pulverisierte Oxide mit farbgebenden Elementen vermischt und im Elektroofen bei Temperaturen bis zu 2000 °C zusammengeschmolzen. Die heiße Schmelze wird anschließend auf einen Sockel geleitet, so dass nach dem Abkühlen eine feste, kristalline Masse entsteht, die sogenannte Schmelzbirne. Ein Vorgang, der innerhalb kurzer Zeit vonstatten geht.

Von Rubin-Synthesen abzugrenzen sind Dupletten und Tripletten, d.h. zusammengesetzte Steine. Während Dupletten aus zwei Schichten bestehen, sind Tripletten aus drei Schichten aufgebaut. Neben Glas, synthetischen Steinen und Kunststoff kommt auch das Mineral zum Einsatz, als welches der zusammengesetzte Stein später verkauft werden soll.
Die Schichten werden dabei so übereinander gelegt, dass der Eindruck eines hochkarätigen Steins entsteht, auch wenn nur ein Bruchteil aus dem Mineral im „neuen Stein“ vorhanden ist. Sind die Steine dann noch kunstfertig geschliffen und mit Krappen oder anderen Fassungen in ein Schmuckstück eingefasst, ist es schwierig, Dupletten und Tripletten auszumachen. Oftmals erkennt man nur die Steinoberseite, während die zusammengesetzten Stellen geschickt hinter der Fassung verborgen sind.

Ebenfalls zu den unechten Rubinen bzw. Rubinimitaten zählen Straßsteine, die aus Glas bestehen und vor allem durch den günstigen Preis bei einem vermeintlich hohem Karatgewicht von echten Rubinen zu unterscheiden sind.

Mineralien mit rubinroter Farbe

Unter den über 5300 Mineralien, die weltweit bekannt sind, gibt es eine Reihe von roten Mineralien, die auf den ersten Blick für einen Rubin gehalten werden können.
Inbesondere bei Almandin und Pyrop – Vertreter der Granatgruppe, ist die Gefahr der Verwechslung mit Rubinen sehr hoch. Aber auch die Mineralien Fluorit, Spinell, Hyazinth, Turmalin und Topas, Alexandrit, Aragonit, Cinnabarit, Cuprit, Erythrin, Feueropal, Jaspis, Kunzit, Rubellit und Vanadinit sowie künstlich hergestellter roter Zirkonia können der roten Farbe wegen leicht mit Rubinen verwechselt werden.


Falsche Rubine

Noch schwerer für den Laien sind echte von unechten Rubinen auszumachen, die im Namen der Mineralbezeichnung das Wort Rubin tragen. sog. Handelsnamen von Mineralien. Bei den folgenden Beispielen handelt es sich nicht um Rubine, sondern rote Mineralien, deren rubinrote Farbe an Rubine erinnert. Hinter den irreführenden Namen steckt die Idee, dass Mineralien mit scheinbar geringerem Wert durch den Namenszusatz Rubin aufgewertet werden.

Tabelle: Mineralien, die als Rubin gehandelt werden
MineralHandelsname
Pyrop
  • Kap-Rubin
  • Böhmischer Rubin
  • Amerikanischer Rubin
  • Adelaide Rubin oder Arizona-Rubin
Almandin
  • Alabanda-Rubin
  • Ceylon-Rubin
Spinell
  • Almandin-Rubin
  • Brasilianischer Rubin
  • Balas-Rubin
Grossular
  • Montana-Rubin
  • Kalifornischer Rubin


Das Mineral Pyrop wird im Handel zum Beispiel auch als Kap-Rubin, Böhmischer Rubin, Amerikanischer Rubin, Adelaide Rubin oder Arizona-Rubin angeboten.
Almandine werden teilweise als Alabanda-Rubin oder Ceylon-Rubin verkauft.
Roter oder rosafarbener Spinell wird mitunter als Almandin-Rubin, Brasilianischer Rubin oder Balas-Rubin bezeichnet.
Und das Mineral Grossular, ein weiterer Vertreter der Granate, und der in den meisten Fällen von grüner Farbe ist, aber auch rot oder rosa sein kann, kommt bisweilen unter dem Namen Montana-Rubin oder Kalifornischer Rubin in den Verkauf.



Siehe auch:
- Rote Diamanten
- Berühmte Edelsteine - Rosser-Reeves-Sternrubin
- Rubine aus Grönland

Quellen:
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München

Letzte Aktualisierung: 22. März 2024




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