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Tropfenschliff - Pear Cut



Der Preis von Diamanten wird neben dem Gewicht, der Farbe und Reinheit maßgeblich vom Schliff gestaltet. Diamanten im Brillantschliff gelten nach wie vor als der häufigste und beliebteste Schliff – aber auch nicht-alltägliche Schliffe erleben eine hohe Nachfrage, wie zum Beispiel der Tropfenschliff.



Entstehung des Tropfenschliffs

Die Anfänge des Tropfenschliffs gehen auf den belgischen Diamantschleifer Lodewyk van Bercken zurück, der als Erfinder des Tropfenschliffs gilt und im 15. Jahrhundert als erster einen Tropfen aus einem Diamanten kreierte.

Doch nicht nur in Europa wurden Diamanten geschliffen. Indien, das zu dieser Zeit wegen der bedeutenden Diamantvorkommen schon weit über die Landesgrenzen hinaus namhaft war, brachte im 16. Jahrhundert kunstvoll geschliffene Diamanten auf den Markt. Der Juwelier Jean-Baptiste Tavernier (1605 bis 1689) beschrieb seinerzeit einen tropfenartigen Diamanten aus Indien, der in puncto Optik und Anzahl der Facetten jedoch deutlich vom heutigen Tropfenschliff abwich. Taverniers Diamanttropfen ähnelte vielmehr einem Pendel. An der Ober- und Unterseite befanden sich kleine abschließende Facetten, während der bauchige Teil ringsum mit Facetten aller Coleur ausgestattet wurde.

Es sollten noch viele Jahrhunderte vergehen, bis der Tropfenschliff nach dem aktuellen Ideal entstand – was nicht zuletzt auch Ausdruck der Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten, Werkzeuge und des handwerklichen Geschicks der DiamantschleiferEdelsteinschleiferinnen und Edesteinschleifer ist.


Die Merkmale des Tropfenschliffs

Ein Schliff mit mehreren Namen: Tropfenschliff, Birnenschliff, Briolette und Pendeloque bzw. Pendelschliff.

Die unterschiedlichen Bezeichnungen beruhen zum Teil auf der deutschen Übersetzung englischer und französischer Begriffe. Während im englischsprachigen Raum der Name Pear Cut für den Tropfenschliff gängig ist, der mit Birnenschliff übersetzt wird, ist im Französischen die Bezeichnung Briolette oder Pendeloque als Name für den Tropfenschliff geläufig.

Allen Namen gemeinsam ist die Bedeutung bzw. die Vorstellung der Form: Ein Stein, dessen Schliff an einen Wassertropfen, Birnenkern oder ein Pendel erinnert und sich durch eine scharfe Spitze sowie eine rundliche Form auf der gegenüberliegenden Seite auszeichnet.

In der Gemmologie wird der Tropfenschliff den Fancy Cuts zugeordnet – eine Umschreibung für alle anderen Facettenschliffe, die kein Brillantschliff sind. Im Speziellen handelt es sich beim Tropfenschliff um einen modifizierten Brillantschliff, d.h. ein Schliff, der aus dem Brillantschliff heraus entwickelt wurde und der Elemente des selbigen aufweist. Neben dem Tropfenschliff sind der Ovalschliff, Herzschliff, Trillantschliff, Marquiseschliff/Navette sowie Cushion-/Kissenschliff als Vertreter der modifizierten Brillantschliffe.


Der Tropfenschliff zählt in der Summe 58 Facetten, die auf einen oberen und unteren Teil sowie die Rundiste, gürtelartig gearbeitete Facetten, entfallen. Die Tafelfacette ist die größte Facette des Tropfenschliffs und hat die Form eines in die Länge gezogenen, gezerrten Achtecks.

Bisweilen werden beim Tropfenschliff zur Stabilisierung der fragilen Spitze zusätzliche Facetten eingearbeitet, sog. French Tips. Im Regelfall befindet sich an der Spitze die abschließende Bezel-Facette, deren Form an ein Trapez erinnert, sowie den angrenzenden dreieckigen Facetten, wird ein Facetten-Konstrukt geschaffen, das einem achtstrahligen Stern ähnelt.

Dass der Tropfenschliff mit dem Brillantschliff „verwandt“ ist, wird insbesondere aus der seitlichen Perspektive deutlich: die abgeflachte Krone und das spitz zulaufende Unterteil sind charakteristische Merkmale von Brillanten, die beim Tropfenschliff aufgegriffen wurden. Einzig die einseitig, ausufernd in die Breite gezogene Gestalt verdeutlicht den Unterschied zwischen Brillanten und dem Tropfenschliff.

Auch wenn die Anzahl und Position der Facetten des Tropfenschliffs genau definiert ist, kann es sein, dass die Optik des Tropfenschliffs abweicht. Vor allem das Verhältnis von Länge zu Breite kann erheblich variieren, sodass die Proportionen bisweilen zu langgezogen oder zu rund, beinahe oval erscheinen. Als optimal gilt ein Länge:Breite-Verhältnis von 1,5 bis 1,76.

In Hinblick auf die Reinheit findet der Tropfenschliff vorrangig bei lupenreinen Steinen Anwendung. Mit dem bloßen Auge sichtbare Einschlüsse und Makel, sind aufgrund der groß gearbeiteten, mittigen Tafelfacette leicht zu erkennen. Abhängig von der natürlichen Form des Rohdiamanten können Einschlüsse allerdings „verlegt“ werden, indem kleinere Facetten Einschlüsse verdecken können.


Steine im Tropfenschliff

Der Tropfenschliff ist längst nicht nur Diamanten vorbehalten.
Auch andere kristallklare Mineralien und Edelsteinefarblos ebenso wie farbig – werden zu facettenreichen Tropfen geschliffen, wie bspw. Bergkristall, Amethyst und Citrin/Quarz, Blautopas und Weißtopas/Topas, Saphir, weißer Saphir und Rubin/Korund, Peridot/Olivin, Granat, Goshenit, Aquamarin und Morganit/Beryll, Kunzit, Farbige Diamanten, Turmalin, Tansanit, Apatit, Spinell oder Iolith.


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Quellen:
⇒ Feuchtwanger, L. (1859): A Popular Treatise on Gems. In Reference to Their Scientific Value
⇒ Kluge, K. E. (1860): Der Brillant. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
⇒ Dieulafait, L. (1874): Diamonds and Precious Stones. A Popular Account of Gems
⇒ Hamlin, A. C. (1884): Leisure Hours Among the Gems
⇒ Denekamp, E. E. (1895): Die Amsterdamer Diamantindustrie
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.petragems.com - Pear Cut Diamonds
https://4cs.gia.edu - Pear Shaped Diamond: Tips for Picking the Perfect One

Letzte Aktualisierung: 22. Februar 2024




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