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Farbedelsteine - Merkmale, Qualität und Wert



Die Welt der Mineralien ist vor allem eine Welt der Farben. Keine Farbe, die es nicht gibt. Um so schwerer ist es, die Qualität von farbigen Mineralien, speziell Farbedelsteinen objektiv einzuschätzen.



Inhaltsverzeichnis Farbedelsteine


Definition Farbedelstein

Ein Edelstein wird über drei Merkmale definiert:

In Anlehnung an die Edelstein-Definition sind Farbedelsteine Edelsteine bzw. Mineralien, die nicht weiß, sondern farbig sind, das Kriterium der Edelsteinhärte erfüllen, eine hohe Reinheit aufweisen und vergleichsweise selten sind - d.h., nicht jedes farbige Mineral ist automatisch ein Farbedelstein.



Farbedelstein – Halbedelstein – Schmuckstein: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Bis vor einigen Jahren wurden Mineralien in Edelsteine und Halbedelsteine unterschieden.

Mittlerweile wurde der Begriff Halbedelsteine durch Schmuckstein ersetzt, um das negative und wertmindernde Image der Bezeichnung Halbedelstein zu umgehen.

Schmucksteine zeichnen sich im Vergleich zu echten Edelsteinen durch eine geringere Härte und die Häufigkeit der Vorkommen aus.

Alle bekannten Mineralien der Welt werden nach zehn Härtegraden sortiert, die Mohshärte. Mineralien der Mohshärte 1 sind sehr weich. Mit aufsteigender Nummerierung werden die Mineralien immer härter. Der Diamant mit einer Mohshärte 10 gilt als das härteste Mineral der Erde.

Entsprechend der Mohshärte gelten Mineralien der Härte 1 und 2 als weiche Mineralien.
Die Vertreter der Mohshärte 3 bis 5 werden als mittelharte Mineralien eingestuft.
Ab einer Mohshärte 6 werden Mineralien als harte Mineralien bezeichnet und Mineralien mit einer Mohshärte 7 sind sehr harte Mineralien, die das Prädikat Edelsteinhärte tragen.

Weiterhin zeichnen sich Schmucksteine durch eine geringere Reinheit aus. „Verunreinigungen“ in Form von Einschlüssen“ anderer Mineralien, Gasblasen oder anderweitige Störungen und Risse im Kristall mindern den Wert dieser Mineralien. Nichtsdestotrotz können auch Edelsteine „störende“ Einschlüsse aufweisen, die sich im Preis niederschlagen.


Qualitätskriterien von Farbedelsteinen

Die Bewertung von Farbedelsteinen ist eine große Herausforderung.
Im Gegensatz zu Diamanten gibt es kein einheitliches, offiziell anerkanntes Prinzip, nach dem die Qualität von farbigen Edelsteinen objektiv und international gültig beurteilt wird.

Anders sieht es bei Diamanten aus. Eigens für das härteste Mineral der Erde wurden im 20. Jahrhundert die 4C ins Leben gerufen. Kriterien, die vom Gemological Institute of America (GIA)** ausgewählt wurden, um eine detaillierte Expertise nach objektiven, gleichbleibenden und über die Landesgrenzen hinaus gültigen Maßstäben erstellen zu können.
Namentlich handelt es sich bei den 4C um folgende Kriterien:

Alle vier Kriterien wurden präzise aufgeschlüsselt und mit speziellen Bezeichnungen versehen bzw. codiert. Jeder noch so kleinste Einschluß im Stein wird erfasst, jede feinste Farbnuance abweichend vom hochfeinen Weiß der Diamanten wird dokumentiert und im Gutachten über den Diamanten angegeben (weitergehende Informationen dazu: 4C – Qualitätskriterien zur Bewertung von Diamanten).

Für Farbedelsteine existiert ein solcher Schlüssel nicht. Dennoch werden farbige Mineralien nach einem vergleichbaren Prinzip bewertet und die gleichen Kriterien zur Einschätzung der Qualität herangezogen.


Tab. 1: Kriterien für die Bewertung von geschliffenen Farbedelsteinen
EigenschaftBeschreibung
Farbe
  • naturbelassen oder behandelt/gebrannt
  • gleichmäßige Farbverteilung oder fleckig
  • Intensität der Farbe
Reinheit
  • Einschlüsse vorhanden
  • Art und Anzahl der Einschlüsse
  • Reinheitskorrektur erfolgt
Gewicht
Schliff
  • Korrekte Anzahl der für jeweiligen Schliff vorgegebenen Facetten
  • fehlende oder zusätzliche Facetten
  • Harmonie der Proportionen
  • abgeschnittene Facetten
  • unsaubere Arbeit


Qualitätsmerkmal: Die Farbe von Farbedelsteinen

Die Farbe ist die wichtigste Eigenschaft von Farbedelsteinen.

Die natürliche Farbe von Mineralien ist einzigartig. Auch wenn man die Hauptfarbe und feine Nuancen bestimmen kann, läßt sich der genaue Farbton nur schwer kategorisieren.

