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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 28.03.2024


Marmor

Marmor - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: marble | französisch: marbre


marmor Foto
Bild 1: grauer Marmor von der Insel Euböa/Griechenland

Marmor - Ein schimmerndes Metamorphit

Der Name Marmor leitet sich vom Altgriechischen mármamos - der Vokabel für schimmern oder glänzen - ab und verweist auf die schimmernde Oberfläche des Gesteins, oder mit den Worten des Paläontologen Johann Samuel Schröter (1735 bis 1808): "Das Wort Marmor kommt (...) aus dem Griechischen ich schreibe, oder besser ich glänze, her, weil der eigentliche Marmor unter der Politur betrachtet, einen überaus schönen Glanz erhält.



Eigenschaften von Marmor

Definition: Marmor ist ein metamorphes Gestein, das zu mindestens 50 Volumenprozent aus den Mineralien Calcit, Dolomit oder Aragonit besteht. Schröter hingegen umschrieb Marmor, damals auch als Marmel oder Marbelstein bekannt, als "derjenige Kalkstein (...), der vorzüglich fest, schön gefärbt ist und daher eine gute Politur annimmt.

Chlorit, Epidot, Glimmer, Limonit, Granat, Pyrit, Quarz, Enstatit/Pyroxene, Brucit und Serpentin sind mögliche Nebengemengteile, der Anteil an der mineralischen Zusammensetzung von Marmor bis zu fünf Prozent beträgt.

Marble - Mineral und Kristalle
Bild 2: grüner Marmor von der Insel Euböa/Griechenland


Die Farbe von Marmor ist abhängig von den Gemengteilen, d.h. den mineralischen Bestandteilen, und kann weiß, grau, cremeweiß, rot, grün und blau sein - laut Krünitz (1801) ein Gestein, das "überaus lebhafte Farben hat".

Die Mineralogen und Geologen der Vergangenheit unterschieden einst zwischen Einfarbigem und buntem Marmor.
Der Geologe Louis de Launay (1860 bis 1912) schreibt: "Man hat einfarbigen Marmor, nämlich weißen, grauen, blauen, grünen, gelben, rothen, braunen und schwarzen; man hat auch bunten oder gemischten Marmor; die letzten sind sowohl durch die Mannigfaltigkeit ihrer Farben, als durch die Beschaffenheit ihrer Flecken ohder ihrer Adern unendlich von einander verschieden."
Farben aller coleur wurden mit zum Teil poetischen Details beschrieben: "aschgrau, lichtgrau, isabellgelb, aus dem Weißen in Fleischfarbe spielend, zimmtbraun, feuerroth, purpurroth, carmesinroth, pfirsichbluthroth, lichtgrün, ziegelroth, strohgelb, chocoladebraun, leberroth, erbsengrün" (Krünitz; 1801).

Im Handel werden aber auch andere Farbgebungen von Marmor angeboten, die nicht in allen Fällen natürlichen Ursprungs sind. Bereits in der Vergangenheit wurde mit der Farbe von Marmor gespielt. So ist bspw. im Magazin Mineralogische Belustigungen aus dem Jahr 1768 zu lesen, dass Marmor gefärbt werden kann, indem das Gestein zunächst erhitzt wird und anschließend mit "Pferde- und Hundeurin" sowie Löschkalk und Pottasche behandelt wird. Genutzt wurde, was die Natur bietet. Auch "Safranextract", "Cochenillenpulver" (ein roter Farbstoff, gewonnen aus der Cochenilleschildlaus), diverse Beeren und Wurzeln wie die "Alkanna", die sog. Schminkwurz (Alkanna tinctoria).
Die Beständigkeit der Farbe war unterschiedlich, viele Farben neigten mit der Zeit zum Verblassen.

Das charakteristische Merkmal von Marmor ist die sog. Marmorierung, die sowohl in Form von das Gestein durchziehenden, hellen und dunklen Streifen, Maserungen, Flecken, Dendriten oder Adern vorhanden sein kann und Ausdruck der mineralischen Beimengungen sind.
Variationen: grüner, blauer, grauer und Olivinmarmor.

Die Korngröße der Gemengteile im Marmor variiert zwischen grob und fein - laut Schröter (1781) viel feinkörniger als Kalkstein bzw. dem Naturwissenschaftler Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) zufolge, ist Marmor so "feinkörnig, so daß sich seinen Theilchen mit bloßem Auge nicht unterscheiden lassen", zeitgleich sind die mineralischen Bestandteile von Marmor sehr kompakt gelagert. Die Textur ist kristallin und lediglich an den Gesteinskanten ist Marmor durchscheinend, dabei aber stets abhängig von Einregelung und Größe der Gemengteile sowie der mineralischen Reinheit.

In historischen Lehrbüchern wurden Gesteine und Mineralien besonders ausführlich beschrieben und auch mit allen Sinnen erfasst. So schreibt der Mineraloge Georgius Agricola (1494 bis 1555), dass "Der bunte Hildesheimische Marmor (...() riecht wie gebranntes Horn."
Der Lexikograph Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) ergänzend dazu: "fühlt sich kalt an" und "ehe er geschiffen ist", ist Marmor rau.

