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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 16.04.2024


Feuerstein

Feuerstein - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: flint | französisch: silex


feuerstein Foto
Feuersteine


Feuerstein, Flint und Lapis Pyromachus

Der Name Feuerstein geht auf den prähistorischen Umstand zurück, dass man mit Feuersteinen tatsächlich ein Feuer entfachen kann; d.h. wenn Feuersteine und Metall im richtigen Winkel gegeneinander geschlagen werden, entstehen feuerbildende Funken, die in Kombination mit Zunder (einem Pilz) und trockenem Stroh/Heu ein Feuer entzünden können.
Der deutsche Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817) nannte Feuerstein aus diesem Grund auch "Lapis Pyromachus" - der feuermachende Stein.

Oftmals wird Feuerstein mit der Bezeichnung Flint gleichgesetzt. Tatsächlich aber werden in der Geologie unter dem Begriff Feuerstein Flinte zusammengefasst, die im Zeitraum zwischen der Kreidezeit und dem unteren Tertiär (ca. 145 bis 61,6 Mio. Jahre) entstanden sind.


flint_feuerstein - Aufnahme des Minerals
Feuerstein


Eigenschaften von Feuerstein

Definition Feuerstein: Feuerstein ist ein Sedimentgestein, das unter marinen (= im Meer) Bedingungen entstanden ist.

Die Farbe von Feuerstein kann grau, braun, schwarz, grünlich oder rot sein, oder wie der Mineraloge Dietrich Ludwig Karsten (1768 bis 1810) im Jahr 1789 die Farbvielfalt von Feuersteinen beschreibt, gibt es Feuersteine in "honiggelben bis ins rauchgraue" gehenden Farbtönen, sind aber auch von "gelblichbrauner, röthlich gefleckter, roth gesprenkelter, karmoisinrother, bräunlichschwarzer, dunkelschwarzer, lichterer rauchgrauer" Farbe.
Farbgebend sind dabei Beimengungen organischen Materials oder mineralische Komponenten, allen voran Hämatit, das Feuersteinen eine rötliche Färbung verleiht.
Rote Feuersteine, die bisweilen an der Nordseeküste an den Strand gespült werden, sind unter dem Namen Helgoländer Diamanten bekannt, auch wenn es sich nicht um Diamanten im eigentlichen Sinn handelt.
Aber auch im Gestein enthaltene Gase oder Wasser können einen Einfluß auf die Farbe von Feuersteinen haben, die sich in helleren Farbgebungen ausdrücken.
Die Strichfarbe von Feuerstein - die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral oder ein Gestein über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird - ist weiß.

Chemisch betrachtet besteht Feuerstein aus Siliciumdioxid in Form der mikrokristallinen Quarzvarietät Chalcedon oder Moganit, teilweise auch Opal, als Hauptbestandteil mit einem nicht definierbaren Gehalt an Wasser (SiO2*nH2) - weshalb das Gestein den Kieselsteinen zugeordnet wird. Ein Begriff, der mittlerweile veraltet ist und eigentlich Steine zusammenfasste, die aus Kieselsäure bestehen.

Das feinkörnige Gestein ist amorph (Kristalle werden nicht ausgebildet), bildet knollige oder platte Aggregate. Infolge des Verlustes von Kristallwasser bildet sich auf der Oberfläche von Feuersteinknollen häufig eine weiße Kruste bzw. Patina oder wie im Fall von Hühnergöttern ein Loch im Stein.

Der Bruch ist muschelig und äußerst scharfkantig, die Spaltbarkeit ist vollkommen. Der Glanz ist fettig oder matt, die Transparenz durchsichtig bis durchscheinend, vor allem an den Kanten des Gesteins.

Feuerstein ist mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien und Gesteinen nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ein hartes Gestein, die Dichte beträgt 2,5 bis 2,6 g/cm3.


feuersteine - Mineral und Kristalle
Feuersteinknolle und versteinerter Seeigel mit Feuerstein-Steinkern

Entstehung und Verbreitung von Feuersteinen

Die Entstehung von Feuerstein verläuft in mehreren Stadien.
Bereits zur Wende vom Erdzeitalter Jura zur Kreidezeit vor etwa 145 Mio. Jahren setzte die Entstehung der heutigen Feuersteine ein. Im Meerwasser befindliche sowohl anorganische – z.B. verwittertes Silikatgestein – als auch organische Substanzen wie Coccolithe, Diatomeen und Radiolarien, lieferten das Ausgangsmaterial von Feuersteinen.

Über Millionen von Jahren hinweg verdrängten kieselsäurehaltige Lösungen die Carbonate aus den Skeletten der Kieselsäurelieferanten; Kieselsäure ist der Baustein von Feuersteinen. Im ersten Stadium verfestigt sich die Kieselsäure zu einem Gel, indem enthaltenes Wasser abgegeben wird - es entsteht amorpher Opal.

