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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 15.12.2022


Steinsalz

Steinsalz - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: rock salt | französisch: sel gemme


Steinsalz Foto
Rotes Steinsalz

Inhaltsverzeichnis Steinsalz


Steinsalz und Halitit

Der Name Steinsalz ist sowohl auf die Zusammensetzung als auch auf die kompakte Erscheinungsform des Gesteins zurückzuführen, oder wie der Arzt und Chemiker Pierre Joseph Macquer (1718 bis 1784) den Begriff "Bergsalz bzw. sal gemmae" einst definierte: das gegrabene oder dasjenige Kochsalz, welches man zu großen Klumpen geronnen in dem Inneren der Erdböden findet".
Der veraltete Name Halitit spielt auf die Zusammensetzung von Steinsalz an, die zum überwiegenden Teil von den Mineral Halit repräsentiert wird.


Eigenschaften von Steinsalz

Definition: Steinsalz ist ein Sedimentgestein chemischer Klassifikation, dessen Herkunft sowohl im marinen Bereich als auch in Salzseen liegt.

Die Farbe von reinem Steinsalz ist weiß, weshalb Macquer einst - auch in Hinblick auf die Lichtdurchlässigkeit - den Vergleich von farblosem Steinsalz mit der Quarzvarietät Bergkristall zog.
Verschiedene Beimengungen und Verunreinigungen - bspw. in Form von Tonmineralen, Eisenoxiden, Fremdelementen, Bitumen - oder Baufehler im Kristallgitter des aufbauenden Minerals Halit, können sich in roten, grauen, gelben, blauen oder violetten Farbtönen von Steinsalz äußern, oder mit den Worten von Georg August Bertele (1767 bis 1818; Chemiker und Mineraloge), ist die Farbe von Steinsalz "hell-, röthlich-, gelblich- und graulichweiß, rauch-, perl- und röthlichgrau, seltene dunkel und lichte Berlinerblau, dem Lasurblauen sich nähernd, oder auch ins Lavedel- und Violblaue sich ziehend; ferner Ziegel-, bräunlich- und Hyacinth-, Blut- und Fleischroth, blaß weingelb, am seltensten smaragdgrün".

Steinsalz ist ein monomineralisches Gestein, dessen Zusammensetzung zum überwiegenden Teil von nur einem Mineral geprägt ist (im Vergleich dazu: polymineralische Gesteine).
Der Hauptgemengteil von Steinsalz wird durch Halit repäsentiert.
In geringen Mengen kann Steinsalz zudem Gips, Anhydrit oder Sylvin enthalten.

Das Gefüge von Steinsalz ist grob kristallin bis massig bei mittlerer bis grobkörniger Korngröße, kann aber auch bloß als Überzug auf anderen Gesteinen vorkommen, bisweilen sind mit Flüssigkeiten gefüllte, kleine Hohlräume vorhanden. Beim Erhitzen entsteht deshalb ein Knistern im Gestein. Der Siedepunkt ist bei 1.413°C erreicht.
Die Dichte beläuft sich auf 2,1 bis 2,3 g/cm3.



Salz - Mineral und Kristalle
Steinsalz


Entstehung und Verbreitung von Steinsalz

Als sogenanntes Evaporit geht Steinsalz aus der Verdunstung von salzhaltigen Seen oder aus dem Meerwasser einstiger Urmeere hervor. Durch auflagernde Sedimente, wie z.B. in den mitteldeutschen Salzrevieren, kann Salz zu fließen beginnen und durch Intrusionen in höhere gelegene Schichten eindringen, zu erkennen an Salzdomen (pilzförmige Ansammlung von Steinsalz).

Silben wie Hall oder Salz im Namen von Städten geben Hinweise auf Steinsalzvorkommen einer Stadt/Region.
Nennenswerte Vorkommen des Gesteins befinden sich u.a. im Zechsteingebiet Mitteldeutschlands (Mansfeld, Staßfurt, Salzgitter, Bad Salzdetfurth, Salzuflen), Bad Salzungen, Bad Friedrichshall, Bad Reichenhall (Berchtesgaden)/Deutschland; Salzburg, Salzkammergut/Österreich sowie in der Schweiz, Italien; Salzbrunn/Polen; Pakistan; Türkei und USA.


