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Chatoyance – Katzenaugeneffekt von Mineralien



Wenn die Qualität eines Minerals bewertet wird,werden neben dem Schliff und dessen exakter Ausführung auch der Farbton, einschließlich Gleichmäßigkeit, Sättigung und Natürlichkeit der Farbe, sowie die Reinheit betrachtet. Einschlüsse, sei es wegen Fremdkristallen, Inklusionen von Gasen oder Flüssigkeiten oder internen Rissen können sich negativ auf die Transparenz und Brillanz auswirken. Das Licht wird nicht optimal gestreut und der Stein erscheint in der Gesamtheit trüb. In einigen Fällen sind Einschlüssen jedoch erwünscht, weil der Stein dadurch an Charakter gewinnt und eine optische Finesse präsentiert – so auch beim Katzenaugeneffekt.



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Definition Chatoyance

In der Gemmologie und Mineralogie wird der Katzenaugeneffekt von Mineralien unter dem Begriff Chatoyance oder Chatoyieren geführt. Das Wort Chatoyance stammt ursprünglich aus dem Französischen und setzt sich aus den Vokabeln für Katze (chat) sowie Auge (oeil) zusammen.

In der älteren Literatur, ca. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, ist stets die Rede von Katzenaugeneffekt. So schreibt beispielsweise der Mineraloge Johann Blum (1802 bis 1883) unter der Überschrift Katzenauge/Schillerquarz: „Der Name rührt von dem eigenthümlichen Lichtschein her (…), wodurch es Aehnlichkeit mit den strahlenden Augen einer Katze erhält“ und einen „pupillenartigen beweglichen Lichtschein“ zeigt.


Sternamethyst Sternrubin Sternsmaragd
Der Katzenaugeneffekt von Mineralien zeigt sich am besten bei Glattschliffen


Die Entstehung des Katzenaugeneffekts

Das Geheimnis hinter dem schlitzartitgen Lichtschein der Chatoyance sind mikroskopisch kleine Einschlüsse haarfeiner Kristalle oder Hohlkanäle. An diesen wird das auf den Stein treffende Licht senkrecht reflektiert.
Dadurch dass die Einschlüsse und Kanäle parallel eingelagert bzw. orientiert sind, entsteht ein einziger Strich bzw. Strahl an der Oberfläche des Minerals. Überlagern sich die Einschlüsse hingegen kreuzartig, entsteht ein anderer Effekt: Asterismus oder Sterneffekt.

Dabei ist der Lichtstrahl keineswegs starr. Wird der Stein im Licht bewegt, wandert der Lichtschein mit, wie auch schon Paul von Groth (Mineraloge; 1843 bis 1927) im Jahr 1887 beobachtete: „wogender seidenartiger Lichtschimmer“.

Die Farbe des Lichtscheins von Mineralien und Edelsteinen mit Chatoyance ist zumeist weiß; an den Rändern hin verläuft sich die Farbe und ist ein deutlich helleres Abbild der eigentlichen Mineralfarbe. Teilweise ist der Lichtschein auch farbig, wie bspw. zartrosa bei dunkelpinken bis violetten Mineralien.

Die Intensität des Katzenaugeneffekts hängt wesentlich mit der Anzahl der Einschlüsse oder Hohlkanäle zusammen. Je mehr „Unreinheiten“ dieser Art vorhanden sind, desto ausgeprägter ist die Chatoyance. Durch die Vielzahl von Einschlüssen entsteht zudem ein seidiger Effekt, d.h., das Mineral schimmert wie Seide.
Sind dagegen nur wenige Einschlüsse auszumachen, ist auch die Transparenz durchsichtiger und reiner. Eine undurchsichtige Transparenz spricht für viele Einschlüsse.
Da die Einschlüsse derart filigran sind, ist es nicht möglich, diese mit dem Auge und selbst unter 10-facher Vergrößerung mit einer Juwelierlupe zu erkennen.
Teilweise kann es auch vorkommen, dass der schlitzartige Lichtschein das Mineral farblich teilt. Während die Seite von Lichtschein dunkler ist, erscheint die andere heller.

