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Micromounts – Mineralien im Kleinformat



Wer einmal mit dem Sammeln von Mineralien angefangen hat, steht schon bald oder in ferner Zukunft vor einem Problem: Wohin mit den Steinen? Der Großteil aller Mineralien kommt in faustgroßen Stufen daher und nimmt viel Platz in Anspruch. Wenn dann noch Suiten bestimmter Fundorte oder systematische Sammlungen angelegt werden, ist die Platzkapazität in den eigenen vier Wänden schnell erschöpft. Die Lösung: Mineralien im Miniaturformat: Micromounts.



Kleinstmineralien

In der Mineralogie wird die Größe von Mineralien in Stufen angegeben, wobei sowohl einzelne Kristalle als auch Verwachsungen mehrerer Mineralien oder Kristalle gemeint sind.
Abhängig von der Größe der Stufe werden im deutschsprachigen Raum fünf verschiedene Stufenbezeichnungen unterschieden.

Micromounts repräsentieren dabei die kleinstmögliche Größe, während Museumsstufen beeindruckend große oder aber besonders schön ausgebildete Kristalle oder Kristallgruppen sind.

Micromounts unter dem Mikroskop
Micromounts unter dem Mikroskop

Tabelle 1: Einteilung von Mineralstufen im deutschsprachigen Raum
StufeAbkürzungGröße
Micromount MM bis 15 mm
Kleinstufe KS 15 mm bis 7 cm
Handstufe HS 7 bis 10 cm
Großstufe GS > 10 cm
Museumsstufe MS noch größer als Großstufen


Die Unterscheidung im englischsprachigen Raum weicht von diesem fünfstufigen System geringfügig ab; sowohl in Hinblick auf die Größenbeschreibung als auch die Einteilung im Konkreten.

Tabelle 2: Die Einteilung von Mineralstufen im Englischen
StufeAbkürzungGröße
Micromount MM bis 15 mm
Thumbnail TN 15 mm bis 3 cm
Miniature Min 3 cm bis 5 cm
Small Cabinet SCab 5 bis 9,4 cm
Cabinet Cab > 9,4 cm
Extra Large Cabinet XLC entspricht der Großstufe


Micromount und Kleinstufen - Eine kleine Einführung

Der Name Micromount setzt sich aus den beiden Silben micro für klein und mount, nicht im Sinne der englischen Vokabel für Berg, sondern montieren, befestigen zusammen.
Micromounts sind demnach kleinste Stufen von Mineralien, die mit einem Trägermaterial auf einem festen Untergrund befestigt wurden und zum Schutz vor Staub, Feuchtigkeit oder reaktionsfreudigen Elementen aus der Luft in kleinen Döschen aus Kunststoff aufbewahrt werden.
Die American Federation of Mineralogical Societies definierte 1967 Micromounts ähnlich: „mineral specimens in which the individual crystals are so small as to require magnification to correctly identify and evaluate the minerals“ - Mineralproben, deren einzelne Kristalle so klein sind, dass es zur korrekten Bestimmung und Bewertung einer Vergrößerung bedarf.

Wie Eleanor Learned schrieb, werden Micromounts schon seit mehr als 300 Jahren angefertigt, erlebten seit den 1960er Jahren einen Aufschwung in Sammlerkreisen.

Als großen Vorteil von Micromounts nennen Mineraliensammlerinnen und Mineraliensammler das Platzsparen.
Umfangreiche Sammlungen können angelegt werden, ohne dass die Räumlichkeiten wie in Museen vonnöten sind.
Da die Mineralien oftmals sehr klein sind, wird zum Betrachten und Studieren der Mineralien eine Lupe oder ein Mikroskop benötigt.

Mikroskop für Micromounts
Ein Digitalmikroskop zum Betrachten von Micromounts

Ein weiteres Argument für Micromounts ist die Ausprägung der Kristalle, die bei kleineren Stufen häufig detaillierter und idealtypischer ist als bei größeren Stufen; zumal die Größe der Kristalle einiger Mineralien ohnehin im Millimeterbereich liegt – siehe zum Beispiel Boggsit/Zeolith, Nevadait, Fischesserit, Papagoit, Tugtupit, Zunyit oder Haüyn.

