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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 02.04.2024


Hämatit

Hämatit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: hematite | französisch: hématite


Hämatit
Größere Hämatit-Stufe

Inhaltsverzeichnis Hämatit

Hämatit - Ein Eisenmineral

Hämatit – Ein Mineral mit vielen Namen: Blutstein, Eisenglanz, Specularit, Roteisenstein und Roteisenglanz sind andere, vor allem historisch geläufige Namen für das Mineral Hämatit.

Allen Bezeichnungen gemeinsam ist die Bedeutung hinter dem Namen, der sich entweder auf die Eisengehalte und/oder die Farbe von Hämatit bezieht.

Der flämische Botaniker, Chemiker und Mineraloge Anselmus de Boodt (1550 bis 1623) erklärt 1609 in seinem Werk Gemmarum et Lapidum den Ursprung des Namens Hämatit: „Haematites a sanguine nomen habet, vel quod aqua commixtus sanguincum colorem referat (…). Germanice Bluetstein vocatur. Demnach kommt der Name Hämatit von der blutroten Farbe, die sich vor allem präsentiert, wenn das Mineral mit Wasser vermischt wird. De Boodt zufolge wird Hämatit deshalb in Deutschland auch Blutstein genannt – der Übersetzung des griechisch-stämmigen Wortes folgend, die allerdings weniger auf die eigentliche Farbe des Mineral bezogen wird, sondern auf die Strichfarbe (= pulverisierter Abrieb) bzw. das intensive Blutrot von Hämatit in Pulverform.

Eigenschaften von Hämatit

Hämatit ist mit der chemischen Zusammensetzung Fe2O3/Eisenoxid ein Vertreter der Mineralklasse der Oxide.

Hämatit
Rötliche Hämatitrosen auf Quarz (Fundort: Nunkirchen, Saar)

Hämatit kristallisiert dem trigonalen/hexagonalen Kristallsystem folgend und bildet vorwiegend tafelige Kristalle, die oft als Rosetten angelegt (Eisenrosen) sind. Die Aggregate sind abhängig von den Temperaturen während der Entstehung verschieden ausgeprägt. Bei niedrigen Bildungstemperaturen entstehen tafelige, radialstrahlige Massen. Rhomboedrische, würfelartige Aggregate sind das Ergebnis der Entstehung unter hohen Temperaturen.

tafeliger Hämatit Kristall
tafelig gewachsener Hämatitkristall

Der Glanz des eisenhaltigen Minerals ist metallisch, poliert intensiviert sich der Glanz und wird bunt schimmernd, weshalb der Mineraloge Cornelius Doelter y Cisterich (1850 bis 1930) seinerzeit den Vergleich zwischen poliertem Hämatit und Perlen zog: "erinnert (...) in Farbe und Glanz an Perlen". Der Bruch ist uneben, faserig und muschelig, die Spaltbarkeit ist nicht vorhanden. Hämatite sind von undurchsichtiger Transparenz. An den Kanten der Kristalle und in Form von dünnen Blättchen ist die Transparenz von Hämatit rötlich durchscheinend.
In der Vergangenheit wurden Mineralien mit allen Sinnen untersucht, sodass der Mineraloge Georgius Agricola (1494 bis 1555) den Geschmack von Hämatit als "adstringirend" bezeichnete.

Die Mohshärte von Hämatit beträgt 5,5 bis 6,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839). Die Dichte schwankt zwischen 4,95 bis 5,16 g/cm3.


Die Farbe von Hämatit

Die Farbe von Hämatit variiert zwischen schwarz bis grauschwarz und stahlgrau, aber auch braunrot.
Geogrius Agricola (1494 bis 1555) beschrieb die Farbe von Hämatit einst als "die Farbe des geronnenen Blutes (blutroth) (...) oder er ist englich ganz schwarz (sammtschwarz)".
Der Mineraloge Cornelio August Doelter (1850 bis 1936) charakterisierte die Farbe von Hämatit als "dunkelstahlgrau; oft erinnert der Hämatit in Farbe und Glanz an Perlen, mitunter aber an dunklen, schwarzblauen Sternsaphir".

Georg Adolf Suckow (1751 bis 1813) wird bei der Beschreibung noch etwas ausführlicher, insofern er die Farbe als "nelkenbraun, nähert sich dem Röthlich- und Haarbraunen, und geht auch ins Schwarzbraune über" darstellte und hinzufügte: "auf der Oberfläche ist er fast immer angelaufen, und zwar dunkelschwarz, bläulich- oder eisenschwarz, seltener stahlgrau, tombackbraun, speiß- und goldgelb, zuweilen regenbogenfarbig, pfauenschweifig, mit andern lebhaften metallischen bunten Farbe".

