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Tonerde - Tonhaltige Mineralien





Definition Tonerde und chemische Zusammensetzung

Tonerde ist der veraltete Name für Aluminium(III)-Oxide.
Noch weit bis ins 18. Jahrhundert war es gängig, chemische Verbindungen, die Oxide enthielten, als Erden zu bezeichnen.
Neben den aluminiumhaltigen Tonerden wird ferner zwischen Kalkerden und Kieselerden differenziert, die sich durch die chemische Zusammensetzung voneinander unterscheiden. Bestehen Kalkerden aus Calciumoxiden, wird Kieselerde aus Siliciumdioxiden aufgebaut.
Unabhängig von den Bestandteilen von Tonerde, Kieselerde und Kalkerde zeichnen sich Erden dadurch aus, dass diese in Wasser nicht löslich sind und bei Temperaturen von 1.500 bis 1.800 °C schmelzen.

Tonerde-Arten

Es gibt verschiedene Tonerden, die sich durch eine unterschiedliche Zusammensetzung auszeichnen und aus den Mineralien Illit, Montmorillonit, Kaolin, Hectorit, Bentonit und Argill bestehen.

Die Farbe von Tonerde

Mit den Arten und unterschiedlichen Zusammensetzungen variiert auch die Farbe von Tonerde. Tonerde gibt es sowohl in weiß, rosa, und rot als auch in gelb, braun und grün. Der Grund für die Farbvielfalt von Tonerde: die chemischen Bestandteile der Tonerde-Mineralien. Grüne Tonerde, die beispielsweise in Form der Mineralien Illit oder Montmorillonit vorkommt, ist auf Kupferverbindungen zurückzuführen. Kaolin ist weiß, weil Kupfer und Eisen nicht vorhanden sind. Anders als bei rosafarbener, roter und brauner Tonerde, wo Eisen das farbgebende Element ist.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Tonerde und Heilerde

Tonerde und Heilerde sind nicht dasselbe.
Heilerde, die man in Apotheken und Drogerien kaufen kann, besteht aus Löss.
In der Geologie wird Löss als ein lockeres, körniges Sediment mit einer Korngröße von 0,01 bis 0,05 mm definiert. Letzteres Merkmal verleiht dem Lockersediment einen staubähnlichen Charakter, von dem der Name Löss abgeleitet wurde. Der deutsche Mineraloge Karl Cäsar von Leonhard (1779 bis 1862) adaptierte den Begriff aus dem schweizerdeutschen Wortschatz, der lösch als locker versteht. (Löss - Eigenschaften und Entstehung)
Optisch sind sich Tonerde und Heilerde aufgrund Feinkörnigkeit sehr ähnlich. Während Tonerde aber unterschiedlich gefärbt sein kann, ist die Farbe von Heilerde gelb-braun – bedingt durch Eisenoxide und Eisenhydroxide.
Der größte Unterschied zwischen beiden Erden besteht hinsichtlich der Zusammensetzung. Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es verschiedene Tonerde-Arten mit einer definierten chemischen Zusammensetzung. Die Bestandteile von Heilerde sind komplexer. Heilerde besteht in der Hauptsache zu 60 bis 70 % aus Quarz. Die übrigen Anteile werden von Feldspatmineralen und Glimmermineralen sowie in noch geringeren Mengen von den Tonerde-Mineralien Illit oder Kaolin repäsentiert. Kurzum: Ein Bestandteil von Heilerde ist Tonerde.
Ein weiterer Unterschied bezieht sich auf die Zulassung nach dem Arzneimittelgesetz (AMG/Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln). Heilerde, nicht jedoch Tonerde, ist als frei verkäufliches Arzneimittel zugelassen. Die Bedingung: Keimfreiheit. Aus diesem Grund wird Heilerde vor dem Inverkehrbringen besonders aufbereitet (erhitzt), sodass mögliche krankmachende Verunreinigungen ausgeschlossen werden.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Tonerde und Porzellanerde

Der Name Porzellanerde ist ein Synonym für das Mineral Kaolin. Kaolin ist von weißer Farbe; durch Beimengungen anderer Elemente kann das Mineral auch eine gelbliche, rötliche oder bläuliche Farbe annehmen. Dass Kaolin mit Porzellan in Verbindung gebracht wird, ist mit der Verwendung des Minerals zu erklären. Kaolin wurde und wird als weißfärbender Bestandteil für die Herstellung von Porzellan verwendet. Bis Kaolin, das ursprünglich in China entdeckt wurde und sich als das Geheimnis des weißen chinesischen Porzellans herausstellte, war das europäische Porzellan von vergleichsweise dunklerer Farbe, da der hierzulande genutzte Ton dunkler färbende Tone aufwies.
Genau genommen handelt es sich demnach bei Porzellanerde bzw. Kaolin um eine Tonerde-Art. Im Handel gibt es Porzellanerde aufgrund der hellen, reinen Farbe unter dem Namen weiße Tonerde zu kaufen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Tonerde und Lavaerde/Wascherde/Ghassoul

