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Farbschiefer und Buntschiefer



Viele Farben von Mineralien und Gesteinen sind so prägnant, dass diese sich als allseits bekannter, eigenständiger Begriff etabliert haben, wie die Beispiele Smaragdgrün, Rubinrot, Saphirblau, Silbergrau oder Schiefergrau zeigen. Dabei ist vor allem Schiefer ein Gestein, das alles andere als nur grau ist.



Farbiger, nicht-grauer Schiefer

Wenn eine Farbe mit Schiefer in Verbindung gebracht wird, dann ist es grau. Grau in unterschiedlichen Helligkeitsstufen – von hellgrau über das typische dunklere Schiefergrau bis hin zu sehr dunklen, bis ins Schwarze spielenden Graunuancen.

Im Fachhandel für Natursteine hat sich in den vergangenen Jahren eine eigene Kategorie von Schiefern herauskristallisiert, deren Farbe vom markanten Schiefergrau abweicht: Farbschiefer. Da die Farben sehr vielfältig und im Vergleich zum charakteristischen Grau fast bunt sind, laufen farbige Schiefer auch unter den Namen Buntschiefer oder Farbschiefer.


schiefer.png Foto
Plattenartiges Gefüge von Schiefer


Die Eigenschaften von Farbschiefer

Genau wie bei den Gesteinen Granit (körniger Stein), Marmor (schimmernder Stein) und Gneis (funkelnder Stein) ist auch beim Farbschiefer ein optisches Merkmal die namensgebende Eigenschaft.
Der Begriff Schiefer wurde bereits im Mittelalter verwendet. Bergleute sprachen von Schiver, wenn die Steine beim Bearbeiten in Splitter oder Platten zerfielen; siehe auch Justus Georg Schottel (1612 bis 1676, Sprachgelehrter) in seinem Wörterbuch der deutschen Sprache: „schieferen: zerspalten“.

Heutzutage wird der Begriff in der Geologie als eine Gefügeart von metamorphen Gesteinen definiert, die sich durch einen plattenartigen, gut spaltbaren Charakter auszeichnen. Dass sich Schiefer gut in teilweise hauchfeine, nur wenige Millimeter mächtige Platten zerlegen lässt, ist eine Folge der Entstehung von Schiefer.

Das Ausgangsgestein von Schiefern sind zunächst Tonsteine: Sedimente aus Tonmineralien, die unter der Auflast weiterer Sedimente entwässert und durch zirkulierende Kieselsäuren diagenetisch verfestigt wurden.
Infolge von tektonischen Prozesse wie Erdbeben, Gebirgsbildung oder anderweitigen Verschiebungen bzw. Bewegungen der kontinentalen und ozeanischen Platten der Erdkruste (Näheres siehe: Alfred Wegener und seine Theorie der Kontinentalverschiebung) werden bestehende Gesteine verändert, sog. Gesteinsmetamorphose, durch hohe Druck- und/oder Temperaturverhältnisse sowohl was den Mineralbestand als auch das Gefüge betrifft.

Im Fall von Schiefer war die Gesteinsmetamorphose druckbetont, d.h., die Tonsteine waren einem einseitig ausgerichtetem Druck ausgesetzt, was sich letztendlich in der nebeneinander liegenden, parallelen Anordnung der fein- bis mittelkörnigen Mineralien von Schiefer äußert.

Was alle Schieferarten gemeinsam haben, ist der leicht seidige Glanz auf der Oberfläche der Schieferplatten. Ebenfalls entstehungsbedingt, insofern ein Teil der Tonminerale durch die Metamorphose in diverse Glimmermineralien/Mica umgewandelt wurde.


Die Farbe von Farbschiefer

Die Farbe eines Gesteins steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der mineralischen Zusammensetzung des Gesteins und kann rötlich, violett, beige, gelb, blau, blaugrau sein.
Exkurs: Mineralien sind Festkörper mit stofflich einheitlicher Zusammensetzung, die natürlich entstanden. Gesteine hingegen bestehen aus einer Vielzahl von verschiedenen Mineralien, deren Art und Menge von Gestein zu Gestein variiert.

Schieferige Gesteine bestehen zur Hauptsache aus Tonmineralien, Quarz und Feldspat.
In weitaus geringem Anteil, den sog. Nebengemengteilen, die bis zu fünf Prozent an der Zusammensetzung von Schiefer ausmachen, sind zum Beispiel Glimmer wie Biotit, Serizit und Muskovit, aber auch Glaukophan, Kyanit, Granat, Chlorit, Hämatit, Limonit, Pyrit oder Aktinolith/Amphibole vertreten.

Die genannten Mineralien sind von unterschiedlichen Farben, was sich letztendlich in der Farbe von Buntschiefer widerspiegelt und direkter Ausdruck der mineraleigenen Farbe sein kann – Chlorit = grün – oder auf den Einfluss der Verwitterung zurückgeht. So ist das Mineral Hämatit von grauer Farbe, oxidiert aber rötlich anlaufend und der messing-gelbe bis silbrig-graue Pyrit wird mit dem Alter und bei Wind und Wetter rostfarben bis gelblich-ockerfarben.

Oftmals sind mehrere Farben in einer Schieferplatte vermischt, sodass das Gestein eine gefleckte oder marmorierte Optik erhält.


Die Farben von Farbschiefer

Tabelle: Farbgebende Mineralien von Farbschiefer
NameFarbefärbendes Mineral
Blauschiefer blau, blaugrau Glaukophan
Roter Schiefer ziegelrot, rot-violett Hämatit
Grünschiefer moosgrün, graugrün, waldgrün Epidot, Chlorit
Purpurschiefer violett-rot Hämatit
gelber Schiefer ocker, beige, goldgelb Limonit, Pyrit


Verwendung von Farbschiefer

Genau wie dunkler, grauer Schiefer wird auch Farbschiefer aufgrund der Materialeigenschaften im Außenbereich und in der Innenraumgestalt eingesetzt: als Küchenarbeitsplatte, Wandfliesen in Küche und Bad, Terassenplatten, Gehwegplatten, Bodenfliesen, Wandverkleidung von Fassaden oder als Treppen.


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Quellen:
⇒ Schottel, J. G. (1663): Schiefer. IN: Ausführliche Arbeit Von der Teutschen HaubtSprache. Das dritte Buch/Darin gehandelt wird von der Wortfügung/Das ist: Von kunstmessiger Zusammenfügung und hergebrachtem guten Gebrauche Der Teutschen Wörter/Samt unterschiedlichen Anmerkungen und Ausführungen/auch anderen das Sprachwesen mitbetreffenden Sachen
⇒ Wallerius, J. G. (1763): Schiefer. IN: Mineralogie, oder Mineralreich
⇒ Linné, C. v. (1777): Schiefer, Schistus. IN: Des Ritters Carl von Linné Königlich Schwedischen Leibarztes vollständiges Natursystem des Mineralreichs. Band 17
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg


Letzte Aktualisierung: 18. November 2021



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