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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Schwarzer Turmalin

Schwarzer Turmalin - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: black tourmaline | französisch: tourmaline noir


Schörl
Schwarzer Turmalin

Schwarzer Turmalin = Schörl

Eine der ältesten Beschreibungen von Schwarzem Schörl stammt aus dem Jahr 1773 und geht auf die Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 17787) und Johann Friedrich Gmelin (1748 bis 1804) zurück. In einer Auflistung der Farben von Turmalin beschreiben sie die Farbe von schwarzem Turmalin als „ganz schwarz, und nur an den Kanten durchscheinend“ oder „schwarz und mehr durchsichtig, fast wie der sogenannte isländische Achat“ - alias Obsidian.

Ein unbekanntes Mineral war Schwarzer Turmalin in der Zeit vor 1773 dennoch nicht, denn: in der Mineralogie ist Schwarzer Turmalin seit jeher unter dem Namen Schörl bekannt.
Schon 1505 führt Ulrich Rüblein von Calw (1465 bis 1532) in seinem Buch „Ein wolgeorndet un nutzlich Büchlein, wie man Bergwerck suchen und finden soll, von allerley Metall, mit seinen figuren, nach Gelegenheyt deß Gebürges artlich angezeygt, mit anhangenden Bercknamen, den einfahenden Bergleuten vast dienstlich“ ein Mineral auf, das zusammen mit Gold vorkommt und „groß spissig schörlein“ ist.

Das Wort Schörl ist allerdings noch älter und wurde schon im Althochdeutschen, einer Sprachstufe, die zwischen 750 bis 1050 gesprochen wurde, verwendet. Hinter dem Namen Schörl steht demnach die Bedeutung Abfall, aber nicht im Sinn von Müll, sondern in Hinblick als Sammelbegriff für Mineralien, die kein Erz bzw. Metall führten.


Schwarzer Turmalin - Die Eigenschaften

Schwarzer Turmalin bzw. Schörl ist die schwarze Varietät der Turmalingruppe, kurz: Turmalin.

Aufgrund der schwarzen, undurchsichtigen Farbe kann Schwarzer Turmalin mit einer Reihe weiterer Steine verwechselt werden, allen voran Obsidian, Onyx, Kassiterit, Shungit, Pechstein, schwarzen Diamanten, Ägirin und Pleonast/Schwarzer Spinell.

Tabelle: Die Eigenschaften von Schwarzem Turmalin
EigenschaftBeschreibung
Chemische Zusammensetzung Na(Mg,Fe,Li,Mn,Al)3Al6(OH)4/(BO3)3Si6O18
Mineralklasse kristallwasserhaltiges Silikatmineral
Kristallsystem
  • trigonal
  • stengelige Kristalle
  • "sieben- und neunseitige Säulen" (Brückmann, 1778)
Farbe
  • blauschwarz, schwarz
  • auf frischen Bruchflächen: "dunkelgraulichweiß, rauchgrau" (Klaproth, 1795)
Strichfarbe weiß
Glanz glasartig
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch uneben, muschelig
Spaltbarkeit sehr vollkommen
Mohshärte 7 bis 7,5
Dichte 3,18 bis 3,2 g/cm³


Mit einer Mohshärte von 7 bis 7,5 ist Schwarzer Turmalin ein hartes Mineral. 1817 veröffentlichte der Mineraloge Friedrich Mohs die nach ihm benannte Mohsskala, die alle weltweit vorkommenden Mineralien der Härte nach in 10 verschiedene Stufen einteilte; beginnend vom Mineral mit der geringsten Härte, Härtegrad 1, aufsteigend bis zum härtesten aller Minerale: Diamant mit einer Mohshärte 10. Ab einer Mohshärte von 7 erfüllen Mineralien die Voraussetzung der Edelsteinhärte. Mineralien mit einer geringeren Härte werden Schmucksteine, früher Halbedelsteine, genannt.