Marmor ist mit einer Härte von 3 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien und Gesteinen nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ein weiches Gestein, die Dichte beträgt 2,7 bis 2,9 g/cm3.


marmor_ - Aufnahme des Minerals
Bild 3: weißer Marmor von der Insel Euböa/Griechenland

Entstehung und Verbreitung von Marmor

Marmor ist ein Gestein metamorphen Ursprungs. Infolge von hohen Temperatur- und Druckverhältnissen während der Entstehung wird das Ausgangsgestein - karbonatreiches Gestein wie Kalkstein oder Dolomit - im Mineralbestand, Gefüge und der Optik umgewandelt.

Die typische Marmorierung ist Zeugnis der Gesteinsmetamorphose, wobei die Umformung des Ausgangsgesteins sowohl unter kontakt- als auch regionalmetamorphen Bedingungen erfolgen kann.

Im Zuge der Regionalmetamorphose werden die ursprünglichen Gesteine infolge von tektonischen Vorgängen oder durch die Druckbelastung aufliegender Gesteinsschichten umgewandelt. Dieser Prozess verläuft über viele Jahrtausende hinweg. Der dem entsprechend entstandene Marmor weist ein Richtungsgefüge auf.

Während der Kontaktmetamorphose verursachen in die Erdkruste intrudierende Magmen, dass das umliegende Gestein auf Temperaturen zwischen 700 bis 1100 °C aufgeheizt und aufgeschmolzen wird. Der Druck beträgt dabei bis zu 10 kbar. Die vorliegenden Gesteine und Mineralien können diesen Bedingungen nicht standhalten und werden teilweise oder gänzlich aufgeschmolzen und rekristallisieren anschließend, wobei zahlreiche neue Mineralien entstehen; allen voran Glimmer - das Parademineral, das unter metamorphen Voraussetzungen gebildet wird.

Aufgrund des hohen Metamorphosegrades enthält keine Versteinerungen (siehe Gmelin, 1780).

Marmor ist weltweit verbreitet. Bedeutende Vorkommen von Marmor befinden sich beispielsweise in Spanien; Pas de Calais/Frankreich; Fichtelgebirge, Bayerischer Wald, Odenwald/Deutschland; Kristall/Österreich; Insel Euböa, Drama, Kavala; Thassos/Griechenland; Türkei; Tessin, Wallis/Schweiz; Toskana, Südtirol/Italien; Portugal; Devonshire/England.


Verwendung und Bedeutung von Marmor

Schon der Paläontologe Schröter schwärmte 1781 von der "Schönheit ihrer Farben", weswegen Marmor seit jeher vor allem zu dekorativen Zwecken verwendet wurde, bspw. in Form von "Dosen und Stockknöpfen, Mauersteine, Galanteriewaaren", aber auch die Bildhauer setzten auf Marmor, um daraus "Säulen, Vasen, Statuen, Brustbilder, Einfassungen, Monumente, offene Camine, Särge, Alltäre, Fußgestelle und Tischblätter" daraus zu fertigen.
Marmor ist ein begehrter Naturstein, der in der Innenraumgestaltung wie auch zur Verkleidung von Fassaden, als Bodenbelag, Sanitäranlagen, Arbeitsplatten, Ornamentik sowie als Whiskeystein zum Kühlen von Whiskey genutzt wird.
Bedeutende Kunstwerke der Geschichte wie die Akropolis, Michelangelos David, der Obelisk von Washington/USA sowie der Pergamonaltar sind aus dem Naturstein Marmor gefertigt. Agricola erwähnte seinerzeit, dass auch die Fußböden "in der Kirche am kaiserlichen Palaste" in Goslar, die "Sophienkirche in Konstantinopel"/Hagia Sophia in Istanbul sowie der Markusdom in Venedig mit marmornen Fußböden ausgestattet sind. In Königsberg in der Steyermark wurden Agricola zufolge "die Häuser mit Marmor gedeckt".
Fein gemahlen oder pulverisiert wird Marmor auch als Schleifmittel in Zahnpasta oder Scheuermilch/Scheuersand/Scheuerpulver sowie als Pigment in Farben genutzt.


Nachweis

Bei Kontakt mit Säuren schäumt Marmor auf.


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Quellen:
Manier, den Marmor zu färben. IN: Mineralogische Belustigungen, zum Behuf der Chymie und Naturgeschichte des Mineralreichs (1768)
⇒ Gmelin, J. F. (1780): Joh. Friedr. Gmelins der Weltweisheit und Arzneykunst Doktors, und dieser ordentlichen Lehrers auf der Georgaugustus Universität, der königl. grosbritannischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, auch der Römisch-kaiserlichen Akademie und der zürichischen Gesellschaft der Naturforscher Mitglieds Einleitung in die Mineralogie zum Gebrauch akademischer Vorlesungen
⇒ Schröter, J. S. (1781): Marmor. IN: Lithologisches Real- und Verballexicon. Band 4
⇒ Agricola, G. und Trautmann, E. J. T. (1800; rez.): Marmorarten. IN: Oryktognosie. De Natura Fossilium
⇒ Launay, L. d. (1800): Vom Marmor. IN: Mineralogie der Alten, oder Darstellung der Erzeugnisse des Mineralreichs, wie sie den Alten bekannt waren. Mit historischen Untersuchungen über den Gebrauch, der in jenen Zeiten davon gemacht wurde, und einer vergleichenden Uebersicht der alten und neuen Mineralogie
⇒ Krünitz, J. G. (1801): Marmor. IN: Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung · Band 84
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Marmor. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH ⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München

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