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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Tsavorit

Tsavorit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: tsavorite

Inhaltsverzeichnis Tsavorit

Tsavorit - Grüner Granat aus Kenia

Als der grüne Edelstein Tsavorit im Jahr 1967 erstmals im Tsavo-Nationalpark Kenia entdeckt wurde – gefunden wurde das bis dato unbekannte Mineral vom schottischen Geologen Campell R. Bridges (1937 bis 2009) – hieß das Mineral zunächst grüner Grossular.

In seinem Aufsatz „Green Grossularite Garnets („Tsavorites“)“ aus dem Jahr 1974 schreibt Bridges von den ersten und weiteren Funden des neuen Minerals, dessen Grüntöne sehr nuancenreich sind: „pale lime green to full rich grass or emerald green“ (helles Limettengrün bis hin zu saftigem Gras- oder Smaragdgrün). Das Muttergestein, in dem die Kristalle entdeckt wurden, war Pegmatit, der zudem grünen Turmalin sowie Zoisit enthielt.

Im gleichen Schreiben verkündet der Geologe außerdem den neuen Namen: Tsavorit – in Anlehnung an die Typlokalität in Kenia, wobei an der Namensgebung der New Yorker Juwelier Tiffany & Co.maßgeblich beteiligt war, insofern Henry Barslow Platt (1924 bis 2015) aus der Führungsebene von Tiffany´s den grünen Edelstein erstmals der Öffentlichkeit vorstellte.


Eigenschaften von Tsavorit

Tsavorit ist ein Silikatmineral bestehend aus Ca3Al2(SiO4)3. Genau genommen handelt es sich bei Tsavorit um einen Varietät von Grossular, einem Vertreter der Granatgruppe. Weitere Grossular-Varietäten sind bspw. Andradit, Hydrogrossular, Hessonit und Leukogrossular.

Tsavorit kristallisiert dem kubischen Kristallsystem folgend und bildet trapezoedriche und dodekaedrische Kristalle, die von vergleichsweise geringer Größe bzw. Gewicht sind. Selbst Kristalle mit einem Gewicht von einem Karat (= 0,2 Gramm) gelten als Ausnahme. Der größte, jemals gefundene Tsavorit-Kristall wiegt 32 Karat. Die Aggregate des grünen Minerals sind körnig und massig.

Der Glanz von Tsavorit wird als glasartig beschrieben, die Transparenz variiert abhängig von der Art sowie den Einschlüssen zwischen durchsichtig bis durchscheinend. Tsavorit weist keinerlei Spaltbarkeit auf. Der Bruch ist muschelig bis uneben.

Mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien erfüllt Tsavorit das Kriterium der Edelsteinhärte. Die Dichte von Tsavorit beträgt 3,4 bis 3,68 g/cm³.


Die Farbe von Tsavorit

Die typische Farbe von Tsavorit ist ein strahlendes Grün, das der Farbe von Smaragd oder Dioptas ähnelt.

Ebenfalls möglich sind lindgrüne, blaugrüne und gelbgrüne Farbtöne.
Als Optimum wird ein mittleres, reines Grün gehandelt, während mintgrüne oder gelbgrüne Farbtöne, die ins Peridotfarbene gehen, sowie ein dunkles Schwarzgrün als weniger wertvoll eingestuft werden.

Tsavorit ist ein allochromatisches Mineral, d.h., die Entstehung der Farbe wird mit dem Einfluss äußerer Faktoren begründet. Als farbgebendes Element von Tsavorit wurde Vanadium nachgewiesen, wobei bei Kuranze-Tsavorit zusätzlich Chrom als Farbgeber identifiziert wurde.

Im Gegensatz zu vielen anderen Mineralien auf dem Edelsteinmarkt ist die Farbe von Tsavorit immer naturbelassen und unbehandelt.
Farbverbesserungen, -intensivierungen oder -korrekturen wie Brennen oder Bestrahlen finden bei Tsavorit – und Granat generell – keinerlei Anwendung. Auch die Reinheit kann mittels dieser Methoden nicht optimiert werden, da das Mineral auf diese Behandlung nicht anspricht.

Die Strichfarbe von Tsavorit – der pulverisierte Abrieb, der beim Streichen über die Strichtafel (unglasiertes Porzellantäfelchen) entsteht – ist weiß.


Einschlüsse in Tsavorit

Gegen das Licht gehalten, sieht man bei einigen Tsavoriten Einschlüsse, die verschiedenen Ursprungs und unterschiedlicher Art sind.

Tsavorit enthält sehr häufig kleinste Graphitkristalle, aber auch haarfeine Nadeln von Rutil und Aktinolith, die sich als wölkchen- oder federartiger Einschluss im Kristall äußern und Zeugnis der Anwesenheit während der Entstehung von Tsavorit sind.

