Logo steine-und-minerale.de

Echten Bernstein erkennen - Tests für unterwegs



Ein Stein, der vielen bekannt ist und der dennoch zum Grübeln und Rätseln anregt: Bernstein. „Woran erkennt man einen echten Bernstein?“, ist eine häufig gestellte Frage. Die Tests zur Bestimmung sind einfach und mitunter direkt unterwegs am Strand durchzuführen.



Inhaltsverzeichnis Bernstein erkennen


Bernstein
Bernstein

Bernstein

Bernsteine gibt es in zahlreichen Farben. Angefangen von braunen, orangefarbenen bis hin zu rötlichen Bernsteinen. Weniger bekannt hingegen sind farblose, glasklare Bernsteine sowie hellgelbe Butterscotch-Bernsteine und graue oder schwarze Bernsteine.

Die Ursache der verschiedenen Bernsteinfarben liegt im Inneren des Bernsteins verborgen.
Bernsteine enthalten winzig kleine mit Gas gefüllte Bläschen, die Einfluss auf die Farbe des Steins haben. Je klarer und heller ein Bernstein ist, desto mehr Bläschen sind vorhanden; teilweise bis zu 900.000 Bläschen auf einem mm² Bernstein. Mit zunehmender Farbtiefe bzw. bei dunkleren Farben nimmt die Anzahl der Bläschen ab.

Dass Bernsteine organischen Ursprungs sind, wird anhand der Formen und möglicher Einschlüsse deutlich. Bernsteine erscheinen sowohl in Gestalt von Tropfen, Körnern, Plättchen oder Knollen. Ebenso vielfältig können die Einschlüsse, sog. Inklusen, in Bernsteinen sein. Bernsteine bestehen aus Harz, in das zum Zeitpunkt der Entstehung Insekten, Pflanzenteile oder andere Fossilien eingeschlossen und konserviert wurden.

Auch wenn Bernsteine als das „Gold der Ostsee“ bezeichnet werden, sind Funde des fossilen Harzes auch in anderen Regionen fernab der Anrainerstaaten der Ostsee möglich.
Bedeutende Bernstein-Vorkommen gibt es auch in Frankreich, England und in den Niederlanden, genau wie in Italien, Neuseeland, den USA und in der Dominikanischen Republik.


Bernsteine und ähnlich aussehende Steine oder Materialien

Aufgrund der Tatsache, dass die Farben von Bernsteinen sehr abwechslungsreich sind, können Bernsteine mit einigen anderen Steinen und Mineralien verwechselt werden. Vor allem gelber bis hellbrauner Feuerstein, der ebenso im Wasser und am Strand der Ostsee zu finden ist, sieht Bernstein sehr ähnlich. Daneben kommen Karneol, Citrin/Quarz, orangefarbenem Calcit und vom Meerwasser abgerundetes Glas oder Kunststoff optisch dem Aussehen von Bernsteinen gleich.



Bernstein bestimmen

Vorsichtsmaßnahmen

In den letzten Jahren gab und gibt es auch heute noch immer wieder Berichte über Bernsteinsammelnde, deren vermeintliche Bernsteinfunde plötzlich in Flammen aufgingen und zu Verbrennungen führten.

Der Grund: Bernstein sieht weißem Phosphor zum Verwechseln ähnlich.
Weißer Phosphor – als Bestandteil und Überbleibsel korrodierter Phosphorbomben in der Ostsee aus dem 2. Weltkrieg – ist vergleichbar weich und auch die Farbe gleicht der von Bernsteinen.

Dass es sich um weißen Phosphor handelt, kann erst dann bestätigt werden, wenn der augenscheinliche Bernstein trocknet. Während bei Bernsteinen keine Reaktion erfolgt, entzündet sich weißer Phosphor im trockenen Zustand selbst. Deshalb sollten Bernstein-Funde in einer Blech- oder Metalldose transportiert werden, niemals aber in Jacken- oder Hosentaschen.

Sollte der falsche Bernstein in Flammen aufgehen, wird der Brand nicht mit Wasser gelöscht, sondern mit Sand.
Die nachfolgenden Tipps zur Bestimmung von Bernsteinen können direkt vor Ort am Strand durchgeführt werden, wo Sand als Löschmittel vorhanden ist.


Bernsteine am Fundort testen – Echtheitstests für unterwegs

Härtetest

Bernsteine sind sehr weiche Steine. Die Mohshärte beträgt 2 bis 2,5.

In der Mineralogie werden Mineralien auf eine 10-stufige Skala der Härte eingeteilt. Das Mineral mit der geringsten Härte 1 ist Talk, während kein anderes Mineral auf der Welt härter ist als ein Diamant mit der Mohshärte 10.
Für Steine mit einer geringen Mohshärte wie Bernstein kann zum Test der Härte eine Münze oder Messerklinge verwendet werden. Dazu wird der Stein vorsichtig geritzt. Hinterlässt die Münze oder Klinge eine Rille auf dem Bernstein, bestätigt das die geringe Härte. Steine mit einer höheren Härte wie beispielsweise gelber oder brauner Feuerstein zeigen beim gleichen Verfahren keine Rille, genau wie Glas, das auch wesentlich härter ist als Bernstein.