Einfacher ist das bei Mineralien, die nachträglich einer Farbbehandlung unterzogen wurden. Die künstlich erzeugten Farben sind mehr oder weniger einheitlich und standardisiert.

Aus diesem Grund wird bei der Farbe von Farbedelsteinen Wert auf den Farbton und dessen Intensität gelegt.
Ist die Farbe gesättigt und kräftig oder blass und pastellig? Hinzu kommt bei der Bewertung der Farbqualität von Farbedelsteinen die Frage, ob die Farbe gleichmäßig im Stein verteilt ist.

Hin und wieder weisen Mineralien eine ungleichmäßige Farbverteilung auf, sind teilweise gleichzeitig farbschwach und kräftig getönt. Durch vorsichtiges, fachkundiges Erhitzen, das sogenannte Brennen, kann dieser Makel korrigiert und ausgeglichen werden.

Mitunter wird beim Verkauf darauf hingewiesen, dass der Stein hitzebehandelt ist. Ein Muss ist die Angabe allerdings nicht. Hinweise wie zum Beispiel „Amethyst gebrannt“, "erhitzter Citrin" oder "wärmebehandelter Quarz" sprechen für eine nachträgliche Schönheitsbehandlung.


Tab. 2: Die Farben von Edelsteinen (Liste ist nicht vollständig)
FarbeEdelstein
farblos
gelb
orange
rot
rosa/pink
violett/lila
blau
grün
braun
schwarz


Qualitätsmerkmal: Der Schliff von Farbedelsteinen

Edelsteine werden heutzutage sowohl von Hand als auch per Laser geschliffen und sowohl Mensch als auch Maschine können dazu beitragen, dass der Schliff perfekt und makellos ist oder Fehler zeigt.

Deshalb wird bei der Einschätzung der Qualität des Schliffs genauer hingesehen, ob die Proportion harmonisch zueinander sind, die Facetten nicht von anderen Facetten „geschnitten“ oder überlagert werden und um welchen Schliff es sich generell handelt. So ist beispielsweise ein Facettenschliff (z.B. Brillantschliff, Asscher-Schliff oder der Smaragdschliff) wesentlich aufwändiger als ein Cabochonschliff wesentlich aufwändiger als.


Qualitätsmerkal: Die Reinheit von Farbedelsteinen

Hinsichtlich der Reinheit von farbigen Edelsteinen hat das GIA ein internationales System eingeführt, das drei Typen der Edelsteinreinheit unterscheidet.

Bei der Evaluierung der möglicher Einschlüsse werden neben der Anzahl der Unreinheiten bzw. Einschlüsse auch deren Größe betrachtet und der Einfluß auf den Gesamteindruck der Reinheit des Steins.

Teilweise kann durch einen raffinierten Schliff und die Position des Edelsteins in einer Fassung ein Fehler quasi unsichtbar gemacht werden. Ein Einschluß einer Rutilnadel fällt nicht so sehr ins Auge, wenn er von einer Krappe überdeckt wird als wenn der Makel präsent im Zentrum des Minerals stehen würde. Genau wie facettenreiche Schliffe mit großen Tafelfacetten in der Mitte eines Steins Einschlüsse eher präsentieren als Schliffe, die auf viele, kleinere Facetten setzen.

Laut GIA sind Typ 1-Edelsteine diejenigen Steine mit der höchsten Reinheit, wo weder Unreinheiten noch Einschlüsse sichtbar sind.
Typ 2-Edelsteine weisen erkennbare Einschlüsse und Unreinheiten auf, die bei Typ 3-Edelsteinen am deutlichsten wahrnehmbar sind.

Abstriche sind bei dem GIA-System dennoch zu machen, denn nicht alle Einschlüsse wirken sich negativ auf den Wert eines Edelsteins aus. Bei einigen Mineralien sind Verunreinigungen oder Einschlüsse gewünscht, da diese reizvolle Effekte hervorbringen, wie zum Beispiel den Asterismus – den Sterneffekt, der besonders häufig bei Saphiren und Rubinen ist (Sternsaphir, Sternrubin).


Qualitätsmerkmal: Das Gewicht von Farbedelsteinen

Nicht immer gilt bei Edelsteinen: um so mehr Gewicht ein Stein auf die Waage bringt, desto mehr ist er wert.
Ein geschliffener Farbedelstein ist oftmals höher im Preis anzusetzen als ein unbearbeiteter, ungeschliffener Rohstein.

Auch wenn bei der Bearbeitung häufig mehr als die Hälfte vom Ausgangsgewicht eines Minerals verloren geht, macht der kunstfertige Schliff diesen Verlust wieder wett. Der Anteil des Schliff an der Preisbildung eines Edelsteins beträgt bis zu 60 %.


Qualitätsmerkmal: Die Härte von Farbedelsteinen

Mitunter wird zusätzlich zu den bereits erwähnten Kriterien die Härte der Steine bewertet, denn die Grenze zwischen Farbedelsteinen und Schmucksteinen verwischt zusehends.
Mineralien mit einer geringeren Härte als 7 werden der Farber oder der Schönheit wegen immer öfter zu den Farbedelsteinen gezählt. Auch ist es möglich, dass bei Mineralien, deren Mohshärte zwischen 6,5 und 7 liegt, zugunsten der Edelstein-Definition die höhere Mohshärte angegeben wird.