Mit zunehmendem Alter verändert sich die Farbe von Hämatit und das Eisenmineral wird aufgrund der Verwitterung rot.
Aufgrund der Farbe kann Hämatit leicht mit Kassiterit verwechselt werden. Die größte Verwechslung liegt aufgrund der Farbe, Aggregate und des Namens bei dem Mineral schwarzer Hämatit nahe. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine Varietät von Hämatit, sondern um einen Handelsnamen für Psilomelan.

Die Strichfarbe von Hämatit – die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – ist blutrot.


Entstehung und Verbreitung von Hämatit

In der Vergangenheit glaubten antike Gelehrte, Hämatit wäre versteinertes Blut. Der Philosoph und Naturforscher Theophrastos von Eresos (371 bis 287 v. Chr) nahm an, Hämatit wäre "aus getrocknetem Blute entstanden zu seyn scheint, wovon er auch seinen Namen bekommen hat". Dass dem nicht so ist, konnten die Mineralogen der folgenden Jahrtausende widerlegen.

Hämatit
Metallisch glänzender Hämatit auf Quarz (Fundort: Nunkirchen, Saar)

Hämatit kann sowohl primären als auch sekundären Ursprungs sein (Näheres: Die Entstehung von Mineralien).

Als Mineral primären Ursprungs entsteht Hämatit in Erstarrungsgesteinen.
Als Sekundärmineral geht Hämatit aus der Umwandlung eisenreicher Erze hervor, die hydrothermal überprägt wurden. In Sedimentgesteinen erscheint Hämatit als Einschluss in der Gesteinsmatrix oder als Bindemittel zwischen den gesteinsaufbauenden Mineralen.

Bedeutende Hämatit-Vorkommen befinden sich in Grönland; Skandinavien; Schottland; England; Irland; Frankreich; Deutschland; Österreich; Schweiz; Spanien; Italien; Iserwiese/Tschechien; Slowakei; Ungarn; Rumänien; im südlichen Afrika; im Iran; in Russland; Afghanistan; China; Japan; Indien; Australien; Neuseeland; Süd-, Mittel- und Nordamerika.

Die Funde von Hämatit sind mit einer Reihe weiterer Minerale vergesellschaftet, darunter zum Beispiel Manganit, Kornerupin, Adular/Feldspat, Baryt, Magnetit, Bergkristall und Amethyst/Quarz, Pyrit, Turmalin und Siderit, kann aber auch als Einschluss in schwarzem Saphir vorkommen und dort durch Überlagerung feinster Kristallnadeln einen Asterismus/Sterneffekt erzeugen.


Hämatin und Hämatit

In den späten 1970er Jahren eroberte ein künstlicher Stein mit dem Namen Hämatin die Schmuckbranche.

Optisch lässt sich Hämatin von echtem Hämatit nicht unterscheiden: beide Steine sind von dem gleichen metallisch-glänzenden Grauton.
Unterschiede gibt es jedoch in Hinblick auf die chemische Zusammensetzung, auch wenn sich beim Nachbau von Hämatit sehr am natürlichen Vorbild orientiert wurde. Während Hämatit aus Fe2O3 besteht, enthält Hämatin zusätzlich Barium-Strontium-Ferrit.

Die Entstehung von Hämatin basiert auf einem Verfahren, das als Sintern bekannt ist. Dabei werden die zu einem feinen Pulver gemahlenen Bestandteile unter hohen Druck- und Temperaturverhältnissen miteinander verdichtet, teils aufgeschmolzen und abschließend in Form gepresst.


