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Bemainty-Rubin – Korund aus Madagaskar



Rubin, Smaragd und Saphir: Die drei klassischen Farbedelsteine, die seit Jahrhunderten zu den beliebtesten Edelsteinen gehören. Was das Trio so exklusiv und besonders macht, ist nicht nur die unverwechselbare Farbe mit hohem Wiedererkennungswert, sondern auch die robuste Härte und die Seltenheit der natürlichen Vorkommen. Auch wenn vielerorts rund um den Globus – von Grönland über Kenia, Malawi, Mosambik, Sri Lanka und Thailand Rubine gefunden werden, liegt die Menge der zutage roten zutage geförderten Edelsteine unter der Ausbeute aller weltweit abgebauten Diamanten. Umso erfreulicher sind dann die Nachrichten, dass neue Vorkommen entdeckt wurden, denen eine hochkarätige und vielversprechende Zukunft prophezeit wird – wie im Fall des Rubins von Bemainty auf Madagaskar.



In Zusammenarbeit mit www.Juwelo.de

Die Edelsteininsel Madagaskar

Dass es auf Madagaskar Edelsteine in Hülle und Fülle gibt, ist keine Neuigkeit. Schon zu Zeiten, als die Insel noch eine Kolonie unter der Flagge Frankreichs war, wurden auf der Insel im Indischen Ozean Edelsteine abgebaut: Rubin, Saphir, Granat, Beryll mit den Varietäten Heliodor, Aquamarin sowie Smaragd und Morganit, aber auch Apatit, Grandidierit, Iolith, Quarzmineralien wie Citrin, Amethyst und Rauchquarz, Sphen, Rubellit/Turmalin oder Labradorit.
Dennoch sind neu aufgespürte Edelsteinvorkommen jedes Mal ein Grund zur Freude. So geschehen auch im September 2000 (Leuenburger, 2001), als im Dorf Bemainty nahe der Stadt Ambatondrazaka im Nordosten Madagaskars die Mitteilung neuer Rubin-Lagerstätten bekannt geworden war. Im Laufe von einem Jahrzehnt wurde derart viele Edelsteine gefunden, dass Pardieu und Rakotosaona der Stadt Ambatonadrazaka 2012 den Titel „capital of ruby and sapphire trade in Madagaskar“ - Hauptumschlagplatz für Rubin und Saphir in Madagaskar – verliehen, da die Stadt sowohl lokale als auch internationale Edelsteinhändler anzog.


Die Rubine und Saphire von Bemainty

Rubin und Saphir: zwei Mineralien, die chemisch miteinander verwandt sind und in der Mineralogie als Varietäten der Korundgruppe (kurz: Korund) definiert werden. Während Rubin die rote Varietät ist, ist Saphir die blaue Varietät.
Da sich die Bedingungen, unter denen Rubin und Saphir entstehen, gleichen, verwundert es kaum, dass beide Edelsteine teilweise zusammen an einem Fundort vorkommen.
In Bemainty waren die Voraussetzungen zur Entstehung optimal, was sich in der Qualität der Farbe und Reinheit der Steine zeigt. Unreinheiten und Trübungen der Kristalle sind deutlich seltener als bei Rubinen anderer Abbaugebiete.
Die Farbe des Saphirs von Bemainty wird als ein samtiges Tintenblau beschrieben und kommt in puncto Farbe nahe an das Optimum – Kaschmir-Saphir – ran. Bisweilen geht das Blau der Bemainty-Saphire auch leicht ins Grüne oder Graustichige über. Aber auch nicht-blaue Saphire, Fancy Saphire genannt, werden in den Minen um Bemainty gefunden. Saphir in violett, Padparadscha-Saphir in orange-rosé sowie polychromer Saphir – Saphir, in dem sich mehrere Farben gleichzeitig wiederfinden, z.B. Blau in Verbindung mit lila, zählen zum Fundus der Schatzkiste von Bemainty (Pardieu, 2006).


Schmuck mit Bemainty-Rubin von Juwelo: der rote Edelstein mit dem perfekten Rubinrot kommt am besten mit Facettenschliffen zur Geltung

Der Rubin von Bemainty

Das Besondere der Rubine von Bemainty ist ebenfalls die Farbe, Reinheit und Größe der Kristalle.
In den Anfangsjahren in den Rubin-Minen um Bemainty war die Qualität noch durchwachsen, je mehr Zeit ins Land ging, desto schöner wurden die Steine, sodass auch naturbelassene Rubine verkauft wurden – ein Argument für den hohen Preis von Bemainty-Rubin.