Schwarzer Turmalin: Entstehung und Verbreitung

Siehe ⇒ Steckbrief Schörl.
Die Vorkommen von Schwarzem Turmalin verteilen sich auf viele Fundorte rund um den Globus, wobei sich die Hauptvorkommen in Deutschland auf das Erzgebirge, Vogtland, den Spessart und Odenwald sowie Oberwolfach konzentrieren. In Österreich haben sich das Zillertal, Stubachtal, Villach, Klagenfurt und Koralpe als Fundstellen herauskristallisiert, während Schwarzer Schörl in der Schweiz rund um Binn, im Engadin, Bergell, Belinzona und Andermatt gefunden werden kann.

Schwarzer Turmalin: Verwendung und Bedeutung

In Vergangenheit zählte Schwarzer Turmalin nicht zu den beliebtsten Steinen. Angesichts der Farbvielfalt anderer Turmaline und aufgrund des spröden Charakters der Kristalle, die beim Schleifen und Polieren zum Splittern neigen, wurde Schwarzer Turmalin nicht oft zu Schmuck verarbeitet. Und wenn: dann zu Trauerschmuck. Die Mode des Trauerschmucks, der mit schwarzen Steinen besetzt war, kam im 19. Jahrhundert auf. Damals schickte es sich nicht, nach einem Trauerfall Schmuck mit farbenfrohen Edelsteinen zu tragen.

Stattdessen wurde Schwarzer Turmalin vielmehr als "Turmalinzange" (Seubert, 1867) verarbeitet, sprich: "als kleiner, einfacher Polarisationsapparat" - ein Mikroskop, das in der Gemmologie zur Bestimmung von Mineralien eingesetzt wird.


Heilstein Schwarzer Turmalin

Daneben wird Schwarzer Turmalin heutzutage als Wasserstein zur Herstellung für Edelsteinwasser, Heilstein oder Chakrastein verkauft. Ein Blick in historische Mineralogie- und Pharmaziebücher zeigt, mit Schwarzem Turmalin alias Schörl wurden früher keine Krankheiten behandelt. Dass einige Mineralien tatsächlich als Medizin genutzt wurden, bspw. Baryt bei Tuberkulose oder Bismut als Antibiotikum, steht außer Frage. Schwarzer Turmalin hingegen wurde keine Wirkung auf Krankheiten nachgesagt und auch aktuelle Versprechungen konnten in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht belegt werden.


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Quellen:
⇒ Rüblein von Calw, U. (1505): Ein wolgeorndet un nutzlich Büchlein, wie man Bergwerck suchen und finden soll, von allerley Metall, mit seinen figuren, nach Gelegenheyt deß Gebürges artlich angezeygt, mit anhangenden Bercknamen, den einfahenden Bergleuten vast dienstlich
⇒ Schmidt, J. G. (1707): Curiöse Speculationes bey Schlaf-losen Nächten. Werden in Unterschiedlichen Gesprächen fürgestellet Und handeln von allerhand curiösen sowohl politischen, theologischen, medicinischen, physicalischen, und dergleichen Dingen
⇒ Linné, C. v. und Gmelin, J. F. (1773): Turmalin. IN: Des Ritters C. von Linné vollständiges Natursystem des Mineralreichs, nach der zwölften lateinischen Ausgabe, in einer freyen und vermehrten Uebersetzung, von J. F. Gmelin
⇒ Brückmann, U.-F. B. (1778): Vom Turmalin oder Aschentrecker. IN: Gesammelte und eigene Beyträge zu seiner Abhandlung von Edelsteinen
⇒ Klaproth, M. H. (1795): Turmalin, schwarzer. IN: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper
⇒ Schmieder, C. C. (1804): Schörl. IN: Versuch einer Lithurgik, oder ökonomischen Mineralogie
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Ertl, A. (2006): Über die Etymologie und die Typlokalitäten des Minerals Schörl. IN: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft 152 (2006)
www.mindat.org - schorl



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