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In, auf und aus Gestein gebaut - Völkerschlachtdenkmal Leipzig



Im Leipziger Stadtteil Stötteritz steht ein Bauwerk, das an die Völkerschlacht von Leipzig im Jahr 1813 erinnert – das Völkerschlachtdenkmal Leipzig.



Steine und Minerale im Völkerschlachtdenkmal Leipzig

Für den Bau des Völkerschlachtdenkmals wurden vor allem zwei Werkstoffe verwendet: Beton und Granitporphyr.
Während Beton insbesondere im Inneren des Denkmals und für Skulpturen genutzt wurde, fand der verwitterungsresistente Naturstein Granitporphyr als Außerverkleidung Verwendung.


Bild 1: Völkerschlachtdenkmal (Quelle: Jens Schöninger / pixelio.de)

Insgesamt entfallen auf den Bau 120.000 m3 Beton und 26.500 t Granitporphyr.

Der verbaute Granitporphyr stammt aus der näheren Umgebung von Leipzig. Etwa 30 km südöstlich von Leipzig befindet sich ein Steinbruch, in dem Beuchaer Granitporphyr abgebaut wurde. Aufzeichnungen belegen, dass schon im 13. Jahrhundert in Beucha Granitporphyr abgebaut wurde.
Heute ist der Steinbruch größtenteils geflutet; Das Wahrzeichen des Steinbruchs ist die Wehrkirche Beucha von 1283, die gut 20 m über der Wasserfläche auf einem Felsen steht.

Die Bezeichnung Granitporphyr ist etwas irreleitend. Tatsächlich handelt es sich um eine Rhyolith-Varietät mit porphyrischem Gefüge. Das Gestein ist ebenso wie Granit magmatischen Ursprungs, entstand aber oberflächennah. Der Zeitpunkt der Entstehung des Granitporphyrs ist das Unterrotliegende vor 250 bis 280 Mio. Jahren. Beucha liegt im sogenannten nordwestsächsischen Vulkanitbecken, damit verbunden entstanden Störungen in der Erdkruste – zu sehen anhand der gangartigen Verteilung des Granitporphyrs im Umkreis von Beucha, Altenberg, Graupen, Dippoldiswalde und Frauenstein.

Mit dem Aufdringen der Magmen, aus denen der Granitporphyr hervorging, wurden auch Bruchstücke umliegender Gesteine in der flüssigen Gesteinsschmelze verbacken. Deshalb sind im Granitporphyr häufig Einschlüsse, Xenolithe, von Diorit, Diabas, Grauwacke, Granit, Schiefer, Gabbro, Hornfels und Diabas enthalten.

Ein weiteres Merkmal des Granitporphyrs ist das bereits angesprochene porphyrische Gefüge: in der feinkörnigen Grundmasse sind einzelne, größere gut ausgebildete Kristalle von Quarz, Plagioklas-Feldspäten, Pyroxenen, Chlorit und dem Glimmergruppenmineral Biotit eingelagert. Teilweise sind auch Granat, Magnetit, Pyrit und Turmalin enthalten.

Entsprechend der Gemengteile variiert die Farbe von Granitporphyr zwischen rot, rotbraun, blaugrau, grau und grünlich. Aufgrund der dunklen Farbe des Völkerschlachtdenkmals liegt zuweilen aus der weiten Entfernung die Gefahr der Verwechslung mit verwittertem Sandstein nahe.

Heute noch ist der Granitporphyr von Beucha im Handel in der rötlichen Variante als Beucha Rot und in grünlicher Farbe als Beucha Grün erhältlich.

Die Geschichte des Völkerschlachtdenkmals

Der Bau des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig ist historisch begründet.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts versuchte der französische General Napoleon Bonaparte (1769 bis 1821), mehrere europäische Staaten mittels Kriegen sich ihm zu unterwerfen. Napoleons Truppen kämpften beispielsweise in Spanien, Österreich, Portugal, Russland und in den Niederlanden. Der Höhepunkt seiner kriegerischen Feldzüge fand auf einem Schlachtfeld in Leipzig-Stötteritz statt. Über eine halbe Million Soldaten aus verschiedenen Ländern Europas standen vom 16. bis 19. Oktober 1813 dem Heer Napoleons gegenüber.

