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Smaragdschliff – Emerald Cut



Was der Brillantschliff für Diamanten ist, ist der Smaragdschliff für Smaragde. Der Brillantschilf wurde seinerzeit für Diamanten entwickelt, um mit einer Vielzahl von Facetten das Feuer des Edelsteins zu betonen. Der Smaragdschliff hingegen ist ein Schliff, der speziell auf den grünen Edelstein zugeschnitten wurde, um die Farbe zu unterstreichen.



Facettenschliff und Glattschliff

Der Schliff von Mineralien und Edelsteinen wird in facettierte Schliffe und glatte Schliffe unterschieden.

Glattschliffe wie beispielsweise der Cabochonschliff zeichnen sich durch eine glatte Oberfläche aus. Der Stein muss nicht zwangsläufig eben sein, gewölbte Formen sind ebenso möglich.

Das Merkmal von Facettenschliffen sind Facetten. Der Begriff Facette wird aus dem Französischen mit Seitenfläche übersetzt und stellt die Flächen dar, an denen das Licht reflektiert wird. Die Form der Facetten ist unterschiedlich: quadratisch, länglich, trapezförmig, dreieckig oder rund.

Der Smaragdschliff im Speziellen ist ein Vertreter der Fancy Cuts. Der Begriff Fancy Cut stammt aus der Gemmologie und fasst alle Facettenschliffe zusammen, die kein Brillantschliff sind.


Die Geschichte des Smaragdschliffs

Der Smaragdschliff (engl. Emerald cut) zählt zur Kategorie der Facettenschliffe.

Der Begriff Smaragdschliff ist gut 100 Jahre alt.
Die ältere Literatur zum Thema Gemmologie liefert keine Hinweise auf den Smaragdschliff. Dennoch war die Schliffform damals längst bekannt – unter dem Namen Treppenschliff oder Stufenschliff (engl. Table cut, step cut, trap cut). Beschreibungen, Zeichnungen und Abbildungen zeigen, dass hinter dem Treppenschliff der Smaragdschliff stand.

Die Anfänge des Smaragdschliffs fallen in die Zeit des Art Deco - eine Kunstrichtung, die im Jahr 1925 in Paris auf der "Exposition internationale des Arts Decóratifs et industriels modernes" geboren wurden und mit einem geometrischen Formenschatz heraussticht. Bis in die 1930er Jahre hinein spiegelten sich die Designs in der Kunst, Mode und in den Schmuckdesigns wieder.
Schmuck mit Steinen und Materialien in geometrischen-linearen Designs gehalten galten als angesagt. Der Treppenschliff mit seiner rechteckigen Gestalt wurde zum Inbegriff des Schliffs im Art Deco-Stil.

Parallel dazu bricht in den 1920er Jahren in den USA die Zeit der Prohibition an. Der Konsum und das Trinken von Alkohol wurde verboten und unter Strafe gestellt. Auf geheimen Partys – den Cocktailpartys – wurde dennoch Alkohol konsumiert. Die Damen der Gesellschaften präsentierten auf den Cocktailpartys auffällige Ringe, die sog. Cocktailringe, als Zeichen der Rebellion gegen die Prohibition. Die Cocktailringe waren opulent gestaltet und mit hochkarätigen, farbigen Steinen verziert. Farbedelsteine wie Smaragd, Aquamarin, Rubin und Saphir in verschiedenen Schliffen waren die beliebtesten Steine, allen voran dem Trend der Zeit entsprechend auch im Smaragdschliff gehalten.

Nach dem Ende der Ära verschwanden die markanten Ringe, der Schliff blieb erhalten und ziert Schmuck jedweder Art.


Der Smaragdschliff

Dass eigens für Smaragde ein Schliff konzipiert wurde, liegt in den Eigenschaften der grünen Beryll-Varietät begründet. Smaragde sind von sprödem Charakter.

Beim Schleifen und Polieren, wenn der Edelstein damit einhergehend höheren Druck- und Temperaturbedingungen ausgesetzt ist, neigen Smaragde leicht zum Zerbersten und Splittern. Der Materialverlust ist dementsprechend hoch.

Um die Druckbelastung bzw. die Schleifarbeiten auf ein Minimum zu reduzieren, wurde ein Schliff erarbeitet, bei dem die Betonung der Farbe sowie Transparenz im Vordergrund steht und die Facetten reduziert sind.