Die Farbe des Rubins von Bemainty gilt als nahezu ideal. Ein reines Rot; nur selten ist ein Hauch von Orange oder Violett im Oberton zu erkennen.
Im Handel findet man solche Steine jedoch weniger, da die Farbe im Nachhinein korrigiert wird.
Bemainty-Rubine, deren Farbe nicht den gewünschten Rotton aufweisen, sprechen sehr gut auf das Brennen an. Das Brennen von Mineralien ist eine seit vielen Jahrhunderten praktizierte Methode, um die Farbe zu intensivieren, auszugleichen oder zu ändern. Während des Brennens werden die Steine vorsichtig auf eine individuell auf das jeweilige Mineral abgestimmte Temperatur erhitzt, oft liegt diese kurz unter dem Schmelzpunkt des Minerals. Im Fall von Rubin beträgt die Temperatur etwa 1.800 °C mit der Folge, dass der Orange- oder Violettstich in das begehrte pure Rubinrot umschlägt. Das Geheimnis hinter dem Erfolg der Farbveränderung mittels Hitze liegt in den farbgebenden Elementen begründet, die infolge der hohen Temperaturen auf ein anderes Oxidationslevel gebracht werden, was sich optisch in der Änderung der Farbe zeigt.

… und auch in der Verbesserung der Reinheit, da störende Einschlüsse von Fremdmineralien förmlich aufgeschmolzen werden. Ein Nebeneffekt, der für Bemainty-Rubin allerdings nicht von Belang ist. Bemainty-Rubine zeichnen sich durch eine außerordentliche Reinheit aus, die vor allem beim Blick durch das Mikroskop oder die Lupe deutlich wird. Zwar gibt es hin und wieder Einschlüsse von Zirkon, Apatit und Rutil sowie Heilungsrisse und Zwillingslamellen (Hänni, 2001), die aber nicht störend auf die Gesamterscheinung des Rubins wirken. Vielmehr sind diese wie ein feiner Nebel im Mineral verteilt. Spektakulär sind auch die Mikroskopaufnahmen von Guiliani et al. Aus dem Jahr 2020, die dicht aneinander liegende Wachstumszonen zeigen, die einander überschneiden und so den Anschein eines dreidimensionalen Gitters im Rubinkristall erwecken.

Nicht zuletzt überrascht seit den ersten Funden das Gewicht der Rubin, die nicht selten ein Gewicht von fünf bis 50 Karat auf die Feinwaage bringen.


Die Rubin-Minen von Bemainty

Der Abbau der Rubine und Saphire war in den ersten Jahren nicht immer einfach. Die Gegend um Bemainty ist von einer dicht bewachsenen Vegetation und unwegsamem Gelände geprägt, was den Zugang zu den Rubin- und Saphirminen erschwerte. Zahlreiche Urwaldriesen und andere Pflanzen wurden zulasten des Edelsteinabbaus gerodet. Mittlerweile hat der Gedanke der Nachhaltigkeit auch den Bergbau erreicht: Das Bewusstsein, dass jeder Baum einen wertvollen Beitrag in Sachen Klimaschutz leistet und deshalb schützenswert ist. Mit individuellen Schutzmaßnahmen wird die Vegetation vor weiterer Zerstörung bewahrt.
Hinzu kommt, dass die Rubine und Saphire etwa bis drei Meter unter der Erdoberfläche liegen und deshalb nicht zwingend Pingen angelegt werden müssen.

Aus Sicht der Geologie handelt es sich bei der Lagerstätte um eine primäre Lagerstätte. Die Edelsteine liegen aus dem Muttergestein (Gneis, Amphibolit oder Gabbro) herausgelöst am Ort der Entstehung. Als Folge der Verwitterung, der natürlichen Gesteinszerkleinerung, werden die deutlich härteren Kristalle unversehrt vom Muttergestein getrennt und müssen quasi nur noch eingesammelt werden, immerhin fallen auf einen Kubikmeter Abraum etwa 100 g Edelsteine (Leuenburger, 2001). Das begründet auch die Gestalt der losen Kristalle, die nicht immer und nicht nur kleinen sechsseitigen Tönnchen gleicht, sondern an kleine Glaschips, Kieselsteine oder Seeglas mit leicht abgerundeten Kanten erinnert.


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Quellen:


Letzte Aktualisierung: 9. April 2024



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