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Schmuckstein Blautopas



Blaue Edelsteine wie Saphir, Aquamarin und Lapislazuli sind ein Klassiker in der Schmuckbranche. Seit Jahrhunderten werden die beliebten Steine kunstfertig geschliffen, zieren Ketten, Ringe und Ohrringe. In den letzten Jahren aber eroberte ein anderes blaues Mineral die Auslagen der Juweliere, das in den 1970er und 1980er Jahren noch zu den teuersten Edelsteinen der Welt gehörte: Blautopas.



Inhaltsverzeichnis Blautopas-Schmuck

  1. Das Mineral Blautopas
  2. Die Farbe von Blautopas
  3. Farbveränderung von Blautopas
  4. Der Schliff von Blautopas
  5. Blautopas-Schmuck
  6. Aufbewahrung und Pflege von Blautopas-Schmuck

Blautopas, geschliffen und als Rohstein aus Mursinka (Quelle: Max Bauer - Edelsteinkunde, 1896)

Das Mineral Blautopas

Ein Blick in historische Mineralogiebücher zeigt, dass vor 200 oder 300 Jahren ein Mineral mit dem Namen Blautopas nicht bekannt war. Aktuelle Lehrbücher der Mineralogie oder Nachschlagewerke hingegen führen Blautopas im Register auf. Wie kann das sein?
Dass Blautopas erst vor kurzem entdeckt wurde, ist keine Begründung. Blau als eine der möglichen Farben von Topas ist keine Neuigkeit. Tatsächlich ist Blautopas der Internationale Mineralogical Association (IMA), die die Erfassung aller weltweit vorkommenden Mineralien zur Aufgabe hat, kein eigenständig anerkanntes Mineral oder eine Varietät von Topas, sondern ein Name, der sich im Handel für blauen Topas etabliert hat. Der Marktwert und die Bekanntheit von Blautopas ist in den vergangenen Jahrzehnten derart gewachsen, dass Blautopas als Name für sich steht.

Die ersten Topaskristalle kamen ursprünglich aus Ceylon/Sri Lanka im frühen 18. Jahrhundert nach Europa. Schon bald erfreute sich das Mineral wegen der Vielfalt an Farben großer Beliebtheit. Topas in der reinsten Form ist farblos, sogenannter Weißtopas, aber auch gelbe und braune Kristalle sind häufig zu finden. Topas in grün, rot und blau sind eine Seltenheit.


Tabelle: Die Eigenschaften von Blautopas in der Übersicht
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung Al2(F,OH)2SiO4
Mineralklasse Silikatmineral
Glanz glasartig
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend oder undurchsichtig
Bruch spröde, muschelig
Spaltbarkeit vollkommen
Mohshärte 8/sehr hart
Dichte 3,53 bis 3,56 g/cm³



Die Farbe von Blautopas

Dass Blautopas in den Edelsteinschleifereien und Goldschmieden trotzdem rund um den Globus en masse geschliffen und zu kreativen Designs verarbeitet wird, hängt mit der Tatsache zusammen, dass heutzutage nahezu alle Blautopase das Ergebnis einer nachträglichen Farbbehandlung sind.

Neben der Seltenheit von Blautopas seitens Mutter Natur spielt das Argument pro Farbveränderung, dass die naturbelassene Farbe von blauem Topas in den meisten Fällen weder der gewünschten Farbsättigung noch dem Farbton entspricht, mit ein.
Schon 1896 schrieb der Mineraloge Max Bauer, dass die Farbe von natürlichem Blautopas entweder sehr hell ist bzw. „farblos mit einem lichte blaulichem Hauch“ oder aber einen deutlichen Stich ins Grünliche aufweist. „Dunkelblaue Topase sind bisher kaum vorgekommen, meist ist die Farbe ziemlich licht“.
Allerdings gab er auch zu bedenken, dass es Unterschiede hinsichtlich der Farbe und dem Farbton gibt, die mit der Herkunft der Steine zusammenhängen. So ist Bauers Beobachtungen zufolge Blautopas aus Sibirien hellblau, während Blautopas aus Minas Gerais in Brasilien, der in der historischen Literatur unter dem Eintrag „brasilianischer Saphir“ gelistet ist, „etwas dunkler, aber immer noch lichtblau“ ist. Als weitere Blautopas-Vorkommen des 19. Jahrhunderts waren Colorado und Maine in den USA (Streeter, 1892) sowie Tasmanien in Australien und die Mourne Moutains in Irland (Encyclopaedia Britannica, 1894) bekannt.

Kurzum: die Farbe von natürlichem Blautopas ist sehr variabel: von nahezu farblos und pastellblau bis hin zu pastellblauen Nuancen umfasst das Potpourri an Blau auch perlgraue, grünblaue bis seltenst dunklere Blautöne.

Die drei Blautöne von Blautopas

Farbveränderung von Blautopas

Unter allen Topasfarben gilt blau als die seltenste Farbe. Damit man der Nachfrage nach dem blauen Edelstein gerecht werden kann, wird seit gut 50 Jahren farbloser und hellgelber Topas umgefärbt.

Die Farbveränderung erfolgt über die Bestrahlung (Gamma- und Elektronenstrahlung) der Kristalle, mit der gezielt der gewünschte Farbton von Blautopasen erzeugt werden kann.