Bekannte Salzstädte

Tabelle: Städte in Deutschland und Österreich, in denen Steinsalz abgebaut wurde oder wird
Bundesland/LandStadt
Baden Württemberg
  • Bad Friedrichshall
  • Niedernhall
  • Schwäbisch Hall
Bayern
  • Bad Reichenhall
Hessen
  • Bad Salzhausen
Niedersachsen
  • Bad Salzdethfurth
  • Salzgitter
  • Salzhausen
Nordrhein-Westfalen
  • Bad Salzuflen
  • Salzkotten
Sachsen-Anhalt
  • Bad Salzelmen
  • Halle/Saale
  • Salzwedel
Thüringen
  • Bad Langensalza
  • Bad Salzungen
Österreich
  • Hall
  • Hallein
  • Hallstatt
  • Salzbergen
  • Salzburg


Steinsalz und Meersalz

Der wesentliche Unterschied zwischen Meersalz und Steinsalz ist das Alter und die Art der Gewinnung.

Während Steinsalz vor Jahrmillionen infolge der Austrockung/des Verschwindens einstiger Frühmeere entstand und untertage in Bergwerken abgebaut wird, ist Meersalz Salz, das in Salzgärten "geerntet" bzw. abgeschöpft wird. Meersalz gibt es unter verschiedenen Namen zu kaufen; das vermutlich populärste Meersalz ist Fleur de Sel oder Salzblume.


Steinsalz und Himalayasalz

Himalayasalz wird im Handel als ein besonderes Salz mit einem positiven Effekt auf die Gesundheit angepriesen, das sogar die Heilung bestimmter Krankheiten verspricht - aufgrund der chemischen Zusammensetzung und den im Himalayasalz gespeicherten energetischen Schwingungen. Dass Himalayasalz Krankheiten heilen kann, konnte in wissenschaftlichen Studien nicht belegt werden.

Im Rahmen chemischer Analysen wurde festgestellt, dass Himalyasalz ebenfalls aus Natriumchlorid besteht, teilweise sind Spuren andere Salze wie Gips, Sylvin und Eisenoxide vorhanden. Eisenoxide wie Hämatit bewirken zudem die rosarote Farbe von Himalayasalz. Ungewöhnlich ist die Farbe nicht; gewöhnliches Steinsalz kann auch rosa gefärbt sein.
Mineralogisch betrachtet handelt es sich demnach bei Himalayasalz um Steinsalz, das in den pakistanischen Ausläufern des Himalaya und in Polen abgebaut wird.
Wesentliche Unterschiede zu Steinsalz anderer Vorkommen bestehen nicht.


Verwendung und Bedeutung von Steinsalz

Der Apotheker und Chemiker Sigismund Friedrich Hermbstädt (1760 bis 1832) unterschied im Jahr 1792 zwei Verwendungszwecke von Steinsalz: "gemeines Salz (sal communale)" und "Kochsalz (sal culinare)", wobei das gewöhnliche Salz in Apotheken "zur Bereitung vieler anderer Arzneymitttel" verwendet wurde.
Steinsalz spielte damals wie heute die Grundlage für die pharmazeutische Gewinnung der Salzsäure ("Acidum salis", Rau, 1818), die in der Vergangenheit laut Rau als "Salzgeist" oder "spiritus salis" verkauft wurde.
Der Chemiker Johann Wolfgang Dobereiner (1780 bis 1849) betont 1847 allerdings, Steinsalz für chemische und medizinische Zwecke nicht rein genug ist und nennt diverse mineralische Verunreinigungen als Grund. Deshalb wird medizinsiches Salz vorab gereinigt, d.h., zunächst wird das Steinsalz in kochendem Wasser aufgelöst, bis es mit "kohlensaurem Natron" vermischt wird. Die Reaktion beider Stoffe führt dazu, dass die "Verunreinigungen" mit dem Natron in Verbindung gehen und ausgefällt werden. Die Restflüssigkeit wird abschließend filtriert und eingedampft. Das Ergebnis ist chemisch reines Salz.