Auflösungs- und Rekristallisationserscheinungen kennzeichnen das zweite Stadium – die Bildung von Porzellanit, d.h. unregelmäßiger, kristalliner Opal entwickelt sich.

Ist die diagenetische Verfestigung abgeschlossen, sind alle karbonathaltigen Anteile im Gestein durch Siliciumdioxid ersetzt. Als Zeugnis der organischen Beteiligung an der Gesteinsentstehung des Feuersteins sind häufig Skelette oder Schalen zu erkennen.

Dass die Verkieselung von innen nach außen verläuft, beweisen feine Bänder im Feuerstein, resultierend von unterschiedlichen Gehalten an Kieselsäure und Verfestigung, sog. Bänderfeuerstein.

Hühnergötter sind ebenfalls Feuersteine, bei denen nicht verkieselter Kalk durch das Meerwasser ausgespült wurde und ein Loch im Gestein verbleibt.

Die Vorkommen von Feuersteinen befinden sich weltweit in Küstennähe.
Einige Feuersteine kann man in Deutschland aber auch weit bis ins Landesinnere finden - entlang der sog. Feuersteinlinie. Die Feuersteinlinie wird durch die deutsche Mittelgebirgslinie – von der Nordsee beginnend: Teutoburger Wald, Harz, Erzgebirge - begrenzt und deutet auf den weitesten Gletschervorsprung während der Eiszeiten hin. Feuersteine in diesen Gebieten sind nicht am Fundort nicht entstanden, sondern ein Relikt des Transportes im Gletschereis.


Feuersteinlinie

Verlauf der Feuersteinlinie


Verwendung und Bedeutung von Feuersteinen

Feuerstein wurde bereits in der Steinzeit verwendet, um daraus Waffen und Werkzeuge zu fertigen.

Im 17. Jahrhundert wurden Feuersteine in Steinschoßgewehren zum Funken schlagen und als Rohstoff für die Herstellung von Glas genutzt, wie Joseph Redemt Zappe 1817 schreibt: "wo es an Quarz mangelt zum Glas- und Steingutmachen", daher auch die "Benennung Flintglas, Flintware", ... "und die Schießgewehre die der Flinten haben, wird er vorzüglich zum Feuerschlagen am Stahle in der Küche und an den Schießgewehren gebraucht".

Adam Lonitzer (1520 bis 1586) betont in seinem Kräuter-Buch die Verwendung von Feuersteinen als Polierstein für diverse Edelsteine: "Rubin sollst Du ... mit schwarzem Feuerstein wird gebrannt und gerieben/polieren". "Saphir wird mit schwarzem Feuerstein auf Kupffer mit lauterm Wasser poliert". "Amethist wird mit gebranntem Feuerstein poliert".

Im 19. Jahrhundert kam industriell hergestelltes Feuersteinpapier auf den Markt, das aus pulverisiertem Feuerstein, Leim und einem Trägermaterial (Papier, Leinwand) zum Schleifen von Holz verwendet wurde.

Auch heutzutage dient Feuerstein als Polier- und Schleifmittel sowie als Schmuckstein und Glücksbringer/Talisman.



Auch interessant:


Angeschliffene rote Feuersteine von FarbenspielMaritim

Quellen

  • Lonitzer, A. (1557): Feuerstein. IN: Kreuterbuch: künstliche Conterfeytunge der Bäume, Stauden, Hecken, Kreuter, Getreyde, Gewürtze, mit eigentlicher Beschreibung derselben Namen, in sechserley Spraachen, nemlich, griechisch, latinisch, italianisch, frantzösisch, teutsch und hispanisch, vnd derselben Gestalt, natürlicher Krafft vnd Wirckung ; sampt künstlichem vnd artlichem Bericht deß Destillierens ; item von fürnembsten Gethieren der Erden, Vögeln, vnd Fischen ; deßgleichen von Metallen, Ertze, Edelgesteinen, Gummi, vnd gestandenen Säfften
  • Karsten, D. L. (1789): Des Herrn Nathanael Gottfried Leske hinterlassenes Mineralien-Kabinet systematisch geordnet und beschrieben
  • Gmelin, J. F. (1790): Feuerstein (Flintenstein). IN: Grundriß der Mineralogie
  • Zappe, J. R. (1817): Feuerstein. IN: Mineralogisches Handlexikon, oder alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, nach ihrer alten und neuen Nomenclatur und Charakteristik, ihrem geognostischen Vorkommen und ökonomisch-technischen Gebrauche, sammt der in die Ordnung des Alphabets eingeschaltenen Erklärungen der zur Charakteristik gehörenden Kunstwörter. Erster Band
  • Klaproth, M. H. (1807): Feuerstein, Flintenstein, Lapis Pyromachus. IN: Chemisches Wörterbuch, Zweiter Band, E - J
  • Feuersteinpapier. IN: Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaft, Bände 19 – 24 (1862)
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München*
  • Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
  • Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München
  • Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin

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