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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 16.01.2024


Farbwechselgranat

Farbwechselgranat - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: color change garnet


Farbwechsel unter Sonnen- und Kunstlicht

Der Name Farbwechselgranat ist auf die sich wechselnde Farbe einiger Granate im Tageslicht und unter Kunstlichtbedingungen zurückzuführen.
Die ersten Farbwechselgranatkristalle wurden im Jahr 1998 in Bekily entdeckt – eine Stadt, die sich im Süden von Madagaskar befindet.


Eigenschaften von Farbwechselgranat

Farbwechselgranat ist ein Silikatmineral, das zur Gruppe der Granate gehört.
Eingehende Untersuchungen haben ergeben, dass es sich bei Farbwechselgranat um einen Mischkristall handelt, die zu ca. 52 % aus der Granatvarietät Pyrop und zu ca. 35 % aus Spessartin, ebenfalls ein Granatmineral, bestehen. Ferner konnten in den untersuchten Pyrop-Spessartin-Mischkristallen in geringen Mengen weitere Granatvarietäten nachgewiesen werden, namentlich Grossular, Almandin, Goldmanit und Uwarowit.

Farbwechselgranat ist in mehreren Farbtönen bekannt, deren Farbe im Tageslicht anders erscheint als im Kunstlicht (z.B. Glühbirne).
Petrolblauer und grünblauer Farbwechselgranat erstrahlt im Kunstlicht pink, während olivgrüner bis graugrüner Farbwechselgranat unter künstlichem Licht orange, pink oder violett leuchtet. Aufgrund des changierenden Farbspiels werden Farbwechselgranate mitunter auch als Chamäleongranat gehandelt.

Die Ursache für die verschiedenen Grundfarben von Farbwechselgranat ist im Kristallgitter einlagertes Vanadium(III)-Oxid und Chromoxid. Abhängig von den mengenmäßigen Anteilen variiert die Farbe, sodass ein dominierender Vanadium-Anteil im Farbwechselgranat das Mineral blau-grün koloriert, während bei gelblichen Farbwechselgranaten der Chrom-Gehalt höher ist.

Dass sich die Grundfarbe von Farbwechselgranaten unter Kunstlichtverhältnissen ändert, ist ebenfalls mit den Vanadium-Anteilen in den Kristallen zu begründen. Vanadium(III)-Oxid ist in Farbwechselgranaten laut Untersuchungen maximal zu 1,5 Vol-% im Mineral vorhanden.
Ein Wert, der von nicht unerheblicher Bedeutung hinsichtlich der Unterscheidung von Blauen Granaten ist. Blaue Granate können den gleichen Farbton aufweisen wie blaue Farbwechselgranate, allerdings verändert sich die Farbe von echten Blauen Granaten unter der Glühbirne nicht. Die Erkärung: ein höherer Vanadium-Gehalt im Mineral im Vergleich zu Farbwechselgranaten.
Trotz der Farbvielfalt ist die Strichfarbe von Farbwechselgranat weiß, d.h. wenn das Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird, erscheint ein weißer pulverisierter Abrieb.

Farbwechselgranat kristallisieren dem hexagonalen Kristallsystem folgend und bildet kugelförmige Kristalle aus, deren Oberfläche von mehr oder weniger regelmäßigen, wabenähnlichen Mustern geprägt ist.

Der Glanz von Farbwechselgranat ist glasartig bis fettig bei durchsichtiger, durchscheinender oder undurchsichtiger Transparenz. Weiterhin weisen Farbwechselgranate einen muschelig-spröden Bruch auf, die Spaltbarkeit des Minerals ist unvollkommen.

Mit einer Mohshärte von 6,5 bis 7,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) zählt Farbwechselgranat zu den harten Mineralien, deren Dichte zwischen 3,4 und 4,5 g/cm3 schwankt.


Entstehung und Verbreitung von Farbwechselgranat

Farbwechselgranat ist ein Mineral metamorphen Ursprungs, von dem weltweit nur wenige Vorkommen bekannt sind. Neben dem Ort der Erstentdeckung, die sog, Typlokalität, in Madagaskar wurden weitere Funde der seltenen Farbwechselgranate in Sri Lanka, Kenia und Tansania entdeckt.


Verwendung und Bedeutung von Farbwechselgranat

Der Farbwechselgranat reiht sich zusammen mit den Mineralien Musgravit, Painit, Jeremejevit, Tansanit und Larimar in die Riege der seltensten Mineralien der Welt ein. Nur wenige Fundstellen sind weltweit bekannt und große Kristalle sind ebenfalls eine Rarität.

Farbwechselgranat wird hauptsächlich zu facettierten Steinen geschliffen, welche die Farbe und das Spiel mit den Farben unter wechselnden Lichtquellen hervorheben. Mit dem Schliff einhergehend kommt es zu einem hohen Materialverlust, so dass der Großteil der auf dem Edelsteinmarkt angebotenen Kristalle kaum mehr als 0,5 Karat aufweist; wobei auch schon Kristalle bzw. geschliffene Farbwechselgranate verkauft wurden, die fast 10 Karat auf die Feinwaage brachten.

Angesichts der Seltenheit und des besonderen Farbspiels, das man sonst nur bei dem Mineral Alexandrit kennt, ist der Wert von Farbwechselgranaten hoch. Insbesondere im direkten Vergleich mit den Preisen anderer Vertreter der Granatfamilie.


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Auch interessant:


Quellen:
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schmetzer, K. und Bernhardt, H. J. (1999): Garnets from Madagaskar with a color change of blue-green to purple. IN: Gems & Gemology.
⇒ Krzemnicki, M., Hänni, H. A. und Reusser, E. (2001): Colour-change Garnets from Madagascar: comparison of colorimetric with chemical data.
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
www.mindat.org - Garnet Super Group

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