A-AA-AAA-System

Auf dem Edelstein- und Schmuckmarkt werden immer wieder Steine angeboten, die als AAA-Tansanit, AAA-Smaragd, AAA-Opal, AAA-Morganit, AAA-Tsavorit, AAA-Kunzit oder AAA-Amethyst bezeichnet werden.

Bei dieser Formulierung handelt es sich um ein System, das die Qualität von Farbedelsteinen zu vereinheitlichen versucht. Allgemeingültige Parameter gibt es nicht. Vielmehr orientieren ich die Händler an der Farbe sowie der Reinheit und geben eine subjektive Meinung zum Stein ab. Ein anderer Edelsteingutachter würde den bewerteten Farbedelstein womöglich anders einstufen.

Trotz internationaler Anwendung ist das A-AA-AAA-System dennoch nicht überall anerkannt. Der Grund: Die Standards sind nicht definiert.

Hinter den Buchstaben verbirgt sich eine Rangfolge der Qualität.

A-Farbedelsteine sind von hoher Qualität, noch höher ist die Qualität von AA-Farbedelsteinen einzustufen und AAA- oder Triple-A-Farbedelsteine sind Farbedelsteine der allerhöchsten Güte.

Der Unterschied A-AA-AAA-Farbedelsteinen wird klar, wenn die Steine nebeneinander gelegt und miteinander verglichen werden.
So ist beispielsweise da Grün eines A-Smaragds verwaschen und hell. Der Stein erscheint trübe und das Farbenspiel fehlt. AAA-Smaragde hingegen sind kristallklar, strahlend und leuchtend tiefgrün – wie aus dem Bilderbuch.

Die Mehrheit (50 bis 75 %) der im Handel angebotenen Farbedelsteine entsprechen der A-Güte. 20 bis 30 % aller farbigen Edelsteine tragen den AA-Status und das AAA-Prädikat erhalten lediglich zehn Prozent aller Farbedelsteine.


Farbedelsteine als Investment

Den Zauber farbiger Edelsteine hat nicht nur die Schmuckbranche für sich erkannt, auch in puncto Wertanlage werden Farbedelsteine immer beliebter und begehrter.
Die Qualität einiger Edelsteinvorkommen wird als besonders hoch eingestuft, weshalb diese zu entsprechend hohen Preisen gehandelt werden. Denn: ein farbiger Edelstein mit einer kristallklaren Reinheit und intensiven, gleichmäßigen Farbe, der das Produkt von Mutter Natur ist und bei dem keinerlei Schönheitsbehandlungen zwecks Optimierung Farbe und Reinheit vorgenommen wurde, wird immer teurer verkauft als ein behandeltes Pendant.

Hinzu kommt, dass die Vorkommen einiger Edelsteine auf einige wenige Fundorte auf der Welt limitiert sind. So sind beispielsweise die natürlichen Ressourcen von Tansanit, der nur in den Merelani Hills in Tansania gefunden wird, nahezu erschöpft. In den kommenden 20 bis 25 Jahren werden schätzungsweise keine Tansanite mehr abgebaut. Plus: die Qualität der heute zutage geförderten Tansanite entspricht nicht mehr dem Ideal des blauen Edelsteins.

Zusammengefasst: Farbige Edelsteine sind ein wertbeständiges Investment, nicht zuletzt weil zunehmend erschöpfte Quellen einiger Edelsteine eine Wertsteigerung zur Folge haben.

Im Zuge dessen werden insbesondere folgende Edelsteine genannt:

  1. Rubin (!!! Rubin aus Mosambik)
  2. Saphir (!!! Kaschmir-Saphir)
  3. Tansanit
  4. Roter Beryll
  5. Paraiba-Turmalin aus Brasilien
  6. Aquamarin (!!! Santa Maria-Aquamarin)
  7. Peridot (!!! Kaschmir-Peridot)
  8. Mandarin-Granat
  9. Morganit
  10. Smaragd (!!! Muzo-Smaragd aus Kolumbien)
  11. Spinell
  12. Tsavorit

Auch interessant:

  1. Zirkonia - Edelstein-Imitation und Kunstkristall
  2. Edelsteine als Wertanlage
  3. Die teuersten Edelsteine der Welt


Quellen:
⇒ Gilbertson, A. (2016): Value Factors, Design, and Cut Quality of Colored Gemstones (Non-Diamond). IN: The Gem Guide. January/February 2016
⇒ Newman GG, Renée (2016): Gemstone Buying Guide. International Jewelry Publications,U.S.; Auflage: Revised
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Hall, C. (1999): Edelsteine. Das neue kompakte Bestimmungsbuch, Könemann Verlag
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (2020): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.gia.edu - What´s AAA-quality garnet?
www.gemsociety.org - What Does the GIA Colored Gem Grading Code Mean?

Letzte Aktualisierung: 15. März 2024




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