Tonerde umfasst eine spezielle Gruppe von Mineralien. Lavaerde bzw. Wascherde indessen ist der Oberbegriff für diejenigen Mineralien, die zur Reinigung von Haut und Haaren geeignet sind.
Der Name Lavaerde ist nicht auf einen vulkanischen Ursprung der Wascherde zurückzuführen, vielmehr stammt die Bedeutung des Wortes Lava in diesem Zusammenhang von der lateinischen Vokabel lavare = waschen ab. Entgegen konventionellen Reinigungsprodukten für Gesicht, Haare und Körper wie Seife, Shampoo oder Duschgel enthält pure Lavaerde keine schaumbildenden Tenside, Duftstoffe, Konservierungsmittel oder Emulgatoren. Angewendet wird Lavaerde, indem das Pulver mit Wasser zu einer Paste vermengt, auf die Haut aufgetragen oder in die Haare massiert und abschließend gründlich abgespült wird. Alternativ gibt es Wascherde bereits gebrauchsfertig mit Wasser versetzt in Tuben zu kaufen.
Als Lavaerde haben sich die Mineralien Kaolin, Hectorit, Montmorillonit und Smectit – sprich: ausgewählte Tonerden und Tonminerale – bewährt, die einzeln oder miteinander vermischt verwendet werden.
Entsprechend der mineralischen Zusammensetzung variiert die Farbe von Wascherde. Weiße Lavaerde besteht aus Kaolin; Hectorit und Smectit färben Wascherde hellbraun und Illit verleiht Lavaerde einen grünen Farbton.

Die Verwendung von Tonerde

Tonerden sind vielfältig in ihren Anwendungsgebieten.
Weiße Tonerde alias Kaolin wird nicht nur verwendet, um weißes Porzellan herzustellen. Auch Bildhauer nutzen Kaolin in Verbindung mit Zement und Ton.
Tonerde spielt ebenso in der Kosmetik und Medizin eine bedeutende Rolle. Tonerde-haltige Heilerde wird seit Jahrzehnten aufgrund der Wirkung innerlich eingenommen und/oder äußerlich auf die Haut aufgetragen.
Nach Angaben der Hersteller von Heilerde ist Heilerde in der Lage, Fette und Säuren im Körper bzw. Magen zu binden, bspw. bei Sodbrennen.
Äußerlich aufgetragen entfaltet Tonerde seine de- und absorbierende Wirkung, indem Schmutz und überschüssiges Fett von Haut, Kopfhaut und Haaren quasi aufgesaugt werden - eine reizarme Möglichkeit der Gesichtsreinigung "ohne Chemie", genau wie zum Waschen der Haare und des Körpers. Nicht nur empfindliche, sensible Hauttypen profitieren von Tonerde, auch unreiner, zu Pickeln und Mitessern neigender und fettiger Haut kommt Tonerde zugute. Die Auswahl mit Produkten, die Tonerde als Zutat aufweisen, wird immer größer. War Tonerde-Kosmetik früher als Produkt der Naturkosmetik nur in Naturkost- oder Bioläden zu finden, gibt es mittlerweile auch in Drogerien und Supermärkten Haarkuren, Haarmasken, Detox-Masken, Reinigungsmasken, Gesichtsmasken, Creme, Puder, Trockenshampoos oder Shampoos mit Tonerde.
Neben der reinigenden Funktion wird Tonerde auch als Pigment verwendet – sowohl in natürlichen Farben wie auch zum Einfärben von Seifen oder als Korrekturpuder für den Teint.
Ob ein dekoratives oder pflegendes Kosmetikprodukt Tonerde enthält, verrät ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe. Die verschiedenen Tonerden sind unter den englischen Bezeichnungen Montmorillonite, Hectorite, Bentonite, Argilla, Illite oder Kaolin, alternativ Bolus alba, aufgeführt.

Siehe auch:
Mineralkosmetik/Kosmetik aus Mineralien
Titandioxid
Mineralische Kakteenerde

Letzte Aktualisierung: 22. März 2024



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