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Die Achate von Idar-Oberstein



Achate - der farbenreiche Schatz aus Idar-Oberstein/Deutschland.



Achat Achat

Die Edelsteinhauptstadt von Rheinland-Pfalz

Kaum eine andere Stadt – wenn nicht sogar eine ganze Region – ist so für Schmuck- und Edelsteine bekannt und von Bedeutung wie Idar-Oberstein für Achate.

Den zahlreichen Vorkommen an Achaten und anderen Mineralien in Idar-Oberstein ist es zu verdanken, dass sich seit dem späten 14. Jahrhundert eine ganze Wirtschaft um die Mineralien entwickelte, die sich u.a. mit dem Abbau und der Bearbeitung zu Schmuck, Gebrauchs- und Ziergegenständen befasste. Über die Jahrhunderte hinweg etablierte sich Idar-Oberstein als Stadt für die Kunst des Edelsteinschleifens, in der sogar Achate und weitere Mineralien aus dem Ausland geschliffen wurden.

Die Achate von Idar-Oberstein

Die Achate von Idar-Oberstein sind das kristalline Zeugnis der geologischen Vergangenheit einer ganzen Region. Im Rotliegenden, insbesondere in der Zeit von ca. 290 bis 285 Mio. Jahren, herrschte vor Ort intensiver Vulkanismus, einhergehend mit der Bildung vulkanischer Gesteine, wobei Andesit und Latit dominieren. Andesit und Latit sind Gesteine von dunkler Farbe, die innerhalb der magmatischen Gesteine zu den Vulkaniten (auch Extrusivgestein genannt) gezählt werden, weil beide Gesteine an der Erdoberfläche entstehen, d.h. aus der Lava hervorgehen (siehe: Unterschied zwischen Lava und Magma).

Zeitgleich mit der Entstehung von Andesit und Latit kam es zur Bildung gasgefüllter Hohlräume in den Gesteinen, die teilweise oder zur Gänze mit Mineralien ausgefüllt sind. Die Drusen und Geoden von Idar-Oberstein sind überwiegend mit Quarzvarietäten Achat, Bergkristall, Amethyst, Jaspis und Rauchquarz gefüllt.

Der Achat von Idar-Oberstein ist typischerweise von weißer, orange-farbiger, beiger, roter, brauner oder grüner Farbe, die mitunter auch in Kombination miteinander, schichtartig bebändert oder gemustert in einem Mineral auftreten können. Ferner kann man Achate kaufen, die blau, pink oder violett sind. Solche Farben kommen in der Natur allerdings nicht vor; sie sind stattdessen das Ergebnis der künstlichen Einfärbung.

Die Möglichkeiten, heute noch mit Achaten gefüllte Steinkugeln in Idar-Oberstein zu finden, sind beschränkt. Vorwiegend sind es Nutzungsrechte oder auch der Naturschutz, insofern bspw. Teile der Achatregion Idar-Oberstein geschützt sind, die eigenen Funden entgegenstehen. Dennoch kann man auf einigen Stationen entlang der Deutschen Edelsteinstraße touristisch erschlossene Achatminen besichtigen und an ausgewählten Stellen selber nach dem Mineral suchen.


Die Geschichte der Achate von Idar-Oberstein

Dass Achate in der Biographie von Idar-Oberstein schon seit Jahrhunderten verwurzelt sind, belegen Urkunden aus dem Jahr 1454, die dem Künstler Johann Carl Görig (1851 bis 1925) zufolge Zeugnis dessen sind, dass bereits damals „schon eine geregelte Industrie“ vorherrschte.

Die Voraussetzungen des Standorts Idar-Oberstein als weltbekannte Metropole des Achats waren perfekt: reichhaltige Achatvorkommen in und um Idar, Oberstein, Algenrodt, Hettenrodt, Obertiefenbach, Vollmersbach, Mackenrodt und Kirschweiler. Anfangs konnten die Achate ohne viel Aufwand gesammelt werden, später wurde die Quarzvarietät aus dem Muttergestein Melaphyr geschlagen. Dank der zahlreiche Flussläufe konnten die Schleifmühlen mit Wasserkraft betrieben werden, was dazu führte, dass sich neben dem eigentlichen Achatabbau viele Berufszweige vor Ort ansiedelten oder neu geschaffen wurden – angefangen von Bergleuten bis hin zum Achatschleifer, Achatbohrer, Edelsteinfasser, Händler, Juwelier und Goldschmied. Der Deutschen Industriezeitung von 1882 zufolge waren in den Achatbetrieben der Region damals geschätzt 6000 Personen tätig.
Viele Achatschleifereien waren über Generationen familiengeführt, das Geheimnis um die Technik und das Handwerk des Schleifens wurde oftmals nur innerhalb der Familie weitergeben.

Im 19. Jahrhundert gewann die Herstellung von Schmuck zunehmend an Bedeutung, was nicht zuletzt auch an den Importen anderer Schmuck- und Edelsteine aus dem Ausland lag. Zuvor waren es vor allem „Knöpfte, Degengriffe, Kreuze und Rosenkränze“ (Görig), aber auch „Büchsen, Tabaksdosen, Etuis, Petschaften, Messerhefte, Tassen, allerley Gefässe, Spielmarken, Flintenstein“ (Nau, 1791), die aus Achat gefertigt wurden, wobei die Achathändler aus Idar-Oberstein in den Anfangsjahren vorrangig diverse „Fürsten- und Adelssitze“ aufsuchten, um dort ihre Waren anzubieten (Görig).

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zeichnete sich zunehmend das Ende der hiesigen Achatfunde ab; Görig sprach von der „Krisis im Jahre 1827“, als die Achat-Ressourcen zur Neige gingen.

Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Mit dem Versiegen der Achat-Quellen in Idar-Oberstein und Umgebung führte der Weg viele Achatschleifer mitsamt ihren Familien nach Südamerika. Sao Leopoldo im Süden von Brasilien wurde die neue Heimat etlicher Idar-Obersteiner, nachdem im späten 17. Jahrhundert vielversprechende Achat-Vorkommen entdeckt wurden, die in puncto Qualität und Farbenreichtum die heimischen Achate übertrumpften (Seubert, 1883). Die Wurzeln in Deutschland wurden dennoch nicht vergessen. Die Funde aus Brasilien wurden fortlaufend nach Idar-Oberstein verschifft – die erste Ladung brasilianischer Achate traf 1834 ein.

Dem Mineralogen Jacob Nöggerath (1788 bis 1877) zufolge wurden jährlich 5000 bis 6000 Zentner Achat aus Brasilien in Idar-Oberstein verarbeitet, die von hier aus rund um den Globus verkauft wurden.

Da sich die Schleifbetriebe in Idar-Oberstein in all den Jahren zu den weltweit besten herauskristallisiert hatten, wurden auch Mineralien aus anderen Ländern nach Idar-Oberstein versendet, um diese schleifen zu lassen. Görig führt als Beispiele Malachit aus Russland, sibirischen Amethyst, Opal aus Ungarn, Almandin aus Indien, Moosopal, Turmalin, Chrysopras und Nephrit aus Afrika auf.

Und auch heutzutage steht die Stadt Idar-Oberstein für Achate und andere Mineralien, die hier geschliffen und zu Schönem und Nützlichem verarbeitet werden.


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Quellen:




Letzte Aktualisierung: 8. April 2024



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