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Zwenkauer Holz – Versteinertes Holz aus Sachsen



Standorte und Tagebaue, in denen Kohle abgebaut wurde und wird, sind schon lange eine bekannte Quelle für Fossilien. Eine Tatsache, die wenig verwundert, insofern die Basis, aus der Stein- und Braunkohle entstanden ist, verschiedene Pflanzen und Bäume sind.
Mit dem fortschreitenden Prozess der Inkohlung werden abgestorbene Pflanzen(-teile) unter Sauerstoffabschluss zunächst in Torf umgewandelt und später – infolge der Auflast der Sedimente – in Braun- und Steinkohle.
Die Fossilien von Zwenkau wurden mit dem Beginn des Braunkohleabbaus in der namensgebenden Ortschaft südlich von Leipzig 1921 entdeckt. Heute ist es schwierig, Zwenkauer Holz zu finden, da die im Jahr 1998 stillgelegten Tagebaue renaturiert bzw. geflutet wurden.



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Eigenschaften von Zwenkauer Holz

Hinter dem Namen Zwenkauer Holz steht das versteinerte Holz, das in und um Zwenkau vorkommt. Bisweilen wird die Versteinerung auch als verkieseltes Holz bezeichnet, was auf die Entstehung sowie die enthaltenen Mineralien zurückzuführen ist.

Unter dem Begriff Kiesel wurden in der Vergangenheit wiederum siliciumdioxidhaltige Mineralien zusammengefasst, wobei Siliciumdioxid auch als Kieselsäure geführt wird.
Die Kieselsäure als „mineralischer Baustein“ wird im Zwenkauer Holz vorrangig von Quarz repräsentiert. Teilweise enthält das fossile Holz von Zwenkau auch Calcit.

Die Farbe von Zwenkauer Holz ist ein undurchsichtiges Dunkelbraun, teilweise auch beige-grau. Auffällig ist auch das Funkeln auf der Oberfläche im Licht, bedingt durch den enthaltenen Quarz.


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Zwenkauer Holz


Dass es sich bei Zwenkauer Holz um ein Fossil handelt, wird erst bei genauerer Betrachtung deutlich. Dadurch dass die Strukturen des Holzes so gut erhalten sind, ist auf den ersten Blick kein Unterschied zu altem/morschem Holz erkennbar.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Frischholz und versteinertem Holz werden allerdings in puncto Härte und Dichte deutlich.
Das versteinerte Holz von Zwenkau ist wortwörtlich steinhart. Die Mohshärte von Zwenkauer Holz beträgt 6,5 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839).
Ähnlich verhält es sich mit der Dichte: frisches Holz weist eine Dichte von 1,5 bis 2 g/cm³ auf, während fossiles Holz mit einer Dichte von 2,6 g/cm³ schwerer ist.


Entstehung und Vorkommen von Zwenkauer Holz

Die Entstehung des Zwenkauer Holzes setzte im Eozän vor 56 bis 33,9 Millionen Jahren ein.
Zum damaligen Zeitpunkt befanden sich am Standort des heutigen Zwenkaus ausgedehnte Wälder mit verschiedenen Pflanzen. Eine Gattung, die unter den Versteinerungen besonders häufig gefunden wurden, trägt den Namen Taxodioxylon gypsaceum und gilt als ausgestorben, ist aber mit dem heute noch existenten Küstenmammutbaum morphologisch verwandt.

Als es zu einem Anstieg des Grundwassers kam, waren die ökologischen Standortbedingungen für Taxodioxylon gypsaceum nicht mehr geeignet und die Pflanzen starben ab. Anhand von Auswertungen der Schichten – Zusammensetzung und Fossilgehalte, gilt es als gesichert, dass die Region um Leipzig und Zwenkau immer wieder verlandete und überflutet wurde, siehe auch die Funde von Zähnen diverser Haie.

