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Polybern und Bernstein



Bernsteine werden im Handel unter vielen Bezeichnungen verkauft; zum Beispiel: Naturbernstein, Succinit, Baltischer Bernstein, Dominikanischer Bernstein, Blauer Bernstein oder Rumänit. Die Gemeinsamkeit aller genannten Bernsteine ist die natürliche Entstehung. Bernsteine mit dem Namen Polybern oder Bernit sind hingegen eine Bernstein-Imitation.



Polybern

Auch wenn der Begriff Polybern oder Polibern die Vermutung aufkommen lässt, dass es sich um einen Bernstein-Varietät handeln könnte, ist Polybern ein Kunstprodukt.

Anhand des Namens ist die Zusammensetzung von Polybern erkennbar: die Silbe Poly steht für Polyester, ein Kunststoff, während Bern die Verwendung von Bernstein für Polybern ausdrückt. Alternativ gelangte Polybern auch unter dem Namen Bernit in den Handel.


Herstellung von Polybern

Polybern wird der Öffentlichkeit erstmals zu Beginn der 1970er Jahre in der DDR vorgestellt. Bernstein ist seit jeher ein beliebter Stein für Schmuck, weshalb die DDR neben einheimischen Ressourcen auch auf Bernstein-Exporte aus der Sowjetunion zurückgegriffen hat.

Nachdem die UdSSR die landeseigenen Vorkommen für sich beanspruchte, konnte die DDR der inländischen Nachfrage nach Bernstein nicht länger gerecht werden.

So wurde schließlich von Erfindern des in Ribnitz-Damgarten ansässigen Unternehmens VEB Ostseeschmuck** ein Produkt präsentiert, das aus zusammengeschmolzenem Kunststoff mit Bernsteinanteil bestand.

Für die Herstellung von Polybern wurden unter hohen Temperaturen Kunststoff mit Splittern, Bruchstücken und/oder Bernsteinstaub miteinander verschmolzen. Bernstein wird bei einer Temperatur von 170 bis 200 °C formbar, sodass sich das fossile Harz mit der Kunststoffschmelze optimale verbinden konnte. Nach dem Aushärten liegt ein großer „Bernstein“ vor, der zum Großteil aus Polyester besteht. Neben farblosem Polyester wurde auch bernsteinfarbener Kunststoff für Polybern verwendet.

Was in den 1970er Jahren aus Gründen der Materialknappheit eine gefundene Lücke im Bernsteinhandel war, ist auch heute noch ein gängiges Verfahren. Kleinere Bernsteine oder „Abfall“ im Sinne von Staub oder Bernsteinsplittern werden mittels Kunststoff zu größeren Exemplaren zusammengeschmolzen.

Teilweise wird dabei auf farbigen Kunststoff gesetzt, was Polybern ein mosaikartiges Design verleiht und die nicht-natürliche Entstehung verdeutlicht.


Polybern erkennen

Auf den ersten Blick ist die Unterscheidung zwischen echtem Bernstein und Polybern nicht einfach.

Gut verarbeiteter Polybern ist von gleichmäßiger Beschaffenheit. Dass der Stein aus Kunststoff und Bernsteinstaub und -splittern bzw. Fragmenten besteht, ist nicht zu erkennen. Schweißnähte oder Verbindungsstellen gibt es nicht. Ebenso verhält es sich mit dem harzartigen Glanz und der Farbe, die der Farbvielfalt von echten Bernsteinen gleicht.

Ein erster Unterschied ist die Dichte.
Polybern ist aufgrund des Kunststoffanteils schwerer als Bernstein. Bernstein weist eine Dichte von 1,05 bis 1,10 g/cm³ auf und ist damit leichter als Salzwasser. Aufgrund dieser Eigenschaft ist das sogenannte "Gold der Ostsee" in der Lage, in Salzwasser zu schwimmen, bis die Ablagerung am Strand erfolgt. Die Dichte von Polybern beträgt 1,21 bis 1,27 g/cm³, d.h., Polybern ist so schwer wie Salzwasser (1,25 g/cm³) bzw. von geringfügig höherem Gewicht.

Ein weiterer Test zur Bestimmung der Echtheit von Bernstein ist die heiße Nadel. Ein erhitzte Steck- oder Nähnadel wird an einer unauffälligen Stelle über den Bernstein geführt. Durch die Wärme der Nadel beginnt sowohl Bernstein wie auch Polybern zu schmelzen. Während bei Bernstein jedoch ein harziger Geruch wahrnehmbar ist, entsteht bei Polybern der Geruch von Kunststoff/Plaste. Bei Betrachtung der entstandenen Schmelzrille, welche die heiße Nadel auf der Steinoberfläche hinterlassen hat, zeigt sich ein weiterer Unterschied. Bei Bernsteinen ist die Rille durch die 100 %-ige Zusammensetzung aus Harz glatt und eben, bei Polybern ist die Rille spröde, rau und splitternd.

Daneben kann auf das Verhalten unter UV-Licht zurückgegriffen werden. Bernstein leuchtet unter UV-Licht blau-weiß auf; bei Polybern erfolgt keine Reaktion.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München

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Letzte Aktualisierung: 19. Oktober 2021




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