Trotz der Tatsache, dass die Rohsteine einer Strahlung ausgesetzt wurden, ist laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nicht mit gesundheitlichen Risiken zu rechnen, sofern der bestrahlte Blautopas erst nach einer ausreichenden Abklingzeit in den Verkauf gelangt.

Die Farbe von behandeltem wie auch naturbelassenem Blautopas ist von Dauer, solange der Stein nicht ständig hohen Temperaturen ausgesetzt ist.

Dass die Farbe von Blautopas das Ergebnis einer nachträglichen Farbbehandlung ist, wird anhand von Hinweisen wie veredelter, farbveränderter, bestrahlter oder behandelter Blautopas deutlich.


Der Schliff von Blautopas

Der Stein bestimmt den Schliff. Die Frage, welcher Schliff passt zu welchem Stein, beantwortet einzig und allein der Stein. Opake, undurchsichtige Steine, bei denen die Farbe und Muster sofort ins Auge fallen, werden bevorzugt mit Glattschliffen versehen. Steine, bei denen die Reinheit der Kristalle und die Brillanz der Farben die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, werden facettiert.

So auch im Fall Blautopas: kristallklare Steine werden mit Facettenschliffen zur Geltung gebracht, wobei jede Facette im Spiel mit dem Licht die unterschiedlichen Nuancen der Blautöne hervorbringt und der Stein je nach Lichtquelle – Tageslicht, Kerzenschein oder Kunstlicht – immer wieder anders aussieht.

Besonders häufig sieht man Blautopase im Oval- oder Rundschliff, aber auch eckige Schliffe wie der Baguetteschliff, Smaragdschliff, Kissenschliff, Oktagonschliff oder Trillantschliff sowie Marquiseschliff/Navette, Tropfenschliff und Herzschliff zählen zum Repertoire der Blautopas-Schliffe.

Blautopase, bei denen die Reinheit aufgrund von Trübungen – zumeist bedingt durch Einschlüsse anderer Mineralien, Gase oder Flüssigkeiten – vermindert ist, werden zu Cabochons verarbeitet.


Blautopas-Schmuck

Im Jahr 1886 war die Autorin Sarah Maria Burnham noch der Meinung, dass der kommerzielle Wert von Blautopas gegenüber anderen Edelsteinen gering ist. Das sollte sich spätestens 100 Jahre später ändern, denn Blautopas ist als Schmuckstein nicht mehr wegzudenken. Blautopas hat sich vor allem als preiswerterer Alternative zu der Beryll-Varietät Aquamarin herauskristallisiert. Denn: Farblich könnten Aquamarin und Blautopas Zwillinge sein, allerdings ist der Wert von Blautopas im Vergleich zum Aquamarin geringer.

Blautopas-Schmuck ist Schmuck, bei dem der blaue Edelstein im Vordergrund steht. Die leuchtende Farbe von Blautopas harmoniert mit Materialien wie Gelbgold, Weißgold, Platin, Sterlingsilber und angeschwärztem Silber im Antik-Look.

Die Designs von Ohrringen, Ketten, Anhängern, Armbändern und Ringen setzen auf den Blautopas als Blickfang, sodass der blaue Stein vor allem als Solitär in Schmuck eingefasst wird.

Andere Kreationen ergänzen den zentralen Stein um Weißtopas, weiße Saphire oder weiße Diamanten, wieder andere Schmuckstücke heben die Wirkung von Blautopas als präsenter Mittelstein in Form von farbigen Akzentsteinen wie violettem Amethyst, gelbem Citrin oder rotem Granat hervor.

Ebenfalls gesehen wurden Schmuckkreationen, die alle drei Blautopasfarben miteinander vereinen, oder opulente Clusterringe und auffällige Entourageringe mit Blautopas, bei denen viele einzelne geschliffene Blautopase zu einem Kunstwerk (Stichwort Cocktailring) arrangiert werden.


Aufbewahrung und Pflege von Blautopas-Schmuck

Auch wenn Blautopas der Härte wegen ein unempfindlicher Stein ist, sollte Blautopas-Schmuck getrennt von anderem Schmuck aufbewahrt werden, um zu vermeiden, dass andere Steine durch den härteren Blautopas zerkratzt werden.

Leichte Verschmutzungen von Blautopas lassen sich mit einem feuchten, weichen Tuch entfernen. Auf die Reinigung mittels Dampf und Ultraschall sollte hingegen verzichtet werden.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Burnham, S. M. (1886): Topaz. IN: Precious Stones in Nature, Art, and Literature
⇒ Streeter, E. W. (1892): Topaz. IN: Precious Stones and Gems. Their History, Sources and Characteristics
⇒ The Encyclopaedia Britannica. A Dictionary of Arts, Sciences, and General Literature(1894): Topaz
⇒ Bauer, M. (1896): Topas. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc · Band 2
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
- Newman GG, Renée (2016): Gemstone Buying Guide. International Jewelry Publications,U.S.; Auflage: Revised
www.bfs.de - Sind Schmucksteine radioaktiv?
www.gia.edu - topaz quality factors
www.gemselect.com - london blue topaz
https://mineralogy-ima.org - List of Minerals

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Letzte Aktualisierung: 24. Oktober 2023



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