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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 23.03.2022


Granulit

Granulit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: granulite | französisch: granulite


Granulit, Weißstein und neuer Granit

Der Name Granulit ist dem Mineralogen Christian Samuel Weiß (1780 bis 1856) zu verdanken. In seinen Ausführungen "Über die Gebirgsart des Sächsischen Erzgebirges, welche unter dem Namen Weiss-Stein neuerlich bekannt gemacht worden ist" aus dem Jahr 1801 erwähnt er erstmals den Namen Granulit.
Unbekannt war das Gestein, bzw. wie er und andere Mineralogen und Geologen schreiben: Gebirgsart,trotzdem nicht - vielmehr war der Name Weißstein gängig. Laut Weiß wurde der Begriff Weißstein von Abraham Gottlob Werner (1749 bis 1817) geboren, der den Stein "im Jahre 1778 zwischen Chemnitz und Penig" fand, untersuchte und zu dem Schluß kam, dass der Stein in keine Kategorie bereits bekannter Gesteine passt; daher auch die Bezeichnung "anomalisches Gebirgsgestein".
Bei der Namensgebung orientierte sich der Mineraloge Weiß am Aussehen von Granulit: "für die körnige Abänderung zeigt er sowohl die Verwandtschaft mit dem Granite, als auch das jüngere Alter hinlänglich an".
Der gemeinsame Wortstamm von Granulit und Granit ist wiederum lateinischen Ursprungs. Die Vokabel granum wird mit Korn übersetzt und ist eine direkte Anspielung auf die körnige Optik von Granit und Granulit, weshalb beide Gesteine in der historischen Literatur auch als "Neuerer Granit" geführt wurden, siehe Haberle (1805) und von Moll (1805).


Eigenschaften von Granulit

Definition: Granulit ist ein metamorphes Gestein, das unter hochmetamorphen Bedingungen gebildet wird und Gesteinen mit intermediärem bis saurem Chemismus hervorgeht.

Die Farbe von Granulit ist ein gräuliches Weiß bis Grau oder wie der Mineraloge Karl Cäsar von Leonhard ( 1779 bis 1862) 1851 über die Farbe von Granulit schreibt: "... Weiß, in´s Graue, Gelbe und Rothe" gehend.

Die Farbe von Granulit wiederum ist der sichtbare Ausdruck des Mineralbestands von Granulit. br>Carl Naumann (1797 bis 1873, Geologe) definierte Granulit 1839 als "eine eigenthümliche, wesentlich aus feinkörnigem Feldspathe und Quarz mit eingesprengten Granaten bestehende Gebirgsart". Carl Constantin Haberle (1764 bis 1832; Naturwissenschaftler) 1805 ergänzend dazu: "besteht meistens aus röthlichem Feldspath, zuweilen mit viel, zuweilen mit wenig, meistens schwarzem Glimmer, und wenig Quarz".

Wie bereits in der Vergangenheit erkannt, besteht Granulit zur Hauptsache, repäsentiert durch die Hauptgemengteile, aus Alkali- und Plagioklas-Feldspäten sowie Quarzen und Granat, im Konkreten: Almandin.

Als Nebengemengteile (Anteil bis zu 5 Vol-%) sind neben Cordierit auch Biotit, Disthen/Kyanit, Spinell, Sillimanit, Pyroxene (v.a. Hypersthen und Diopsid) sowie Amphibole an der mineralischen Zusammensetzung von Granulit vertreten.

Akzessorisch (weniger als 1 Vol-%) können Rutil, Zirkon und Apatit in Granulit vorkommen.

Das Gefüge von Granulit ist massig und richtungslos bei kristalliner Textur der fein- bis mittelkörnigen Gemengteile. Mitunter ist das Gefüge gneisartig, wobei sich hellere (Quarze) und dunklere Lagen (Biotit) bandartig abwechseln.
Die Dichte beträgt 2,6 bis 2,9 g/cm3.


