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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 31.05.2022


Kryolith

Kryolith - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: cryolite | französisch: cryolite


Kryolith - Eisstein aus Grönland

Das Mineral Kryolith wurde in Ivittuut im Südwesten von Grönland entdeckt und erstmals im Jahr 1799 von Peder Christian Abildgaard (1740 bis 1801, dänischer Physiker) beschrieben.
In seinen Ausführungen "Norwegische Titanerze und andre neue Fossilien" berichtet er von einem "aus Grönland nach Dänemark gebrachten besonders weißen spathartigen Miner mit". Seine Untersuchungen ergaben, dass es sich der Zusammensetzung nach um "Thonerde und Flußspathsäure" handelt - "eine Verbindung, von welcher noch kein ähnliches Beyspiel im Mineralreich vorgekommen ist. Sie hat den Namen Chryolith erhalten".

Der Name Kryolith wiederum stammt aus dem Griechischen und wurde aufgrund der Ähnlichkeit des Minerals mit gefrorenem Eis gewählt: Kryolith = Eisstein..


Eigenschaften von Kryolith

Kryolith wird aufgrund der chemischen Zusammensetzung (Na3AlF6) der Mineralklasse der Halide zugeordnet.

Die Farbe von Kryolith variiert zwischen farblos bzw. wasserklar, aber auch weiß, gräulich, bräunlich, gelblich oder rötlich. Bei den Mineralogen des 19. Jahrhunderts wurde die Farbe von Kryolith vorrangig als "graulich und schneeweiß" beschrieben (siehe Bertele, 1804).
Die Strichfarbe ist weiß.

Kryolith kristallisiert im monoklinen Kristallsystem. Kryolithkristalle sind pseudokubisch oder prismatisch, auch zu Zwillingen miteinander verwachsen. Die Aggregate des aluminiumhaltigen Minerals sind körnig oder massig.

Der Glanz von Kryolith ist glasartig bis fettig, die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend. Die Spaltbarkeit von Kryolith ist nicht vorhanden, der Bruch des Minerals ist uneben. Der Chemiker Alexander Nicolaus Scherer (1771 bis 1824) merkt 1801 an, dass Kryolith "zerspringt in wüfliche Bruchstücke".

Mit einer Mohshärte von 2,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) zählt Kryolith zu den weicheren Mineralen, das spezifische Gewicht beträgt 2,97.


Entstehung und Verbreitung von Kryolith

Kryolith ist ein Mineral magmatischen Ursprungs, das aus magmatischen Schmelzen zu einem vergleichsweisen späten Zeitpunkt bzw. im niedrigtemperierten Stadium – so genanntes hydrothermales Stadium – bei Temperaturen unterhalb von etwa 400 °C auskristallisiert. Der bevorzugte Ort der Entstehung von Kryolithen sind Pegmatite mit saurem Chemismus.

Als geologisches Thermometer kann Kryolith auch bei Temperaturen über 560 °C gebildet werden. Das eindeutige Merkmal dieser Entstehungstemperatur ist neben den besonders klaren Kristallen die Form der Kristalle. Während „normaler“ Kryolith im monoklinen Kristallsystem kristallisiert, bildet höher temperierter Kryolith Kristalle dem kubischen Kristallsystem folgend aus.

Häufig nimmt Kryolith die äußere Gestalt anderer Minerale an und zeigt Pseudomorphosen nach Siderit, Pyrit, Quarz, Galenit oder Kassiterit.
Begleitet wird Kryolith zudem von weiteren Mineralen wie Fluorit, Topas, Quarz, Pyrit, Zinkblende, Galenit, Siderit, Kassiterit, Sodalith, Natrolith, Chabasit und Ägirin.

Lange Zeit galt die Typlokalität Ivittuut in Grönland, d.h. der Ort des ersten Fundes, als weltweit einziges Kryolithvorkommen, auch erwähnt in Peter Hoegs 1992 veröffentlichtem Roman Fräulein Smillas Gespür für Schnee. Daneben sind jedoch weitere Kyrolith-Vorkommen in Norwegen; Zinnwald im Erzgebirge/Deutschland; Tschechien; Spanien; Kasachstan; Russland; Nigeria; Namibia; Brasilien; Kanada und in den USA bekannt.


Verwendung und Bedeutung von Kryolith

Kryolith wurde viele Jahre in Ivittuut des Aluminiums wegen abgebaut. Heute noch wird das Mineral als Rohstoff für die Herstellung von Emaille und Glas, auch für Glasaugen, sowie als Schleifmittel eingesetzt.

In dem Magazin "Aus der Natur" ist zu lesen, dass Kryolith schon lange vor der Entdeckung in Grönland bekannt gewesen war und weniger wegen den Leichtmetalls geschätzt wurden, sondern aus einem anderen Grund: "Die Grönländer haben (...) schon lange einen seltsamen Gebrauch von diesem Mineral gemacht. Sie reiben nämlich ihren Schnupftabak zwischen Kryolithstücken".


Nachweis von Kryolith

Um Verwechslungen mit ähnlich aussehenden Mineralen wie Baryt, Fluorit oder Anhydrit auszuschließen, kann Kryolith in die offene Flamme gehalten werden. Eventuell vorhandene Trübungen klären sich schnell, bei weiterer Erwärmung schmilzt Kryolith ohne weiteres. Aufgrund der Natriumgehalte von Kryolith, verfärbt sich die Flamme gleichzeitig gelb und das geschmolzene Mineral nimmt nach folgender Abkühlung die Form einer wasserklaren Kugel an, die später trüb wird. Wird Kryolith in Wasser gelegt, ist dieser nahezu unsichtbar, da Kryolith und Wasser den gleichen Brechungsindex von einfallendem Licht aufweisen. Zudem ist Kryolith in Schwefelsäure löslich, in Salzsäure hingegen nicht zwingend.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Abildgaard, P. C. (1799): Norwegische Titanerze und andre neue Fossilien. IN: Allgemeines Journal der Chemie, Band 2
⇒ Scherer, A. N. (1801): Zerlegung des Kryoliths. IN: Allgemeines Journal der Chemie. Band 7
⇒ Bertele, G. A. (1804): Kryolith. IN: Handbuch der Minerographie einfacher Fossilien
⇒ Klaproth, M. H. (1808): Kryolith. IN: Chemisches Wörterbuch. K - O · Band 3
Aus der Natur. Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiet der Naturwiss · Bände 19 – 24. Kryolith (1862)
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
- www.mindat.org

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