Verwendung und Bedeutung von Hämatit

Hämatite werden seit Jahrtausenden von Menschen genutzt. Prähistorische Höhlenmalereien belegen, dass Hämatit schon früh zum Zeichnen verwendet wurde. Ebenso kam das Mineral aufgrund der guten Farbabgabe zur Körperbemalung zum Einsatz und wird von einigen Naturvölkern zu diesem Zweck auch heute noch verwendet.
In der Antike wurde Hämatit als Spiegel genutzt. Auf Hochglanz poliert machte sich Hämatit einen Namen als Spiegelstein, kam aber auch selbst als Poliermittel zum Einsatz; siehe Agricola: "mit dem sehr glatten, sehr harten Hämatit, putzen die Goldschmiede das vergoldete, oder mit goldenen Platten belegte Silber".
Heutzutage ist Hämatit eines der wichtigsten Industrieminerale. Dank des hohen Metallgehalts von etwa 65 % sind Hämatite von wesentlicher Bedeutung hinsichtlich der Gewinnung von Eisen.
Ebenso werden aus Hämatit Rötelstifte und rote Pigmente für die Malerei gewonnen.
Daneben wird Hämatit als Schmuckstein getragen, der vorrangig in glatten Schliffen wie Cabochons, Trommelsteine, Donuts oder Perlen gehalten wird, da das Mineral bei der Bearbeitung zum Splittern neigt. Zusätzlich werden Hämatit-Schmucksteine mit einer Versiegelung aus Harz oder Wachs versehen; das Mineral reagiert zu sensibel auf die Wärme der Körpertemperatur, Salze und Säuren.


Heilstein Hämatit

Hämatit ist eines von vielen Mineralien, das als Heilstein angeboten wird.
Schon vor 500 Jahren behandelten Ärzte und Heilkundige Krankheiten, die im Zusammenhang mit fließendem Blut standen, mit Hämatit. So schreibt der Arzt Adam Lonitzer (1528 bis 1586), dass Hämatit "hat Krafft den Blutfluß zustillen", auch wie er von der blutstillenden Wirkung bei Nasenbluten überzeugt war.
Haematites lapis wurde noch bis ins 19. Jahrhundert hinein in Apotheken verkauft; "zum Arneigebrauche" pulverisiert" und mit verschiedenen Lösungsmitteln versetzt oder mit Kräutern vermischt verabreicht. Der Mediziner Friedrich Jahn (1766 bis 1813) schreibt, dass seinerzeit "Blutstürze" mit Hämatit behandelt wurden, die Verwendung allerdings mit Vorsicht erfolgen sollte, da Blutungen in der Lunge eine andersartige Behandlung erfordern, während Blutstürze in der Gebärmutter, bspw. während der Geburt, oder auch während der Menstruation auf die Behandlung mit Hämatit gut ansprechen.

Wie in den Aufzeichnungen von Adolf Frantz (1851 bis 1908) zum Thema "Eisen und Stahl im Alterthume" zu lesen ist, ist es vor allem der Eisengehalt und die Annahme, dass die blutrote Farbe positive Auswirkungen auf das Blutsystem hat, der Grund, weshalb Hämatit "von den Aerzten deshalb Heilmittel für gewisse Augen- und Blutkrankheiten angewandt" wurde.

In der klassischen Medizin wird Hämatit heute nicht mehr verwendet. Auch konnten weitere Werbeversprechen, die die Heilwirkung von Hämatit anpreisen, in wissenschaftlichen Studien nicht bestätigen.


Hämatit bestimmen

Bei der Bearbeitung von Hämatit färbt sich das Schleifwasser intensiv rot. Wird Hämatit erhitzt, wird das Mineral leicht magnetisch.


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Auch interessant:


Quellen:
Wonnecke von Kaub, J. (1556): Von dem Blutstein. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
⇒ Lonitzer, A. (1593): Blutstein | Haematites. IN: Kreuterbuch, Kunstliche Conterfeytunge der Bäume, Stauden, Hecken, Kreuter, Getreyde, Gewürtze
⇒ De Boodt, Anselmus (1609): Gemmarum et Lapidum Historia
⇒ Schröter, J. S. (1789): Mineralogisches und Bergmännisches Wörterbuch über Nahmen, Worte und Sachen aus der Mineralogie und Bergwerkskunde. Zweiter Band. Von B bis Eisen.
⇒ Kirwan, R. (1798): Anfangsgründer Mineralogie. Zweyter Band. Salze, brennbare Körper und metallische Substanzen
⇒ Funke, C. P. (1800): Naturgeschichte und Technologie für Lehrer in Schulen und für Liebhaber dieser Wissenschaften. Fünfter Band
⇒ Jahn, F. (1807): Haematites lapis. IN: Auswahl der wirksamsten, einfachen und zusammengesetzten Arzneimittel oder praktische Materia medika
⇒ Theophrastos in Rezeption mit Schmieder, K. C. (1807): Von den Steinen
⇒ Agricola, G. in Rezeption von Lehmann, E. (1809): Mineralogische Schriften, übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen und Exkursionen begleitet von Ernst Lehmann Oryktognosie
⇒ Frantz, A. (1882): Eisen und Stahl m Alterthume. IN: Berg- und Hüttenmännische Zeitung. Band 41
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Hämatit (Blutstein). IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
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