Micromount-Sammlungen ermöglichen zudem eine umfassende Sammlung. Weltweit sind derzeit mehr als 6.500 Mineralien bekannt. Für den/die eine oder andere/anderen ein Problem, wenn man auch nur einen Bruchteil dessen zur eigenen Sammlung zählen möchte.
Auch fokussieren sich viele Micromounterinnen und Micromounter auf bestimmte Richtungen: die Sammlung nach der Systematik der Minerale, nach auserwählten Mineralgruppen oder Regionen.
Hinzu kommt, dass Kleinstmineralien im Vergleich zu größeren Stufen deutlich günstiger sind.


Geeignete Mikroskope

Anfänger stolpern oftmals über die Frage, welches Mikroskop wohl geeignet ist, um die Mikromineralien zu betrachten. Gerade am Anfang möchte man außerdem nicht Unsummen an Geld ausgeben. Die gute Nachricht ist: Heute kann mit verhältnismäßig wenig Kosten gute Mikroskope bekommen, mit der sich die meisten Mineralien in einer sehr guten Auflösung und Vergrößerung bestaunen lassen.

Einfache Digitalmikroskope (USB-Mikroskope), die sich an einen PC oder sogar an ein Smartphone anschließen lassen, bekommt man schon für um die 50 EUR. Für Einsteiger, die ihre ersten Schritte machen, lässt sich damit schon viel betrachten. Wer jedoch halbwegs hochwertige Fotos machen will, wird etwas mehr Geld ausgeben müssen. Für um 200 bis 250 EUR bekommt man schon größere Digitalmikroskope, die Schwanenhalslampen mit Kaltlicht und ein Stativ enthalten. Diese Lampen verfügen über Kaltlicht, die eine möglichst objektgenaue Betrachtung ermöglichen.

Wem diese Qualität nicht reicht, wird ein klassisches Stereomikroskop (Binokular) benötigen. Hier gibt es allerdings eine so große Auswahl, dass es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Wichtig ist, dass ein Auflichtmikroskop in Betracht gezogen wird. Ein paar Grundlagen in Optik sind auch von Vorteil. In den meisten Fällen kommt man mit Vergrößerungen um das 40-Fache gut aus. Größere Vergrößerungen kosten in den meisten Fällen jedoch richtig Geld. Die Investitionskosten für ein gutes Stereomikroskop liegen durchaus zwischen 600 und 2.000 EUR. Ausschlaggebend ist auch, ob man professionell Fotos anfertigen möchte. Dann sollte das Mikroskop nämlich über einen so genannten Fototubus (Trinokular) verfügen, über das man eine Digitalkamera oder über einen Adapter eine Spiegelreflexkamera anschließen kann.

Aufbewahrung und Beschriftung von Micromounts

Micromounts sind platzsparend und werden in kleinen Acryldosen aufbewahrt. Diese kleinen Dosen lassen sich problemlos in Schubkästen, Aufbewahrungsboxen oder speziellen Holzkästen lagern. Im Laufe der Zeit spezialisieren sich Micromounter für bestimmte Themen (bestimmte Fundorte, Erzmineralien, Eifelmineralien, Kupfermineralien etc.), so dass die Aufbewahrung entsprechend thematisch erfolgen sollte.

Holzkasten mit Micromounts
Ein Holzkasten zur Aufbewahrung von Micromountdosen

Um schnell die begehrten Exemplare zu finden, sollte frühzeitig eine Digitalisierung der Sammlung erfolgen. Das kann mit einer speziellen Sammlersoftware oder aber auch einfach mit einer Excelliste passieren. Jedes Micromount erhält dabei eine Nummer.

Die Dosen selbst sollten immer mindestens folgende Informationen enthalten:

Micromount Dosen
typische Jousy-Dosen zur Aufbewahrung von Mineralien

Micromounts selber anlegen

Die Anfertigung von Micromounts bedarf einiger Utensilien. Neben den passenden Klarsichtdöschen (Standard: 28 x 28 x 22 mm) wird ein Fixiermittel benötigt. In der Praxis haben sich sowohl farbloser Kleber, teilweise wird auch Heißkleber empfohlen, oder dauerplastischer Montagekitt bewährt. Gegen den nicht austrocknenden Kitt spricht allerdings, dass beim Ablösen der Stufe Reste des Materials am Stein haften bleiben.
Wichtig: Die Micromounts werden in den Deckel der Dose geklebt und an der Unterseite zusätzlich noch die Beschriftung – Mineral und Fundort – angebracht.