Eine weitere Form des Einschlusses in Tsavorit sind Fingerabdrücke. Muster und Zeichnungen, die aussehen, als hätte jemand seinen Fingerabdruck auf der Oberfläche des Kristalls hinterlassen.
Tatsächlich handelt es sich dabei um Heilungsrisse; Risse, die zu einem späteren Zeitpunkt natürlicherweise mit tsavorithaltigen Lösungen verfüllt wurden. Ebenfalls entstehungsbedingt sind nadelähnliche Einschlüsse. Unter dem Mikroskop erinnern die länglichen „Kratzer“ der Gestalt wegen an Nadeln, sind aber das Resultat des schnellen Kristallwachstums.


Entstehung und Verbreitung von Tsavorit

Tsavorit ist ein Mineral hydrothermalen Ursprungs, das sowohl in Klüften wie auch in Gesteinen vorkommt, die im Zuge der Kontaktmetamorphose (= die Ausgangsgesteine und -minerale werden durch aus dem Erdinneren aufsteigende, bis zu 1.300 °C heiße Magma umgewandelt) entstehen.

Die bislang entdecktenTsavorit-Vorkommen sind häufig mit Diopsid, Epidot und Vesuvianit vergesellschaftet.
Tsavorit ist ein sehr seltenes Mineral - vergleichbar mit Tansanit, Charoit und Larimar, deren Vorkommen nur auf wenige Fundorte weltweit beschränkt sind. Das bekannteste und wirtschaftlich ertragreichste Fundort befindet sich in der Typlokalität im Tsavo-Nationalpark sowie in Lodwar in Kenia; daher auch die Bezeichnung Kenianischer Tsavorit. Weitere Funde wurden in Toliara auf Madagaskar sowie in den Merelani-Hills in Tansania – bekannt geworden durch die Vorkommen der blauen Zoisit-Varietät Tansanit, die allerdings mengenmäßig nicht mit den Funden in Kenia konkurrieren können.


Verwendung und Bedeutung von Tsavorit

Tsavorit und Schmuck

Tsavorit hat sich seit der Entdeckung im vergangenen Jahrhundert zu einem begehrten Edelstein in der Schmuckbranche etabliert. Ein Umstand, der dem Juwelier Tiffany´s zu verdanken ist, der den grünen Edelstein auf Afrika weltweit bekannt gemacht hat.
Aufgrund der Farbe wird Tsavorit oftmals mit Smaragden verglichen, preislich weniger – Tsavorit zählt zum Repertoire der teuersten Edelsteine der Welt. Im Verglich zur grünen Beryll-Varietät Smaragd lässt sich Tsavorit leichter schleifen, insofern der Stein nicht zum Splittern und Zerbrechen neigt. Zudem zeichnen sich Tsavorite gegenüber Smaragden durch eine höhere Reinheit sowie einen hohen Lichtbrechungsindex aus, dass das Mineral im Licht regelrecht leuchtet.

Um die Merkmale Farbe, Reinheit und Lichtbrechungsindex zu betonen, wird vorrangig auf Facettenschliffe gesetzt (z.B. Tropfenschliff, Ovalschliff, Navette/Marquiseschliff, Rundschliff, Oktagonschliff) gesetzt, die im Spiel mit dem eintreffenden Licht die unterschiedlichen Nuancen des Tsavorit-Grüns an den Schleifflächen hervorbringen. Steine, deren Reinheit infolge von Einschlüsse trüb und nebelig erscheint, werden mit Glattschliffen versehen, bspw. Cabochonschliff.


Der Preis von Tsavorit

Rara sunt cara. Seltenes ist teuer. Eine Weisheit, die auch für Tsavorit gilt. Die bekannten Vorkommen sind nahezu erschöpft und die erhöhte Nachfrage sorgt seit Jahren dafür, dass der Preis kontinuierlich steigt, weshalb Tsavorit als Wertanlage durchaus von interessantem Potential ist.

Allerdings ist die Seltenheit nicht der einzige Faktor, der den hohen Preis von Tsavorit erklärt. Für die Ermittlung des Werts sind außerdem folgende Größen von Bedeutung:

  • Gewicht/Karat: je größer, desto wertvoller
  • Reinheit: lupen- oder augenreine Steine sind hochpreisiger als Steine mit Einschlüssen
  • Farbe: ein mittleres Grün als Ideal gegenüber gelbstichigen, schwarz- oder mintgrünen Steinen
  • Schliff: perfekte Schleifqualität versus fehlende Facetten, unsaubere Arbeit, unharmonische Proportionen

Nähere Ausführung zur Bewertung der Qualität von Farbedelsteinen: System A-AA-AAA und farbige Edelsteine.
Abhängig vom Gesamtpaket der Qualität variiert der Tsavorit erheblich zwischen 60 Euro/Karat für gelbstichige Exemplare mit sichtbaren Einschlüssen und bis zu 3500 Euro pro Karat für augenreine, mittelreine Steine.


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Quellen:
⇒ Bridges, C. R. (1974): Green Grossularite ("Tsavorites") in East Africa. IN: Gems & Gemology, Summer 1974. Issue 10
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.theraregemstonecompany.com - Inclusions in Tsavorite - An Exploration of the Inner World of Tsavorite
www.mindat.org - tsavorite



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