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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 26.03.2024


Sepiolith

Sepiolith - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: sepiolite | französisch: sépiolite


Sepiolith – Tintenfischknochenstein von "os sepiae" (Kobell, 1853): So taufte der deutsche Mineraloge und Geologe Ernst Friedrich Glockner (1793 bis 1858) im Jahr 1847 das Mineral, das zuerst im italienischen Piemont entdeckt wurde.
Unbekannt war das Mineral dennoch nicht; vielmehr wurde Sepiolith in den historischen Mineralogiebüchern unter dem Eintrag Meerschaum gelistet. "weil er getrocknet so leicht ist, daß er auf dem Wasser schwimmt, so hielt man ihn anfangs für den getrockneten und erhärteten Schaum des Meeres" (Wimmer, 1867) - d.h., der Name Meerschaum ist eine Anspielung an die weiße, schäumende Gischt.


Eigenschaften von Sepiolith

Sepiolith ist mit der chemischen Zusammensetzung Mg4(Si6O15)(OH)2·6H2O ein Vertreter der kristallwasserhaltigen Silikatminerale.

Die Farbe von Sepiolith ist weiß, hellgrau bis beige, teilweise auch leicht ins Rötliche gehend, oder mit den Worten des Geologen Rudolf Helmhacker (1840 bis 1915): "weiss bis schmutzig weiss".
Der Mineraloge Ludwig August Emmerling (1765 bis 1802) beobachtete zudem, dass im Inneren von Sepiolith "braune oder schwarze Dendriten".
Die Strichfarbe von Sepiolith ist in allen Fällen weiß.

Sepiolith kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und tritt vor allem in Form von knolligen, massigen oder porösen Aggregaten auf, Linné et al. 1895 fanden auch Sepiolith mit "Höhlungen, in welchen Quarz auskrystallisiert ist".

Der Glanz von Sepiolith ist matt, wobei der mineraleigene Glanz durch Imprägnation mit Ölen gesteigert werden kann. Sepiolith weist eine undurchsichtige Transparenz und einen flachmuscheligen Bruch auf.

Zudem kann man mit trockenem Sepiolith wie mit Kreide schreiben (Erdmann et al., 1895), frischer, weicher Meerschaum besitzt diese Eigenschaft nicht.
Außerdem läßt sich Sepiolith zerschneiden, nachdem das Mineral in Wasser getaucht wurde (Bertele, 1804). Krünitz und Flocken fügen hinzu, dass sich Sepiolith "seifenartig" anfühlt, weshalb der Lexikograph Carl Günther Ludovici (1707 bis 1778) Sepiolith ein "mergelartiges Steinmark" nannte. Helmhacker erwähnt als weiteres Merkmal von Sepiolith, dass das Mineral "stark an der Zunge" haftet und Wasser schnell aufsaugt.

Sepiolith ist ein sehr weiches Mineral. Die Mohshärte beträgt 2 bis 2,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) – vergleichbar mit Gips, Silber und Muskovit, deshalb auch mit dem Fingernagel leicht zu ritzen. Die Dichte wird mit 2,0 bis 2,3 g/cm³ angegeben. Verliert Sepiolith bspw. durch Austrocknung allerdings Kristallwasser und wird trockner, oder ist von besonders hoher Porosität, kann das Gewicht geringer werden, so dass Sepiolith wie Bernstein auf Wasser schwimmen kann.


Entstehung und Verbreitung von Sepiolith

Auch wenn der Name Sepiolith in der deutschen Übersetzung die Vermutung zuließe, handelt es sich bei dem Mineral um kein Fossil.
Tatsächlich geht Sepiolith aus der Verwitterung von Serpentinit unter hydrothermalen Bedingungen hervor; unter anderem begleitet von den Mineralen Chalcedon, Dolomit, Magnesit, Chlorit und Opal.

Nennenswerte Sepiolith-Vorkommen befinden sich zum Beispiel im England, in einigen slawischen Staaten, Spanien, in der Türkei, in Spanien, Kanada und in den USA.


Verwendung und Bedeutung von Sepiolith

Sepiolith ist insbesondere für das Kunsthandwerk von Bedeutung, insofern Meerschaum zu Schmucksteinen oder "Cigarrenspitzen und Pfeifenköpfen" (Tschermak, 1881) verarbeitet wird.
In der Vergangenheit wurde Sepiolith bei den "Krimmischen Tataren" Krünitz und Flocken, 1808, zufolge "statt der Seife zur Wäsche gebraucht".


Krebserregender Sepiolith

Aufgrund der faserförmigen, asbestähnlichen Aggregate des Minerals können bei der Bearbeitung von Sepiolith lungengängige Staubpartikel entstehen, die wie Asbest in die Alveolen/Lungenbläschen gelangen und Lungenkrebs auslösen können, weshalb die MAK-Kommission (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) in die Kategorie 3 mit Verdacht auf karzinogener Wirkung einstufte.


Nachweis von Sepiolith

Kommt Sepiolith mit Wasser in Kontakt, fühlt sich das Mineral wachsartig an und schäumt leicht auf. Außerdem brennt Sepiolith in der Flamme weiß und schrumpft dabei zusammen.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Ludovici, C. G. (1799): Meerschaum. IN: Neu eröfnete Academie der Kaufleute, oder encyclopädisches Kaufmanslexicon alles Wissenswerthen und Gemeinnützigen in den weiten Gebieten der Handlungswissenschaft und Handelskunde überhaupt
⇒ Emmerling, L. A. (1802): Meerschaum. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Bertele, G. A. (1804): Meerschaum. IN: Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien zum Gebrauche seiner Vorlesungen
⇒ Krünitz, J. G. und Floerken, F. J. (1809): Meerschaum. IN: Oekonomische Encyklopädie, oder, Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft
⇒ Glocker, E. F. (1847): Sepiolithus. (Meerschaum s. Sepiolith). IN: Generum et Specierum mineralium, secundum ordines naturales digestorum, SYNOPSIS
⇒ Kobell, F. v. (1853): Sepiolith. IN: Die Mineral-Namen und die mineralogische Nomenklatur
⇒ Kobell, F. v. (1864): Sepiolith. IN: Geschichte der Mineralogie von 1650-1860
⇒ Wimmer, A. (1867): Des Feldbauers in Wiesenkirchen Fragen über Pflanzennahrung und deren Ersatz, Stalldünger oder Kunstdünger, Peruguano oder Kalisalze, Knochenmehl oder Superphosphat, Gyps oder Dungsalz, beantwortet und allen Freunden der Landwirtschaft, namentlich den ausübenden Landwirthen in aller Achtung gewidmet von Dr. Ant. Wimmer
⇒ Helmhacker, R. (1874): Sepiolith. IN: Tafeln zur Bestimmung häufig vorkommender Mineralien mittelst der einfachsten Versuche. Zum Gebrauche in mineralogischen Uebungsstunden besonders für Anfänger
⇒ Tschermak, G. (1888): Meerschaum (Sepiolith). IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Erdmann, O. L., König, C. R. und Hanausek, E. (1895): Meerschaum. Sepiolith. IN: ⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Axmann, M., Stroh, K. und Haas, B. (2010): Künstliche Mineralfasern. Bayerisches Landesamt für Umwelt
www.mindat.org - Sepiolite

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