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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.04.2024


Amphibol-Gruppe

Amphibol-Gruppe - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: amphibole | französisch: amphibole


Amphibol - Mineral
Nadelige braune Amphibole

Amphibole - Mineralien mit Verwechslungsgefahr

Der aus dem Altgriechischen stammende Name Amphibol ist dem französischen Mineralogen René-Just Haüy (1743 bis 1822) zu verdanken. In seiner „Traité de Minéralogie“ erwähnt Haüy im Jahr 1801 erstmals den Begriff Amphibol und begründet die Namensgebung mit Deutungsvielfalt der Kristalle: „c´est-à-dire, équivoque ou ambigu“ - das heißt: zwei- oder mehrdeutig.
Sein Kollege Sigmund Fellöcker (1816 bis 1887) geht 1855 genauer auf den Namen ein und erklärt: „zweideutig, weil die hieher gezählten Mineralien zweierlei Deutung zuzulassen scheinen“. Das heißt: Die Mineralien der Amphibolgruppe können mit aufgrund des Kristallhabitus´ mit anderen Mineralien verwechselt werden; Haüy nennt 1806 im Konkreten Epidot und Turmalin.



Eigenschaften der Amphibolgruppe

Hinter dem Begriff Amphibol steht kein alleiniges, bestimmtes Mineral, sondern eine Gruppe von Silikatmineralien - korrekterweise: Amphibolgruppe - mit ähnlicher chemischer Zuammensetzung, deren chemische Zusammensetzung verallgemeinernd mit folgender Formel wiedergegeben wird: A0-1B2C5T8O22(OH)2.

Entsprechend der chemischen Zusammensetzung einzelner Amphibol-Vertreter stehen A, B, C und T für verschiedene Elemente, aus denen das Mineral aufgebaut ist.

  • A: Ca, Ba, K, Li, K, Na, Sr
  • B: Ba, Ca, Co, Cr, Cu, Fe, Li, Mg, Mn, Na, Pb, Sr, V, Zn, Zr
  • C: Al, Co, Cr, Fe, Li, Mg, Mn, Ni, Ti, V, Zn, Zr
  • T: Al, Si, Ti

Um Amphibole weitergehend zu kategorisieren, wird – basierend auf den mengenmäßigen Gehalten der Elemente Magnesium, Eisen, Mangan, Lithium, Calcium und Natrium – unterschieden in:

Zusammensetzung Mineral (Beispiele)
Magnesium-Eisen-Mangan-Lithium-Amphibole Anthophyllit, Cummingtonit, Gedrit, Holmquistit, Pedrizit
Calcium-Amphibole Aktinolith, Cannilloit, Edenit, Hastingsit, Kaersutit, Magnesiohornblende, Pargasit, Sadanagait, Tremolith, Tschermakit
Natrium-Calcium-Amphibole Barroisit, Katophorit, Richterit, Taramit, Winchit
Alkali-Amphibole Arfvedsonit, Eckermannit, Glaukophan, Leakeit, Kornit, Kozulith, Obertiit, Riebeckit, Ungarettiit
Natrium-Magnesium-Eisen-Mangan-Lithium-Amphibole Ottoliniit, Whittackerit

Amphibole kristallisieren sowohl im monoklinen als auch rhombischen Kristallsystem, wobei die Kristalle kurz- und langsäulig sein können.
Monokline Amphibole sind bspw. Cummingtonit, Grunerit und Tremolith.
Zu den rhombischen Amphibolen werden z.B. Anthophyllit, Gedrit, Holmquistit gezählt.

Sowohl Farbe als auch Strichfarbe von Amphibolen variieren mit der Zusammensetzung, sind aber vergleichsweise dunkel – schwarz, grau, schwarzgrün und auch blau wie bei Glaukophan.
Der Mineraloge Ernst Friedrich Germar (1786 bis 1853) unterschied 1837 fünf verschiedene Farbgruppen der Amphibolmineralien:

  1. schwarzer Amphibol: "rabenschwarz in dunkelgrün"
  2. grauer Amphibol: "dunkelaschgrau und rauchgrau"
  3. grün: "grün in verschiedenen Abänderungen"
  4. weißer Amphibol: weiß in Grau
  5. brauner Amphibol: schwarzbraun und pechschwarz

Amphibole weisen eine sehr gute Spaltbarkeit auf, der Bruch ist spröde.

Die Mohshärte von Amphibolen beträgt 5 bis 6 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 3 bis 3,7 g/cm3.


Amphibol - Ferrohornblende
Die Ferro-Hornblende ist ein Mitglied der Amphibol-Supergruppe

Entstehung und Verbreitung von Amphibolen

Amphibole sind als gesteinsbildende Minerale in zahlreichen magmatischen und metamorphen Gesteinen weltweit vertreten (siehe Karte von www.mindat.org); u.a. in Amphibolith, Andesit, Diorit, Gabbro, Granit, Migmatit, Peridotit, Phonolith, Porphyr, Pyroxenit und Syenit.


Amphibol - Kaersutit
Tafeliger brauner Kaersutit (Fundort: Wannenköpfe)

Nachweis von Amphibolen

Um Verwechslungen mit den ähnlich aussehenden Mineralen der Pyroxen-Gruppe auszuschließen, werden vor allem Spaltbarkeit und Glanz zur Begutachtung herangezogen. Der Spaltwinkel von Amphibolen beträgt 90 bis 120 °, der von Pyroxenen ist geringer. Zudem zeigen frische Spaltflächen einen spiegelnden, intensiven Glanz.


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Quellen:

  • Haüy, R. J. (1801): Amphibole. IN: Traité de minéralogie. Tome premier
  • Haüy, R.-J. (1806): Amphibol. IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Germar, E. F. (1837): Amphibol. IN: Lehrbuch der gesammten Mineralogie
  • Fellöcker, S. (1855): Amphibol. IN: Lehrbuch der Mineralogie und Geognosie
  • Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
  • Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Altaba, M. F. und G. Tanelli (1995): Wissen heute auf einen Blick - Mineralogie. Neuer Kaiser Verlag GmbH, Klagenfurt
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München

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