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Cullinan-Diamant - Der größte Diamant der Welt



Jahr für Jahr werden in den Diamantminen weltweit unzählige Diamanten entdeckt. Große Diamanten sind immer wieder eine Sensation; doch seit der größte Diamant der Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde, konnte kein annähernd gleich schwerer Diamant geborgen werden.



Bekannte Diamanten

Bild 1: Berühmte Diamanten (Echte Wagner Margarine, Bd. 3, 1929)
links: "Der Stern des Südens am Hofe zu Lissabon"
rechts: "Der Cullinan wird Eduard VII. von England zum Geburtstag überreicht"

Der Diamant Cullinan

Mit einem Gewicht von ursprünglich 3.106,75 Karat (621,34 Gramm) ging der Diamant Cullinan als der größte, jemals gefundene Diamant in die Geschichte ein. Die Maße des Rohdiamanten betrugen 10,1 cm in der Länge bei einer Breite von 6,35 cm und einer Höhe von 2,3 cm. Myers zog 1910 den Vergleich von „ungefähr zwei Fäuste groß und sah aus wie ein unregelmäßiges Stück Gummi arabicum“.

Schon damals wurde angenommen, dass der Diamant theoretisch noch größer gewesen sein müsste. Als Indiz wurden die abgebrochenen Kanten angeführt, da die eine Hälfte des Cullinan der idealtypischen Kristallform von Diamanten glich, während die gegenüberliegende Seite Bruchstellen aufzeigte, oder mit den Worten von Friedrich Krantz (1859 bis 1926): „vier ebene Spaltflächen, eine einzige oktaedrische Seite und eine unregelmäßige Vorderfläche, die eine entfernte Ähnlichkeit mit den sechs Seiten des Dodekaeders aufweist“- Auch war Krantz seinerzeit davon überzeugt, dass man „im Laufe der Zeit auch noch den grösseren Teil von diesem Riesendiamanten finden“ würde, da der Diamant „nur einen Teil eines noch weit grösseren Steines (bildet), dessen einstige vollkommene Gestalt sich nur erraten lässt“ - ein Wunsch, der leider nicht in Erfüllung ging.

Nachdem der Diamantrohling am 10. Februar 1908 in Amsterdam/Niederland in zahlreiche Einzeldiamanten zerteilt wurde, wurde das größte Fragment mit einem Pendeloque-Schliff versehen. Ein birnenförmiger Schliff, etwas bauchiger bzw. voluminöser als der Tropfenschliff, und bringt dabei ein Gewicht von 530,2 Karat auf die Feinwaage. Noch größer als Cullinan I. Ist allerdings der gold- bis gelbbraune Diamant Golden Jubilee, der ebenfalls aus der Premier Mine stammt und mit einem Gewicht von 545,67 Karat den Titel des größten geschliffenen Diamanten hält.

Insgesamt zählt der größte geschliffene Cullinan-Diamant, Cullinan I., insgesamt 74 Facetten bei einer Größe von 5,89 x 4,5 x 2,77 cm und ist als prominenter Stein im Königszepter eingefasst.

Neben der eindrucksvollen Größe faszinierte der Cullinan-Rohdiamant vor allem aufgrund der Farbe und Reinheit. Die Farbe des Cullinan-Diamanten wird als ein blaustichiges Weiß beschrieben, das perfekte Weiß von Diamanten. Auch die Reinheit des Cullinan entspricht Perfektion in Vollendung. Der Cullinan wird als Typ IIa-Diamant klassifiziert – ein Prädikat, das lediglich ein bis zwei Prozent aller Diamanten weltweit erhalten. Charakteristisch für IIa-Diamanten ist die kristallklare Reinheit; Einschlüsse, Fehler im Stein oder Unreinheiten sind eine Seltenheit. In der Vergangenheit wurden derartige Diamanten auch als Diamond of the first water bezeichnet: Diamanten, die vollkommen wasserhell und so rein wie ein Tropfen Tauwasser sind.


