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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 02.03.2023


Schriftgranit

Schriftgranit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: graphic granite | französisch: granite graphique


schriftgranit Foto
Schriftgranit

Schriftgranit bzw. Graphischer Granit

Der Name Schriftgranit geht auf den deutschen Mineralogen Karl Cäsar von Leonhard (1779 bis 1882) zurück, doch schon Jahre zuvor wurde das Gestein unter der Bezeichnung „Graphischer Granit“ in der geologischen Literatur geführt.
Im Jahr 1813 führt der französische Chemiker, Mineraloge und Geologe Alexandre Brongniart (1770 bis 1847) erstmals in seinem Werk “Essai d´une Classification Minéralogique des Roches Mélangées“ unter dem Absatz 1. Genre. Les Felspathiques den Begriff „Granite graphique“ auf, erwähnt im Zuge dessen aber auch, dass graphischer Granit bei seinem Kollegen René-Just Haüy unter der Bezeichnung „Pegmatite“ läuft.

Brongniart definiert Schriftgranit als eine „Composée essentiellement de felspath lamellaire et de quarz“ (= Im Wesentlichen auf lamellenförmigen Feldspat und Quarz zusammengesetzt).

In den folgenden Jahren setzen sich auch andere führende Geowissenschaftler der Zeit mit Schriftgranit auseinander. So schreibt bspw. Carl Cäsar von Leonhard (1779 bis 1862, Mineraloge) 1838 über den Schriftgranit: „Eine Art neuerer Granite ist durch ihre sonderbare Structur merkwürdig: Der sogenannte Schrift-Granit, oder Hebräische Stein“, bei dem „Feldspath-Blätter von Quarz-Krystallen durchzogen, die das Ziel ihrer Ausbildung nicht erreicht haben, und deshalb nur unter Gestalt dickerer oder dünnerer, mannigfaltig gebogener Streifen sich darstellen“.

Carl Hartmann (1796 bis 1863), ebenfalls Mineraloge, fällt ergänzend dazu hinsichtlich des Namens Schriftgranit ein: „... besonders stark beim Anschleifen hervortretende Aehnlichkeit mit arabischen, hebräischen und syrischen Schriftzeichen“.

Demnach sind die buchstabenähnlichen Zeichnungen im Gefüge von Schriftgranit ursächlich für den Namen. Da diese aber auch an die graphischen Buchstaben der Germanen, Runen, erinnern, wird Schriftgranit auch Runit genannt.


Eigenschaften von Schriftgranit

Schriftgranit ist ein Gestein magmatischen Ursprungs.
Tatsächlich handelt es sich bei Schriftgranit nicht um einen Granit im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um ein spätes Auskristallisationsprodukt granitischer oder syenitischer Restschmelzen.

Die Hauptgemengteile von Schriftgranit sind Quarz und Feldspat, insbesondere Mikroklin.

Die Farbe von Schriftgranit ist hell; in einer weißen, weißgrauen bis rosafarbenen Gesteinsmasse bestehend aus Feldspat befindet sich stäbchenartiger und dunkel erscheinender, gräulicher Quarz.
Dass Quarz im Schriftgranit dunkel erscheint, ist mit dem gleichen Grund zu erklären wie schon beim „echten“ Granit: das Mineral Quarz weist eine durchsichtige bis durchscheinende Transparenz auf. Eingebettet im Gefüge des Schriftgranits gleicht Quarz einem vom Feldspat umgebenen Fenster, so dass in die „Gesteinshöhle“ geblickt wird, die mit zunehmender Tiefe dunkler wird.

Charakteristisch für Schriftgranit ist das Gefüge. Quarz und Feldspat sind regelmäßig und orientiert miteinander verwachsen. Es bilden sich bestenfalls runenartige Zeichen aus.

Die Korngröße von Schriftgranit ist mittel bis grob, die Quarzkristalle können eine Länge von einigen Zentimetern erreichen.


runit - Mineral und Kristalle
Runit

Entstehung und Verbreitung von Schriftgranit

Schriftgranit ist ein granitisches oder syenitisches Pegmatit.
Während der Entstehung von Granit und Syenit werden immer wieder Verbindungen in Restschmelzen angereichert, die aufgrund nicht passender Kristalldurchmesser nicht im Gestein als Mineral „verbaut“ werden konnten.
Stattdessen verfestigen sich Bestandteile zu einem späteren Zeitpunkt bei bereits fortgeschrittener Abkühlung der flüssigen Gesteinsschmelze. Mit der langsamen Abkühlung einhergehend bieten sich optimale Voraussetzungen für die Bildung großer und gleichmäßig ausgeprägter Kristalle – wie für Schriftgranit typisch.

Schriftgranit ist weltweit verbreitet; ist sowohl in Granitgebirgen wie dem Brocken/Harz zu finden als in Geschieben aus Skandinavien kommend. Weitere Fundorte von Schriftgranit befinden sich in Frankreich, Südafrika, Madagaskar, Österreich und Spessart sowie Bayerischer Wald/Deutschland.


Bedeutung und Verwendung von Schriftgranit

Schriftgranit wird häufig zu Handschmeichlern oder Schmuck verarbeitet.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Hartmann, C. (1838): Die Wunder der Erdrinde oder gemeinfassliche Darstellung der Mineralogie und Geologie
⇒ Leonhard, C. C. (1838): Schriftgranit und Protogyn. IN: Geologie oder Naturgeschichte der Erde: auf allgemein faßliche Weise abgehandelt
⇒ Brongniart, A. (1813): 3. Espèce. Pegmatite (Haüy). Granite graphique, etc.. IN: Essai d'une Classification Minéralogique des Roches Mélangées
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Okrusch, M. und S. Matthes (2009): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer Verlag Berlin Heidelberg


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