Dichte – Schwimmtest

Ein weiteres Merkmal von Bernsteinen ist die geringe Dichte, die zwischen 1,05 und 1,10 g/cm3 schwankt.

Damit ist Bernstein so leicht, dass der Stein im Salzwasser der Ostsee schwimmt. Andere Steine wie Citrin, Feuerstein oder Glas versinken hingegen.

Bedingt durch diese Tatsache können Bernsteine direkt am Strand getestet werden. Entweder legt den Stein am flachen Ufer auf das Wasser oder füllt etwas Meerwasser in ein Glas oder einen Becher. Schwimmt der Stein an der Wasseroberfläche, handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Bernstein.

Zu Hause kann die Situation nachgestellt werden, indem in einem Liter Leitungswasser 120 Gramm Salz aufgelöst werden und als "Nachbau" von Meerwasser dienen.


Statische Aufladung

Eine andere Eigenschaft von Bernsteinen ist die Reibungselektrizität. Wird trockener Bernstein an Kleidung aus Baumwolle oder Wolle tierischen Ursprungs, nicht Polyester oder Acryl, gerieben, lädt sich Bernstein elektrostatisch auf. In diesem Zustand ist Bernstein in der Lage, Haare, Staub, Fusseln oder Papier wie ein Magnet anzuziehen.


Bernsteine zu Hause oder im Labor testen

Schmelzpunkt

Bernsteine beginnen bereits ab einer Temperatur von 200 °C zu schmelzen und. werden weich und formbar.

Derartige Temperaturen erreicht man auch im Backofen. Einhergehend mit der Erhitzung von Bernsteinen kann sich die Farbe und Transparenz verändern. Vor allem trübe, undurchsichtige und milchig wirkende Bernsteine werden durch das sogenannte Klären bei hohen Temperaturen in der Reinheit korrigiert und verbessert und gelangen als geklärter Bernstein in den Handel.


Verhalten in Aceton

Wird Bernstein mit Aceton beträufelt, wird das fossile Harz oberflächlich an-, aber nicht aufgelöst.


Harziger Geruch beim Erhitzen

Dass Bernstein aus Harz besteht, wird deutlich, wenn man mit einer erhitzten Näh- oder Stecknadel, alternativ funktioniert auch ein erhitztes Messer, kurz über die Oberfläche des Bernsteins streicht. Es entwickelt sich ein harziger Duft und zudem hinterlässt die Nadel bzw. das Messer auf dem Bernstein eine Rille, wo das Harz angeschmolzen wurde.

Handelt es sich beim Testobjekt um Bernstein-artige Plaste oder Kunststoff, ist der Geruch nicht angenehm harzig, sondern intensiv beißend in der Nase.


UV-Licht

Wird Bernstein unter UV-Licht gehalten, verändert der Steine die Farbe und leuchtet in dunkelgrünen bis blauen Farbtönen.


Mikroskop

Die Betrachtung mittels Vergrößerung unter dem Mikroskop ist vor allem dann hilfreich, wenn es darum geht, Pressbernstein von echtem Bernstein zu unterscheiden.

Die Frage, woran man Pressbernstein erkennen kann, ist nicht einfach zu beantworten. Pressbernsteine sind zusammengesetzte Bernsteine, die unter hohen Druck- (ca. 3.000 bar) und Temperaturbedingungen (200 bis 250 °C) aus kleinen Bernsteinen, Bernsteinsplittern und/oder Bernsteinstaub, der bei der Verarbeitung anfällt, miteinander verbunden werden.

Unter dem Mikroskop sind feine Linien und Grenzflächen zu sehen, die auf den zusammengesetzten Charakter von Pressbernsteinen schließen lassen. Zudem sind die „Grenzen“ an den Rändern farblich dunkler.


Bernstein-Fälschungen am Namen erkennen

Im Handel werden Bernsteine und Bernstein-Imitationen unter Namen verkauft, die verwirrend und keine Garantie für die Echtheit von Bernsteinen sind.

So handelt es sich bei Rohbernsteinen und Naturbernsteinen um Bernsteine natürlichen Ursprungs. Der Unterschied liegt in der Bearbeitung. Während Rohbernsteine ungeschliffen, naturbelassen und unbehandelt sind, wurden Naturbernsteine bearbeitet, geschliffen oder poliert.

Dahingegen sind Ambroid, echter Bernstein und Echtbernstein Bezeichnungen für Pressbernsteine oder im Nachhinein gekläre Bernsteine und Polybern ist keine Bernstein-Varietät, sondern eine Manipulation aus Kunststoff und Bernsteinstaub, -splittern und Bruchstücken von Bernstein.


© www.steine-und-minerale.de | Alle Inhalte - Texte und Bilder - sind urheberrechtlich geschützt

Auch interessant:


Quellen:
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München


Letzte Aktualisierung: 13. Februar 2024




Unsere Empfehlung

Edel- und Schmucksteine von W. Schumann

Buch Edelsteine und Schmucksteine

Mehr Details


angeboten bei Amazon

Mineralien Quiz

Kennen Sie sich aus in Mineralogie und Geologie? Dann testen Sie Ihr Wissen in unserem Mineralien-Quiz!

Zum Quiz

Mineralien-Steckbriefe