Entstehung und Verbreitung von Granulit

Die Entstehung von Granulit findet im gleichnamigen Bereich der sog. Granulit-Fazies statt.

Die Gesteine, die im Zuge der Metamorphose zu Granulit umgewandelt werden, sind vornehmlich von intermediärem bis saurem Chemismus - sowohl magmatischen wie auch metamorphen Ursprung, teilweise auch basisch, was sich im Mineralbestand widerspiegelt. Namentlich handelt es sich bei den Gesteinen, die von der Granulit-Fazies erfasst werden, u.a. um Grauwacke, Arkose, Glimmerschiefer/Schiefer, Granit, Gneis, Serpentinit und Tonsteine.

Granulit ist eines der metamorphen Gesteine, das im Zuge der Regionalmetamorphose unter wasserarmen Verhältnissen entsteht.
Die Temperaturen sind mit 700 bis 900 °C hoch, der Druck liegt bei 5 bis 15 kbar; abhängig von der Tiefe der Erdkruste, wo die Bildung stattfindet (ca. 40 bis 50 km unter der Erdoberfläche).

Die Verbreitung von Granulit erstreckt sich auf zahlreiche Regionen weltweit: z.B. Skandinavien; Sächsisches Granulitgebirge oder wie Carl Ehrenberg Freiherr von Moll im Jahr 1805 schreibt: "am Fuße des Erzgebirges" bzw. die Granulit-Linie nach Naumann, 1839, die sich von "Döbeln, Hartha, Geringswalde, Wechselburg, Penig, Callenberg, Hohenstein, Wittchensdorf, Sachsendorf, Arnsdorf und Rosswein" erstreckt, Eifel und Schwarzwald/Deutschland; Russland; Teile Afrikas; Indien; China und Australien.


Nachweis von Granulit

Der wichtigste Unterschied, um eventuelle Verwechslungen mit Granit zu vermeiden, ist die Bestimmung der Minerale im Granulit.
Granulit weist im Gegensatz zu Granit keinen Muskovit auf (Begründung: die hochgradigen Bildungsbedingungen) und ist granathaltig. Sehr häufig sind rote bis rotbraune Granatkristalle perfekt in Granuliten deutlich erkennbar ausgebildet; im Granit fehlen sie. Hinzu kommt die Ausprägung des Gefüges von Granit und Granulit.


Bedeutung und Verwendung von Granulit

Aufgrund der Kompaktheit ist Granulit als Mauerstein, Schotter- und Pflasterstein begehrt, wird aber auch als Bodenfliese unter dem Namen Cashmere White verkauft.



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Quellen:
⇒ Weiss, S. (1801): Über die Gebirgsart des Sächsischen Erzgebirges, welche unter dem Namen Weiss-Stein neuerlich bekannt gemacht worden ist. IN: Der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin Neue Schriften, Band 3
⇒ Haberle, C. C. (1805): Granulit, Neuerer Granit. IN: Characterisirende Darstellung des zu den Bertuchschen Tafeln der allgemeinen Naturgeschichte gehörigen kleinen Mineralien-Kabinets
⇒ Ehrenbert Freiherr von Moll, C. (1805): Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde, Band 2 - 3
⇒ Zappe, J. R. (1817): Mineralogisches Hand-Lexicon Oder: Alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, nach ihrer alten und neuen Nomenklatur und Charakteristik, nach ihrem geognostischen Vorkommen und technisch-ökonomischen Gebrauche ... Aus den besten und neuesten Schriften zusammengetragen, und Anfängern, Sammlern, Liebhabern, und (wenn man will) auch Berg- und Wirthschaftsbeamten zum nützlichen und bequemen Gebrauche verfasset
⇒ Naumann, C. (1839): Geognostische Skizze des Königreiches Sachsen. IN: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde
⇒ Leonhard, C. C. v. (1851): Mineralogie und Geognosie, oder, Naturgeschichte des Steinreichs
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart

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