Neben der Bedeutung zur Herstellung von Salzsäure wurde Steinsalz vor 200 bis 300 Jahren als Medizin in den Apotheken verkauft, weil es laut Dobereiner "ein reizendes, die Verdauung beförderndes, eröffnendes, kühlendes und wurmwindiges Mittel" ist, das aber auch bei "Wassersucht, Ruhr, Epilepsie und Syphilis" verschrieben wurde. Äußerlich aufgetragen oder als Waschung, alternativ als medizinisches Bad, angewendet versprach Steinsalz Linderung bei "Scrophulose" (Halsdrüsengeschwulst) und Hautflechten sowie verschiedenen Ausschlägen der Haut.
Bertele führt 1804 zudem an, dass Steinsalz auch Düngemittel" von Bedeutung ist, genau wie Steinsalz in der Landwirtschaft genutzt wird, um den "Wurm aus den Körnerböden zu vertreiben".
Weiterhin spielt Bertele zufolge Steinsalz eine Rolle in der Färberei, genau wie TöpferInnen und SeifensiederInnen Steinsalz für die Arbeit benötigen.

Steinsalz ist heutzutage nach wie vor eines der wichtigsten Industrieminerale überhaupt. Die Gewinnung von Steinsalz als Speisesalz steht immer noch im Vordergrund, genau wie Steinsalz zur Gewinnung von Natrium und Chlor sowie zur Verarbeitung zu Salzsäure von Interesse ist.
Auch das Kunsthandwerk hat Steinsalz als Material erkannt, so dass es Steinsalz verarbeitet zu Steinsalzlampen, Steinsalzteelichthaltern oder einfach als dekorativer Stein zu kaufen gibt.


Salär, oder: Der Wert von Salz

Der Abbau von Salz war nicht immer so einfach wie heute. Mit Sprengstoff werden große Gänge in die Salzstöcke getrieben, wo das Salz maschinell abgebaut wird.
Vor vielen Jahrhunderten sah die Situation noch anders aus: Die Gewinnung von Salz erfolgte in mühsamer Handarbeit. Die Bergleute, Kumpel genannt, schürfen per Hand nach dem weißen Gold.
Einhergehend mit dem aufwändigen Abbau von Steinsalz war auch der Preis von Steinsalz entsprechend hoch. Was heute für wenige Cent im Supermarkt angeboten wird, war vor Jahrhunderten ein Luxusartikel, den sich nur ein geringer Teil der Bevölkerung leisten konnte.
Aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammt daher auch die Bezeichnung Salär bzw. Salarium - ein veraltetes Wort für Gehalt.
Dass Salz bzw. Salär mit dem Verdienst gleichgesetzt wird, ist ebenfalls historisch begründet, denn wie der Philologe Alexander Adam (1741 bis 1809) im Jahr 1794 schreibt erhielten "die Magistrate und Staatsbediensteten Getraidt, Wein, Oel, ec zum Salarium (...), so wurde ihnen vornähmlich auch Salz abgereicht." Das heißt: Salz war einst ein wertvolles Zahlungsmittel, dass durchaus als Alternative zu Münzgeld verwendet wurde.


Auch interessant:



Quellen:
⇒ Macquer, P. J. (1790): Salzsäure. IN: Chymisches Wörterbuch oder allgemeine Begriffe der Chymie nach alphabetischer Ordnung.
⇒ Werner, A. G. (1791): Kochsalzsaure Salze. IN: Ausführliches und systematisches Verzeichniß des Mineralien-Kabinets des weil hl. Karl Eugen Pabst von Ohain
⇒ Hermbstädt, S. F. (1792): Katechismus der Apothekerkunst, oder, Die ersten Grundsätze der Pharmacie für Anfänger
⇒ Adam, A. (1794): Handbuch der römischen Alterthümer. Zur vollständigen Kenntnis der Sitten und Gewohnheiten der Römer und zum leichtern Verständnis der lateinischen Klassiker, durch Erklärung der vornehmsten Worte und Redensarten, die aus den Sitten und Gebräuchen erläutert werden müssen
⇒ Bertele, G. A. (1804): Steinsalz. IN: Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien zum Gebrauche seiner Vorlesungen
⇒ Rau, F. A. (1818): Steinsalz. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Deiberer, J. W. (1847): Handbuch der allgemeinen Waarenkunde für das Selbststudium wie für den öffentlichen Unterricht
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg



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