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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 30.05.2022


Kieselgur

Kieselgur - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: diatomaceous earth | französisch: kieselguhr


Der Name Kieselgur, veraltet Kieselguhr, geht sowohl auf die Zusammensetzung als auch auf die Entstehung des Gesteins im entfernten Sinne zurück.
Das Wort Kiesel ist eine andere veraltete Bezeichnung für siliciumdioxidhaltige Steine sowie Minerale und chemischer „Baustein“ von Kieselgur. Die Silbe „gur“ wiederum stammt aus dem historischen Wortschatz von Bergleuten, die darunter flüssige bis breiartige Konsistenzen verstanden – quasi Kieselgur in der unverfestigten Form.
Erstmals entdeckt wurde Kieselgur 1836 am Haußelberg in der Lüneburger Heide/Deutschland.


Eigenschaften von Kieselgur

Kieselgur ist ein Sedimentgestein biogener Herkunft (sog. Kieselalgen bzw. Diatomeen), das unter anderem auch unter den Begriffen Diatomit oder Diatomeenerde bekannt ist.
Chemisch betrachtet besteht Kieselgur aus amorphem, d.h. nicht kristallinem Siliciumdioxid.

Die Farbe von Kieselgur variiert mit Fremdbeimengungen organischer oder mineralischer Natur zwischen weiß, beige, grün oder grau. Aufgrund der Farbe wird teilweise zwischen weißer, grauer und grüner Kieselgur unterschieden. Während weiße Kieselgur maximal einen 5 %-igen Anteil an Organik aufweist, sind es bei grauer Kieselgur bis zu 10 %. Grüne Kieselgur ist mit bis zu 36 % besonders reich an Kieselgur.

Das Gefüge von Kieselgur ist feinkörnig, sehr porös und locker geschichtet, dennoch ist eine lagenartige Schichtung erkennbar. In den Händen fühlt sich Kieselgur trocken und staubig an, vergleichbar mit Kreide. Zudem weist Kieselgur eine sehr geringe Dichte (2,33 g/cm3) auf.


Entstehung und Verbreitung von Kieselgur

Der Hauptbestandteil von Kieselgur sind Fossilien, genauer die Schalen oder Skelettreste von winzig kleinen Kieselalgen, auch Diatomeen oder wissenschaftlich Bacillanophyten genannt. Der Lebensraum von Kieselalgen ist nicht nur auf salzhaltige Gewässer beschränkt, man findet Diatomeen auch in Süßwassergewässern – für die Bildung von Kieselgur kommen jedoch nur süßwasserhaltige Seen in Betracht.

Nach dem Ableben der Kieselalgen kommt es zur schichtweisen Ablagerung selbiger. Nachfolgende Sedimente (z.B. Tone) überdecken die Kieselalgen; gleichzeitig wird Wasser aus den Kieselalgenschichten gepresst und das Material infolge des Drucks der Auflast verfestigt. Fand dieses Vorgang noch nicht statt oder ist nicht gänzlich abgeschlossen, handelt es sich um die Vorstufe von Kieselgur: der sogenannte Kieselschlamm, gekennzeichnet durch die breiartige Konsistenz.

Die Vorkommen von Kieselgur in Deutschland sind an einstige, verlandete Seen gebunden, die in den letzten Eiszeiten entstanden sind bzw. existierten, wie bspw. in weiten Bereichen Norddeutschlands (Heideregionen) und an einigen Standorten in Mitteldeutschland (Klieken bei Dessau). Darüber hinaus befinden sich zahlreiche Abbaugebiete in Österreich, China, Bolivien und in den USA.


Bedeutung und Verwendung von Kieselgur

Kieselgur bietet ein vielfältiges Nutzungsspektrum, wird unter anderem als Schleif- und Poliermittel, zum Filtrieren von Ölen und Flüssigkeiten – auch im Lebensmittelbereich, als Isolationsmaterial – um Geräusche und Wärme zu dämmen sowie zur Herstellung von Sprengstoff/Dynamit verwendet.

Daneben gewinnt Kieselgur zunehmend als Alternative zu chemischen Insektiziden an Bedeutung. Wird das zu Pulver zermahlene Gestein auf Insekten (u.a. Spinnmilben, Vogelmilben, Ameisen, Silberfische oder Asseln) aufgetragen oder in deren Lebensraum (z,B. Ställe oder Sandbad von Hühnern) bohren sich die Bestandteile der Kieselgur äußerlich in die Körperoberfläche bzw. in den Chitinpanzer der Insekten ein und bewirken, dass das Insekt infolge der Austrocknung verendet.


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Quellen:

Quellen:
⇒ Wörterbuch der Naturgeschichte, dem gegenwärtigen Stande der Botanik, Mineralogie und Zoologie angemessen. Achter Band. Justicia - Lepuropetalon, 1832
⇒ Willkomm, M. (1856): Die Wunder des Mikroskops oder Die Welt im kleinsten Raume. Lepizig. Verlag von Otto Spamer
⇒ Reuss. A. E. (1852): Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Ascher Gebietes in Böhmen. IN: Abhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Geologischen Reichsanstalt, Band 1
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
www.mindat.org - diatomite


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