Um dem Sieg über Napoleon ein Denkmal zu weihen, dabei gleichzeitig den Soldaten zu danken und an die gefallenen 120.000 Soldaten zu erinnern, begannen 1814 erste Initiativen zum Bau des Völkerschlachtdenkmals. Initiator war der deutsche Schriftsteller und an der Schlacht Beteiligte Ernst Moritz Arndt (1769 bis 1860). Der Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781 bis 1841) ging einen Schritt weiter und veröffentlichte 1816 Ideen für einen „Nationaldom der Deutschen“ in Leipzig.

Bis die Bauarbeiten zum Völkerschlachtdenkmal aufgenommen wurden, vergingen fast 80 Jahre. Vor allem Geldmangel war es, was den Baubeginn verzögern ließ. Deshalb gründete der Architekt Clemens Thieme (1861 bis 1945) 1894 den Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig, um mit Spenden die Finanzierung sicherstellen zu können. Veranschlagt wurden vom Bauherrn Thieme sechs Millionen Goldmark für das „Völkerschlacht-Nationaldenkmal“. Zu den weiteren Mitwirkenden am Völkerschlachtdenkmal gehören u.a. der Architekt Bruno Schmitz (1858 bis 1916) und der Bildhauer Christian Behrens (1852 bis 1905).

1895 wird die Realisierung des Völkerschlachtdenkmals konkreter; die Stadt Leipzig stiftet die Fläche, auf der einst die Völkerschlacht stattfand. Drei Jahre später, am 18. Oktober 1898, erfolgte schließlich die Grundsteinlegung und 100 Jahre nach dem Ende der Schlacht wird das Denkmal 1913 eingeweiht.

Nach umfassenden Sanierungsarbeiten – das Mahnmal hatte im 2. Weltkrieg Beschädigungen erlitten, witterungsbedingt wurde aber auch der Naturstein des Völkerschlachtdenkmals in Mitleidenschaft gezogen, wurde 1999 zudem ein Museum eröffnet, 2003 wurde ein Fahrstuhl installiert und seit 2007 ist der barrierefreie Zugang möglich. Insgesamt belaufen sich die für die Sanierung des Völkerschlachtdenkmals benötigten Kosten auf 30 Mio. Euro.

Heute wie damals erstreckt sich das Völkerschlachtdenkmal einschließlich Wasseranlage auf einer Fläche von vier Hektar. Das Denkmal selber ist 91 m hoch; in 57 m Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform. Das Fundament wird von zahlreichen Treppen gebildet, auf denen ein Kuppelbau thront.

Im Inneren des Denkmals befindet sich die Ruhmeshalle. Hier sind 324 menschengroße Reiter dargestellt sowie vier nahezu zehn Meter große Statuen der Totenwächter. Diese stehen für die siegführenden Eigenschaften der Soldaten – Tapferkeit, Volkskraft, Opferfreudigkeit sowie Selbstvertrauen. Auch die äußere Fassade wird von Skulpturen geziert – wie am Eingang der Erzengel Michael, der Schutzpatron der Soldaten.

Der Tränenteich des Völkerschlachtdenkmals

Dem Völkerschlachtdenkmal ist ein großes Wasserbecken vorgelagert, das einen Meter tief ist und bei einer Länge von 162 m und Breite von 75 die Tränen der an der Schlacht beteiligten Soldaten, Witwen und Kriegsopfer abbildet. Der sogenannte Tränenteich erlitt wie das Völkerschlachtdenkmal kriegsbedingte Schäden, wurde aber in den Jahren 1965 bis 1970 restauriert.


Siehe auch:
- In, auf und aus Gestein gebaut - Brandenburger Tor
- In, auf und aus Gestein gebaut - Kyffhäuserdenkmal
- In, auf und aus Gestein gebaut - Hallgrímskirkja



Quellen:
- www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de
- www.voelkerschlachtdenkmal.de
- www.leipzig-sachsen.de
- www.leipziginfo.de
- www.geoberg.de
- www.tu-berlin.de

Letzte Aktualisierung: 12. April 2022



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