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Rheinkiesel



Mineralien, die einen direkten Bezug zum Fundort haben oder im Namen den Ort der Erstendeckung tragen, gibt es viele: Tansanit, Bolivianit, Afghanit, Amazonit, Fayalit, Spessartin, Labradorit oder Moldavit sind nur einige Beispiele. Hinter dem Begriff Rheinkiesel verbergen sich zweierlei Bedeutungen, wovon eine auf die Herkunft der Steine schließen lässt. Doch was sind Rheinkiesel?



Diamanten im Rhein

… oder auch nicht.

Eine der ältesten Beschreibungen von Rheinkieseln stammt aus der Feder des Philosophen Johann Gottfried Haymann (1738 bis 1816). 1755 schreibt er: im „Rheinstrome findet man kleine Chrystallen, von der Gestalt eines Kieselsteins, in der Größe einer Nuß“. Aber auch in Frankreich waren die Kieselsteine aus dem Rhein bzw. die „Cailloup du Rhin“ bekannt und wurden ähnlich wie Diamanten geschliffen und poliert, was ihnen auch den Namen „Rheindiamanten“ einbrachte (Emmerling, 1799).

Dass die Kieselsteine aus Rhein in der Vergangenheit mit Diamanten verwechselt wurden, liegt an der Ähnlichkeit mit Rohdiamanten, die ebenfalls in Flüssen und Bächen vorkommen. Vom Wasser geschliffen findet man die Rheinkiesel in „runden Stücken“ (Bertele, 1804), sind jedoch „bei weitem leichter (als Diamanten), nicht von so hohem Glanz und weniger hart“ (Bibliothek der Neuesten Weltkunde, 1838).

Aufgrund der Vorkommen im Wasser wurden Rheinkiesel bei Johann Georg Krünitz (Lexikograph; 1728 bis 1796) unter dem Eintrag „Wasserdiamanten“ gelistet: „in der Mineralogie, so viel als die böhmischen Diamanten, Rheinkiesel, Bergkrystallvarietäten; s. Quarz“.

Der Großteil aller Rheinkiesel stammt aus Pulheim, Brück, Vogelsang, Porz, Köln und Dürkheim, wobei in Dürkheim am 14. Januar 1893 das „grösste, bisher bekannte Exemplar“ in der Oberen Schillergasse mit einer Länge von etwa 4 cm beim „Graben von Sand (…) in 10 m Tiefe“ gefunden wurde und „nicht nur an den Kanten durchscheinend, sondern fast bis zur Hälfte seines Umfanges lichtdurchlässig“ war (Mehlis, 1893).


Rheinkiesel und Quarz

Aus Sicht der Mineralogie sind Rheinkiesel abgerundete Quarze, im Speziellen Bergkristalle von farbloser bis milchig-trüber Farbe, die vorwiegend aus den Alpen über Flüsse transportiert wurden und zwischen den Kieselsteinen des Rheins gefunden werden.


Das Rheinkiesel-Lied

Laut einer Sage handelt sind Rheinkiesel die kristallisierten Tränen von Germania, die laut Albert Rheiners „Lied vom Rhein“, Strophe Rheinkiesel“, am Ufer des Rheines saß und deren Tränen in den Fluß tropften.

„Sie läßt sie erstarren zu hellem Krystall,
daß flimmernd sie blinken im wogenden Schwall
wie Demant im silbernen Schaume.“
Weiter heißt es:
„Sieh hier deiner Thränen krystallene Pracht.
Manch Tausend noch dort auf dem Wellengrund lach,
Rheinkiesel will ich sie benennen.“


Rheinkiesel und Strass

Einer weiteren Definition zufolge handelt es sich bei Rheinkieseln um speziell beschichtete Strasssteine. Auf die Rückseite des geschliffenen Strasssteins wurde Spiegelfolie angebracht, so dass der Stein in den Farben des Regenbogens strahlt.

Strass ist kein Mineral, sondern eine Imitation, die aus Glas besteht. Die farbgebende Beschichtung von Rheinkieseln ist nur oberflächlich, sodass die Folierung nur auf geschliffene Steine aufgetragen wird.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Haymann, J. G. (1755): Von dem oberrheinischen Kreise. Edel- und andere Gesteine.. IN: Neue europäische Staats- und Reisegeographie
⇒ Emmerling, L. A. (1799): Quarz. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Bertele, G. A. (1804): Bergkrystall. IN: Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien zum Gebrauche seiner Vorlesungen
⇒ Malten, H. (1838, Hrsg.): Geschichte des Diamanten, sein Wunderbau, seine Nachahmung und sein eigenthümlicher Gehalt. IN: Bibliothek der Neuesten Weltkunde
⇒ Koerner, F. (1853): Der Mensch und die Natur
⇒ Krünitz, J. G. (1856): Wasserdiamanten. IN: Ökonomisch-technologische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, und der Kunstgeschichte
⇒ Rheiner, A. (1861): Das Lied vom Rhein: ein deutscher Sang
⇒ Mehlis, C. (1893): Diluviale Rheinkiesel aus der Pfalz. IN: Mitteilungen der Pollichia eines naturwissenschaftlichen Vereines aus der Pfalz
⇒ Bauer, M. (1896): Krystallisierter Quarz, Bergkrystall. IN: Edelsteinkunde

Letzte Aktualisierung: 31. Juli 2023



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