Infolge der Auflast folgender Sedimente, darunter auch Sand, wurden die Pflanzenreste zusammengepresst. Verrottet oder zersetzt wurde das organische Material allerdings nicht, da der Vorgang unter Sauerstoffabschluss, unter anaeroben Verhältnissen, erfolgte.
Die Kieselsäure, die letztlich zum Erhalt der Baumstrukturen en detail führte, stammte wiederum aus Sanden, die unter dem damals vorherrschendem feuchtwarmen Klima Kieselsäure freisetzten und zwischen den Pflanzenteilen zirkulierte. Die Kieselsäurelösungen drangen bis auf die Zellebene der vorzeitlichen Gewächse vor und kristallisierten im Laufe von Jahrtausenden nach und nach aus. Die organischen Bestandteile wurden förmlich durch Quarz ausgetauscht. In solchen Fällen ist auch die Rede von Holzstein, da die Holzstruktur konserviert wurde und die Kieselsäure nicht in Form der für Quarz typischen Kristalle kristallisierte.

Allerdings sind die Braunkohleflöze von Zwenkau nicht durchgängig mit dem versteinerten Holz durchsetzt. Lediglich in einem Bereich von einem bis zwei Meter unterhalb des Anstehenden wurden die fossilen Zeugen der prähistorischen Flora entdeckt – sowohl als Stämme wie auch als Baumstümpfe mit einem Durchmesser von bis zu zwei Metern.

Neben dem fossilen Mammutbaum konnten am Fundort Zwenkau weitere Fossilien nachgewiesen werden, darunter u.a. Mollusken/Muscheln der Familie Artica und Zähne von Haien (Carcharhinus elongatus, Odontaspis/Sandhai, Parotodus benedi/Makrelenartiger Hai, Notorynchus primigenius/Tiefwasserhai).

Die Wahrscheinlichkeit, heute noch Zwenkauer Holz in den geschlossenen Tagebauen von Zwenkau zu finden, ist gering bis unmöglich.
In den mehr als 70 Jahren aktiver Braunkohlengewinnung wurden im einstigen Tagebau Böhlen, ab 1969 Tagebau Zwenkau, etwa 580 t Braunkohle abgebaut. Nach dem Ende des Braunkohleabbaus 1998 wurde die Bergbaufolgelandschaft rekultiviert und die „Abbaukrater“ geflutet; siehe Cospudener See und Zwenkauer See als Zeugnis der anthropogenen Landschaftsgestaltung.


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Verwendung von Zwenkauer Holz

Zwenkauer Holz ist insbesondere für die Paläontologie, im Speziellen für die Paläobotanik, von Interesse. Anhand der Versteinerungen kann das Leben in der Geschichte und Entwicklung des Lebens auf der Erde rekonstruiert werden. Dünnschliffe, d.h. In hauchfeine Scheiben zerlegtes Probenmaterial, ermöglichen zudem die Bestimmung der versteinerten Pflanzen.

Aber auch die Schmuckbranche hat Zwenkauer Holz als Material entdeckt. Um die versteinerte Holzoptik in den Fokus zu stellen, werden die Steine nicht aufwendig geschliffen, sondern lediglich in Form gebracht und poliert.


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Mehr zum Thema Fossilien

Quellen:
⇒ Schönfeld, E. (1955): Die Kieselhölzer aus der Braunkohle von Böhlen bei Leipzig. IN: Palaeontographica Abteilung B Band 099 Lieferung 1-3 (1955)
⇒ Selmeier, A. (1959): Versteinerte Hölzer aus dem bayerischen Alpenvorland
⇒ Wagenbreth, O. und W. Steiner (2001): Geologische Streifzüge. Landschaft und Erdgeschichte zwischen Kap Arkona und Fichtelberg. Spektrum Akademischer Verlag
⇒ Freistaat Sachsen, Landesamt für Geologie und Umwelt, Oberbergbauamt (2004): Braunkohlenbergbau im Südraum Leipzig
www.mineralienatlas.de - Zwenkau (ehemals Tagebau Böhlen)

Letzte Aktualisierung: 2. Dezember 2022




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