In der älteren Literatur wird der Treppenschliff als ein Schliff beschrieben, bei dem die Facetten treppenartig parallel zueinander verlaufend angelegt sind. Zu den weiteren Merkmalen des Smaragdschliffs ist die rechteckige Form in der Aufsicht, wobei die Kanten an den Ecken abgeschnitten wurden, sodass der Smaragdschliff insgesamt acht Ecken (abgestuftes Oktaeder) zählt. Die größte Facette stellt die rechteckige, zentrale Tafel dar, an die sich die länglichen Treppenfacetten anschließen.

Der ideale Smaragdschliff weist 57 Facetten auf, von denen 25 im Oberteil angelegt wurden und 32 im Unterteil herausgearbeitet wurden. Bisweilen weicht die Anzahl der Facetten ab, da bei Schleifen der Steine vorab individuell abgewogen wird, ob zusätzliche oder weniger Facetten den Rohstein besser zur Geltung bringen. Aus diesem Grund enthalten nicht alle Smaragdschliffe eine Rundiste – den „Gürtel“, der den oberen Teil vom unteren Pavillon trennt.

Bei der Bewertung des Schliffs wird neben der Arbeit an den Facetten auch das Verhältnis von Länge zu Breite eingehend betrachtet. Definierte Vorgaben, welche Maße die einzelnen Facetten aufweisen müssen, existieren nicht, sodass der Smaragdschliff sowohl ins Breitere und Quadratische gehend kann oder länglicher gestaltet ist.

Bedingt durch die Tatsache, dass aufgrund der verhältnismäßig großen Facetten Fehler und Unreinheiten der Steine leicht zu erkennen sind, wird der Smaragdschliff vorzugsweise bei Steinen mit augenreiner oder lupenreiner Qualität angewendet, bei denen Einschlüsse auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen sind. Viele und kleinere Facetten lenken von Unreinheiten theoretisch ab, sind aber bei Smaragden der Empfindlichkeit wegen nicht empfehlenswert und nicht immer anwendbar.

Im Vergleich zu anderen Facettenschliffen wie dem Brillantschliff funkeln Edelsteine im Smaragdschliff deutlich weniger. Vielmehr steht die Transparenz/Reinheit und Farbe der Steine im Mittelpunkt.

Zur Steigerung beider Eigenschaften können Smaragde (und andere Mineralien) einer Schönheitsbehandlung unterzogen werden.
Um Risse und Lücken im Smaragd zu beheben oder zu füllen, die die Reinheit und Farbe beeinträchtigen, ist es üblich, diese mit Ölen, Wachsen oder Harzen zu versiegeln.
Teilweise sind die Imprägnierstoffe eingefärbt, um die Farbe zusätzlich zu kräftigen.

Neben reinen Smaragden stehen derzeit auch Smaragde mit ausgeprägten Einschlüssen hoch im Kurs. Einschlüsse, deren feine Verästelungen Blüten und Moosen ähneln und als Jardin, Gärten, bezeichnet werden und denen immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.


Mineralien und Edelsteine im Smaragdschliff

Der Smaragdschliff ist längst nicht nur Smaragden vorbehalten. Andere Steine, deren Farbe das mineraleigene Merkmal schlechthin ist, werden ebenfalls im Smaragdschliff gehalten; z.B. Amethyst, Ametrin, Blautopas, Chrysoberyll, Citrin, Diamant, Farbdiamanten, Fancy Saphire, Goldberyll, Heliodor, Indigolith, Iolith, Kunzit, Morganit, Pink Saphir, Rhodolith, Rosenquarz, Rubellit, Rubin, Saphir, Spinell,Tansanit, Tsavorit, Verdelith/Turmalin, weißer Saphir und Zirkon.


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Quellen:
⇒ Smith, George Frederick Herbert (1912): Gem-stones and Their Distinctive Characters. Methuen & Co. LTD. 36 Essex Street W.G. London
⇒ Schumann, W. (2017): Edelsteine und Schmucksteine: alle alle Arten und Varietäten; 1900 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Newman GG, Renée (2016): Gemstone Buying Guide. International Jewelry Publications,U.S.; Auflage: Revised

Letzte Aktualisierung: 23. Februar 2024