Die Geschichte des Cullinan-Diamanten

Als der Diamant Cullinan am 26. Januar 1905 in der Premier Mine, etwa 40 km östlich von Pretoria/Südafrika gelegen, von Captain Wells, dem Grubenvorsteher der Diamantmine entdeckt wurde, galt der Fund als Sensation. Nie zuvor wurde ein Diamant mit einem annähernd vergleichbarem Gewicht gefunden und auch in den folgenden Jahrzehnten konnte der Rekord nicht gebrochen werden – trotz der Tatsache, dass die Premier Mine immer weiter in die Tiefe getrieben wurde; Stand April 2023: 763 m.

Was ebenfalls verblüffte, war die Tatsache, dass der Diamant relativ oberflächennah im Muttergestein in einer Tiefe von 5,5 m unterhalb der Erdoberfläche gefunden wurde, wobei laut Krantz Wells in der Gesteinswand ein Funkeln sah, „das fest im Muttergestein verwachsen war“ - namentlich handelt es sich bei dem Muttergestein im Kimberlit, das aufgrund der blaustichigen Farbe auch Blue Ground oder Blaugrund genannt wird.

Der Ort der Entstehung der südafrikanischen Diamanten von Pretoria befand sich allerdings in weitaus tiefer. Untersuchungen zufolge entstanden die Diamanten der Premier Mine in der Übergangszone des Erdmantels in einer Tiefe von 410 bis 660 km. Infolge von tektonischen und vulkanischen Aktivitäten vor circa 1,8 Milliarden Jahren gelangten die wertvollen Edelsteine schließlich in Bereiche, wo diese auch heute noch abgebaut werden.

Zur Zeit des Fundes war die Region um Pretoria, Transvaal, britisches Kolonialgebiet. 1906 wurde Transvaal von England aus die Selbstverwaltung zugestanden, weshalb der damals amtierende Premierminister von Transvaal, Louis Botha (1862 bis 1919) den Vorschlag anbrachte, den Diamanten zu kaufen und dem regierenden englischen König Edward VII. Zu überreichen.

So zahlte die Transvaal Colony Government am 17. Oktober 1907 150.000 Dollar für den Diamanten, was nach heutigem Stand einem Betrag von 16 Millionen Pfund bzw. 18.2 Millionen Euro entspricht; der tatsächliche Wert des Cullinan wird weitaus höher sein. Ein Schnäppchen angesichts der Summen, die bei Auktionen für Diamanten über den Tisch gehen und nicht selten mehr als 500.000 bis 1 Mio. Euro pro Karat gezahlt werden.

Am 9. November 1907, dem 66. Geburtstag des englischen Königs, war es dann soweit: der Cullinan-Diamant wurde Teil der britischen Kronjuwelen.

Ein Jahr später wurde der Cullinan-Rohdiamant gespalten und geschliffen. Der einst große Diamant wurde unter der Federführung des Amsterdamer Diamantschleifers Joseph Asscher in 105 Einzeldiamanten zerlegt – neun größere und 96 kleinere, die dann von Henri Koe geschliffen wurden und von denen wiederum der Cullinan I. alias der Große Stern von Afrika der größte Diamant ist.

Tab. 1: Die neun großen Cullinan-Diamanten
NameGewicht in Karat (Gramm)
Cullinan I. 530,2 (106,04)
Cullinan II. 317,4 (63,48)
Cullinan III. 94,4 (18,88)
Cullinan IV. 63,6 (12,72)
Cullinan V. 18,5 (3,17)
Cullinan VI. 11,5 (2,3)
Cullinan VII. 8,8 (1,76)
Cullinan VIII. 6,8 (1,36)
Cullinan IX. 4,39 (0,87)


Bis heute befindet sich der größte Cullinan-Diamant in englischen Händen, wobei König Charles III. seit dem Tod von Queen Elizebeth II. im September 2022 der aktuelle Besitzer des Hochkaräters ist.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Beck, R. (1905): Über eine Fahrt durch Südafrika. IN: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Dresden
⇒ Krantz, F. (?): Der "Cullinan". Rheinisches Mineralien-Contor Dr. F. Krantz, Bonn
⇒ Myers, A. (1910): Diamanten. IN: Gartenlaube Kalender für das Jahr
⇒ Bank, H. (1992): Diamanten. Pinguin-Verlag Innsbruck
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München


Letzte Aktualisierung: 1. August 2023



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