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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 30.01.2024


Hyazinth

Hyazinth - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: hyacinth/jacinth | französisch: hyacinth


Hyazinth - Rotbrauner Zirkon

Der Name Hyazinth ist altgriechischen Ursprungs und wird mit Jüngling übersetzt. Der griechischen Mythologie zufolge erscheint nach dem Tod des Jünglings Hyacinth eine Blume – die Hyazinthe, deren Farbe, inbesondere ins Rötliche gehenden Sorten, Pate für das Mineral Hyazinth standen.
Eine der frühesten Erwähnungen von Hyazinth im Zusammenhang mit Mineralien findet sich 1546 bei Georgius Agricola (1494 bis 1555, deutscher Geologe und Mineraloge) wieder: „Bei den Mineralogen bezeichnet das Wort Hyacinth einen Allgemeinbegriff, in welchen drei Edelsteingattungen verschmolzen sind: nämlich der Granat, welcher nichts anderes ist als ein Chrysolith; der Citrin, wahrer ein echter Hyacinth ist und der Venetianische Hyacinth, welcher unser Cyanus1 ist.“

Demzufolge handelt es sich nach Agricolas Definition bei dem Mineral Hyazinth um eine Vielzahl von Mineralien, die weder farblich noch im Hinblick auf die Zusammensetzung Gemeinsamkeiten aufweisen.

Erst 1810 erfolgte mit René-Just Hauy (1743 bis 1822, französischer Mineraloge) die Erhebung von Hyazinth zu einem eigenständigen Mineral.


Eigenschaften von Hyazinth

Das Mineral Hyazith ist eine Varietät von Zirkon und miit der chemischen Zusammensetzung ZrSiO4 ein Vertreter der Mineralklasse der Silikate.

Agricola umschrieb seinerzeit die Farbe von Hyazinth als „hyacinthroth“ - vergleichbar mit der Blütenfarbe roter Hyazinthen. Neben einem rötlichen Braun können Hyazinthe ebenfalls rotorange oder gelbrot sein.
Etwas detaillierter sind die Farbbeschreibungen der Mineralogen der Vergangenheit. So schreibt bspw. der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768 bis 1810) im Jahr 1789, dass Hyazinth sowohl von "blaß nelkenbrauner" wie auch von "weingelber" oder "hyazinthenrother ins weißliche spielender" Farbe sein kann. Sein Kollege Louis de Launay zitiert 1800 seinen Kollegen Vallemont de Bomare: "Er hat viele Aehnlichkeit mit dem Agat, oder mit dem Bernstein von gelblich weißer Farbe". Launay bringt als weitere Hyazinthfarbe auch die Nuance "honigfarben" mit ins Spiel. Und der Mineraloge Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ergänzt das Potpourri der Farben und beschreibt Hyazinth als von "hyazinthroter, sehr stark ins oraniengelbe geneigter Farbe", "ein wenig ins blutrothe fallender hyazinthrother Farbe" oder aber auch von "blaulich-grauer Farbe".
Die Strichfarbe ist in allen Fällen weiß, d.h. wird Hyazinth über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen, entsteht ein weißer, pulverisierter Abrieb.

Hyazinth kristallisiert dem tetragonalen Kristallsystem folgend und bildet prismatische Kristalle aus. Die Aggregate sind körnig oder massig.

Das Mineral Hyazinth ist von glas- bis diamantartigem Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz. Der Bruch ist muschelig-spröde, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.

Die Mohshärte von Hyazinth beträgt 6,5 bis 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), weshalb das Mineral der Definition eines Edelsteins entspricht. Die Dichte von Hyazinth beläuft sich auf 3,9 bis 4,8 g/cm³.


Entstehung und Verbreitung von Hyazinth

Hyazinth ist ein Mineral vorrangig magmatischen Ursprungs, kann aber auch infolge der Verwitterung aus dem Muttergestein herausgelöst und in Sedimentgesteinen angelagert, in Gesteinen sedimentären Ursprungs vorkommen.

Neben Quarz und Granat sind vor allem Amphibole, Spinell, Topas, Kyanit, Korund und Turmalin mit Hyazinth vergesellschaftete Mineralien.

Hyazinth ist ein vergleichsweise selten vorkommendes Mineral, das bislang nur in Russland, China, Sri Lanka und in den USA gefunden wurde.


Verwendung und Bedeutung von Hyazinth

In der Vergangenheit ist Hyazinth vor allem als Heilstein bekannt geworden. Bereits Hildegard von Bingen arbeitete im 11. Jahrhundert im Rahmen ihrer Heilsteinkunde mit Hyazinthen, wenngleich nicht zwingend das Mineral Hyazinth nach heutigem Verständnis gemeint war.
Der Arzt Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04) setzte sich seinerzeit ebenfalls mit der Wirkung von Hyazinth auf die Gesundheit auseinander und empfahl, Hyazinth als Kette oder Armschmuck zu tragen, um "angenehm" in der Gunst von Mitmenschen aufzufallen. Hyazinth wurde damals ferner "gegen Gift und Zauberey" eingesetzt.

Tatsächlich wird Hyazinth auch heute noch als Heilstein verkauft, ohne dass die Heilwirkung von Hyazinth in klinischen Untersuchungen nicht bestätigt werden konnte.

Des Weiteren ist Hyazinth als Edelstein für Schmuck von großem Interesse.


1 = Cyanus steht für das Mineral Saphir, siehe Balmore de Valmont


Auch interessant - Mineralien mit Namen von Blüten inspiriert:


Quellen:
⇒ Wonnecke von Kaub, J. (1556): Von dem Hiacint. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
⇒ Valmont, Balmore (1769): Mineralogie, oder Neue Erklärung des Mineral-Reichs, darinnen jeder zu diesem Reich gehörige Körper, auch desselben Eigenschaften und Gebrauch angezeigt werden, mit Tabellen. 1. Teil.
⇒ Karsten, D. L. G. (1789): Hyazinth. IN: Museum Leskeanum Regnvm Minerale ; 1 : Cum iconibus pictis. 2,1
⇒ Launay, L. d. (1800): Mineralogie der Alten, oder Darstellung der Erzeugnisse des Mineralreichs, wie sie den Alten bekannt waren. Mit historischen Untersuchungen über den Gebrauch, der in jenen Zeiten davon gemacht wurde, und einer vergleichenden Übersicht der alten und neuen Mineralogie · Band 1
⇒ Mohs, F. (1804): Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet nach einem, durchaus auf aüssere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet, beschrieben, und durch Hunzuthuung vieler, dem gegenwärtigen Zustande der Mineralogie angemessener, erläuternder Anmerkungen und nöthiger Berichtungen, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht · Bände 1 – 2
⇒ Lehmann, E. (1810): Georg Agrikola´s Oryktognosie (De natura fossilium), übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen begleitet von Ernst Lehmann, königlicher Sächsischer Bergmeister und Zehndner zu Voigtsberg und Falkenstein, der Jenaischen Societät für die gesamte Mineralogie. Freyberg 1810
⇒ René-Just Haüy (1810): Lehrbuch der Mineralogie, 4. Teil
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - Hyacinth


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