In, auf und aus Gestein gebaut - Altes Rathaus Sangerhausen
Ein Rathaus in Mitteldeutschland - erbaut mit einem Gestein, das nicht weit verbreitet ist: Der Rogenstein vom Alten Rathaus Sangerhausen.
Die Gesteine vom Rathaus Sangerhausen
Im Wesentlichen sind es zwei Gesteine, welche die Außenfassaden vom Alten Rathaus der Stadt Sangerhausen prägen: Schiefer auf dem Dach und Rogenstein an den Fassaden. Beide Gesteine sind unmittelbarer regionaler Herkunft und wurden in bzw. nahe Sangerhausen abgebaut.

Bild 1: Rathaus Sangerhausen - Westseite
Der dunkelgraue Schiefer, der für die Dachschindeln des Rathauses verwendet wurde, steht seit Jahrhunderten in enger Verbundenheit mit der Bergbaugeschichte Mansfelder Landes – ein Revier reich an Bodenschätzen, dessen westliche Grenze durch die Stadt Sangerhausen markiert wird. Aber der Mansfelder Schiefer wurde nicht vorrangig abgebaut, um Dächer zu decken, sondern wegen der besonderen Minerale, die im Schiefer enthalten waren und sind:
Kupferminerale. Neben reinem, sog. gediegenem
Kupfer und kupferhaltigen Mineralen wie bspw. Buntkupferkies war es auch
Silber, das in der Region zwischen Hettstedt, Eisleben, Sangerhausen und Mansfeld lange Zeit gewonnen wurde.
Rogenstein heißt das zweite Gestein, das für den Bau des Rathauses verwendet wurde und an Teilen vom Gebäude sehr gut zu sehen ist. Bei genauerer Betrachtung des Rogensteins könnte man meinen, dass es sich bei dem Gestein um ein Fossil, d.h. eine Versteinerung, handelt. Wie viele kleine, versteinerte Fischeier (sog. Rogen) sind viele hunderte von millimetergroßen, hellbraunen Kugeln in die Gesteinsmatrix eingebettet. Tatsächlich aber ist Rogenstein eine Varietät von
Kalkstein, dessen Gefüge aufgrund besonderer Entstehungsbedingungen als Oolith (Eierstein) ausgebildet wurde (Entstehung siehe
Steckbrief Rogenstein). Das Alter der Rogensteine von Sangerhausen wird auf etwa 250 Mio. Jahre datiert – ein Alter, das in der Geologie in die Zeit des Unteren Buntsandsteins eingeordnet wird. Deutschlandweit ist Rogenstein sehr übersichtlich verbreitet; neben Bereichen am Kaiserstuhl findet man das Sedimentgestein auch im Harzvorland. So auch in Lengefeld, einem Stadtteil von Sangerhausen, wo der Sangerhäuser Rogenstein abgebaut wurde.

Bild 2: Schieferdach und Rogenstein im Detail - Südseite (gegenüber vom Gericht)
Geschichte des Rathauses von Sangerhausen
Lange Zeit, bevor das Rathaus von Sangerhausen aus robustem Stein errichtet wurde, befand sich am heutigen Standort ein Vorgängerbau aus Holz. Ein Brand vernichtete jedoch 1358 das aus dem Jahr 1268 stammende Ur-Rathaus.

Bild 3: Rathaus mit Rogensteinfassade
Es vergingen Jahrzehnte, bis 1431 ein steinerner Neubau dem abgebrannten Rathaus folgte. Innerhalb von sechs Jahren Bauzeit entstand ein Gebäude, dessen Architektur sich am Stil der Spätgotik orientierte; heute noch erkennbar anhand von zahlreichen bogenförmigen Elementen sowie den Kreuzgewölben im Keller des Rathauses. Etwas später und stilistisch in die Zeit des Barocks einzuordnen, ist der Dachreiter – ein turmförmiger Aufsatz – auf dem spitzen Dach, in dem ursprünglich die Ratsglocke eingefasst war. 1604 wurde das Rathaus von Sangerhausen zudem um einen Vorbau ergänzt, der sich vom restlichen Teil des Hauses durch die geringere Höhe deutlich abgrenzt.
Siehe auch:
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In, auf und aus Gestein gebaut - Kyffhäuserdenkmal
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In, auf und aus Gestein gebaut - Rakotzbrücke Kromlau
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Höhlen in Deutschland - Saalfelder Feengrotten
Quellen:
www.sangerhausen.org
www.sangerhausen-tourist.de
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart*
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
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Letzte Aktualisierung: 8. Februar 2019