Um Micromounts vorab vom Muttergestein zu trennen, braucht es Werkzeuge: einen Steinformatierer und einen Kleinmineralienspalter. Der Preis beider Geräte liegt im mittleren dreistelligen Bereich; Mineralienvereine bieten mitunter die Möglichkeit, die entsprechenden Werkzeuge zu verleihen.


Micromount-Mineralien

Die Liste der mikroskopisch kleinen Mineralien ist lang. Neben kommerziell bekannten Mineralien, die für gewöhnlich in größeren Formaten angeboten werden, sind es vor allem Mineralien, die Sammelnden und der Wissenschaft ein Begriff sind.

Tab. 3: Micromount-Mineralien (Aufzählung ist nicht vollständig)
BuchstabeMineralien
AAkanthit, Aktinolith, Amazonit, Amicit, Anatas, Andradit, Anglesit, Anhydrit, Annabergit, Antimonit, Antophyllit, Apatit, Aragonit, Arseniosiderit, Arsenopyrit, Augit, Aurichalcit, Austinit, Axinit, Azurit
BBabingtonit, Barium-Pharmakosiderit, Baryt, Berthierit, Beudantit, Bismut, Boggsit, Bornit, Boulangerit, Brackebuschit, Brochantit
CCalcit, Cerussit, Chabasit, Chalcedon, Chalkopyrit, Chlorit, Chrysokoll, Citrin, Coelestin, Cordierit, Covellin, Cuprit
DDanburit, Descloizit, Diopsid, Dioptas, Dolomit
EElbait, Eifelit, Epidot, Erythrin
FFayalit, Fischesserit, Fluorit, Fuchsit
GGartrellit, Gips, Gismondin, Goethit, Gold, Graphit, Grossular
HHämatit, Haüyn, Hemimorphit, Hessonit, Hornblende, Hubeit, Hyalit, Hyalophan, Hydrozinkit
IIchnusait, Ilmenit, Ilvait
JJachymovit, Jarosit, Jeremjewit, Jordanit
KKaersutit, Kakoxen, Kassiterit, Krettnichit, Kröhnkit, Kryolith, Kupfer<
LLaueit, Lazulith, Lengenbachit, Leucit, Libenthenit, Löllingit, Lorenzenit
MMagnesit, Magnetit, Malachit, Margarit, Markasit, Melanit, Mimetesit, Molybdänit, Montmorillonit, Mullit, Muskovit
NNatrolith, Nephelin, Nickelin
OOlivenit, Olivin, Orthoklas
PPapagoit, Perowskit, Petitjeannit, Phakolith, Phillipsit, Phlogopit, Phosphosiderit, Portlandit, Prehnit, Proustit, Pseudobrookit, Pseudomalachit, Pucherit, Pyrargyrit, Pyrit, Pyrolusit, Pyromorphit, Pyroxen
QQuarz, Queitit
RRhönit, Rockbridgeit, Roedderit, Romanechit, Rutil
SSampleit, Sanidin, Scheelit, Schoenit, Schorenbergit, Schörl, Schulenbergit, Schwefel, Serizit, Serpierit, Siderit, Silber, Skorodit, Smaragd, Smithsonit, Sodalith, Spessartin, Strengit, Strunzit
TThaumasit, Titanit, Tridymit, Topas, Turmalin
UUlexit, Uwarowit
VVariscit, Venidait, Vivianit
WWalpurgit, Wavellit, Whitlockit, Willemit, Wollastonit
XXantophyllit, Xenotim, Xocolatltit
YYoshiokait, Yvonit, Yugawaralit
ZZeunerit, Zinnober, Zoisit, Zunyit


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Quellen:

Letzte Aktualisierung: 16. April 2024



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