Zu den mineralischen Einschlüssen, die als Grund für die Chatoyance stehen, zählen insbesondere Rutil- und Hämatitnadeln.
Das Wissen um die Entstehung wird sich auch bei der Herstellung von synthetischen Mineralien zunutze gemacht, indem farbige Glasfasern gezielt in die Kunstkristalle eingebaut werden.


Chatoyierende Mineralien

Nicht alle Mineralien und Edelsteine verfügen über den Katzenaugeneffekt. Die Bedingungen während der Entstehung von Mineralien variieren von Mineral zu Mineral, sodass nicht jedes Mineral Rutil oder Hämatit als Einschlüsse aufweist.
Besonders häufig findet man die beiden Korundvarietäten Rubin und Saphir unter den chatoyierenden Mineralien, aber auch das Quarzmineral Tigerauge verfügt über eine ausgeprägte Chatoyance.

Um den besonderen optischen Effekt hervorzuheben, wird im Namen von chatoyierenden Mineralien oftmals der Zusatz „Katzenauge“ hinzugefügt: Katzenauge-Chrysoberyll oder Katzenauge-Turmalin. Weitere Mineralien mit Katzenaugeneffekt sind z.B. Apatit, Aquamarin, Heliodor, Smaragd, Danburit, Diaspor, Diopsid, Enstatit, Granat, Iolith, Kyanit, Mondstein, Peridot/Olivin, Prehnit, Skapolith, Spinell, Topas und Zirkon.


Chatoyance und Schmuck

Welcher Schliff für ein Mineral in Frage kommt, bestimmt der Stein. Lupenreine, kristallklare Mineralien werden mit Facettenschliffen (z.B. Marquiseschliff, Phantasieschliff, Brillantschliff, Smaragdschliff oder Tropfenschliff) versehen, um die Reinheit zu betonen. Undurchsichtige Mineralien oder solche mit optischen Effekten werden in Glattschliffen gehalten.

In Hinblick auf chatoyierende Mineralien bedarf es eines geschulten, erfahrenen Auges. Der oder die EdelsteinschleiferIn muss genau die Stelle im Rohstein finden, wo der Katzenaugeneffekt am besten herausgearbeitet werden kann.

Bei Katzenaugen-Mineralien wird vorzugsweise der Cabochonschliff angewendet, weil sich, wie Johann Baptist Riederer 1864 schreibt: „ein eigenthümliches Schillern, welches besonders nach conversem Schliff als ein pupillenartiger Lichtschein hervortritt“. Durch die gewölbte Oberseite wird das Spiel mit dem schlitzartigen Lichteffekt optimal unterstützt.

Da die Vielfalt der Mineralien mit Chatoyance in allen erdenklichen Farben vorkommen, werden die Steine sowohl für Damen- als auch Herrenschmuck eingefasst. Der Wert bzw. Preis hängt dabei sowohl von der Intensität der Grundfarbe des Minerals und dem Kontrast des Lichtscheins ab. Eine intensive Chatoyance ist wesentlich höherpreisiger einzustufen als ein zarter, kaum wahrnehmbarer Lichtschein.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Blum, J. R. (1834): Taschenbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Techniker, Künstler und Liebhaber der Edelsteine
⇒ Keferstein, C. (1849): Mineralogia polyglotta
⇒ Riederer, J. B. (1864): Anleitung zur Kenntniss der Edelsteine. Band 2
⇒ Groth, P. v. (1887): Grundriss der Edelsteinkunde ein allgemeinverständlicher Leitfaden zur Bestimmung und Unterscheidung roher und geschliffener Edelsteine
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg

Letzte Aktualisierung: 22. Februar 2024




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