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Schwarzer Granit



Schwarze Natursteine sind derzeit begehrt. Egal, ob als Küchenutensil, Arbeitsplatten, Bodenbeläge im Wohnraum oder Außenbereich – gerne wird das entsprechende Material als Schwarzer Granit verkauft. Doch in der Geologie gibt es kein Gestein, das als Schwarzer Granit definiert wird.



Granit

Geologisch betrachtet handelt es sich bei Granit um ein magmatisches Plutonit – ein Gestein, das aus flüssigen Gesteinsschmelzen unterhalb der Erdoberfläche erstarrt ist. Die Zusammensetzung des kompakten, kristallinen Gesteins ist sauer, d.h. kieselsäurereich bei einem Siliziumdioxidgehalt von über 63 %.


Bild 1: weißer versus schwarzer Granit


Die Hauptgemengteile von Granit, die Mineralien, die an der Zusammensetzung von Granit vorherrschend sind, sind Quarze und Orthoklas-Feldspäte wie bspw. Albit und Mikroklin.
Die Nebengemengteile werden mit einem Anteil von bis zu fünf Prozent von Apatit, Zirkon, Augit, Muskovit, Biotit, Magnetit, Hämatit, Pyrit, Rutil, Topas, Turmalin, Fluorit und Granat repräsentiert.

Gegenüber den im Granit vorherrschenden hellen Mineralen (Quarz, Albit) sind letztgenannte dunklere, sog. mafische Minerale, lediglich bis zu fünf Prozent an der Zusammensetzung des Gesteins beteiligt. Aus diesem Grund erscheint Granit in weiß-grauen, grünlichen, blau-weißen, rosa oder gelbliche Tönungen und wird den Gesteinen mit heller Farbe zugeordnet. Aus mineralogischer Sicht kann Granit dem Chemismus der Gemengteile wegen nie dunkel oder schwarz sein.

Schwarzer Granit im Handel

Dennoch werden in Küchenfachgeschäften oder Baumärkten sowie bei Steinhändlern Natursteine angeboten, die den Namen Schwarzer Granit tragen.

Geschliffen und poliert erwecken einige dunkle Gesteine aufgrund des Gefüges im Schwarzen Granit den Anschein eines echten Granits. Ähnlich wie Granit weisen Gesteine, die als Schwarzer Granit verkauft werden, auch dicht miteinander verwachsene Gemengteile und individuelle Muster auf, bestechen durch das Funkeln der enthaltenen Glimmerminerale und wirken deshalb luxuriös.

Die Gründe, weshalb einige dunkle Gesteine irrtümlich als Schwarzer Granit bezeichnet werden, sind vielfältig.

Zum einen wird mit dem Namen Granit ein robustes Naturmaterial verbunden, das Belastungen im Haushalt und als Fußboden Langlebigkeit und Widerstand bietet. Aus diesem Grund sind es vor allem magmatische Gesteine, die als Schwarzer Granit verkauft werden. Die Bezeichnung Schwarzer Granit wurde gewählt, weil der Name Granit vermutlich auch einer breiteren Masse von Menschen geläufig ist als

Ein weiterer Grund sind die weltweiten Vorkommen an dunklen Magmatiten. Mitunter sind die entsprechenden Ressourcen knapp oder erschöpft. Durch den Handelsnamen Schwarzer Granit wird dem Verbraucher die Sicherheit gegeben, dass die Verfügbarkeit nicht gefährdet ist. Gleichzeitigt kann der Produzent bzw. Händler sicherstellen, dass unter dem Namen Schwarzer Granit mehrere Sorten Gestein angeboten werden können.



GesteinHandelsname
Gabbro Academy Black, Atlantic Black, Adelaide Black, Belfast Black, Bertanie Black, Blazing Black, Cambrian Black, Imperial Black, Iran G 162, Konstantinovsky, Kurun Musta, Midnight Black, Zimbabwe Black, Nero Black, Nero Impala (Nero Afrika, African Black), Brazilian Black
SyenitNebizhsky
AnorthositBlack Eyes, Angola Black, Arctic Blue, Finlandia Blue
KalksteinBlack of Cresta, Black Rose, Kreta Blue, Levadia Black, Negro Marquina, Mexican Black
BasaltNegro Oriental, Negro Rosario, Premium Black, China Black, Super Black, Swedish Standard Black
MigmatitFlame Creek, Flamenco, Iran G 184, Porta Rosa, Black Nevada, Pukki Aurora
DioritFürstenstein, Hohwald, Korpi Black, Negro Valencia
SchieferBlack Porphyry, Black Slate
HornfelsAlacántar Granite Black, Blue Diamond
Norit Anemone Black
Monzonit Arctic Black
Tab. 1: Steine, die im Handel als Schwarzer Granit ausgeschrieben werden


Beim Kauf von Produkten aus Schwarzem Granit ist es immer ratsam, sich beim Händler zu erkundigen, welches Gestein tatsächlich verwendet wurde. Steine reagieren zum Teil empfindlich bzw. unterschiedlich auf Reinigungs- und Pflegemittel, Säuren aus Lebensmitteln (z.B. Zitrone oder Essig) oder sind gegenüber mechanischen Einwirkungen nicht belastbar.

Handelsbezeichnung Schwarzer Granit

Der Grund für die o.g. eigenwilligen Handelsbezeichnungen von verschiedenen Schwarzen Graniten stützen sich auf die EU-Norm EN 12440 aus dem Jahr 2008. Die Norm „Naturstein – Kriterien für die Bezeichnung“ erlaubt Produzenten und Händlern eigene Namen festzulegen, stets ergänzt um Angaben zum eigentlichen Gestein, dessen Farbe und Herkunft. Gelegentlich findet sich im Handelsnamen deshalb auch die Herkunft des Rohsteins, z.B. Brazilian Black. Hauptabbauländer von schwarzen Gesteinen sind Skandinavien und Russland, Staaten im südlichen und mittleren Afrika sowie Südostasien.

Teilweise werden Schwarze Granite zudem künstlich aufgewertet – sei es, weil das Gestein nicht schwarz genug ist oder Unregelmäßigkeiten in der Farbverteilung aufweist. Durch das Impfen bzw. Behandeln der Gesteinsoberfläche mit schwarzen Färbemitteln, bestehend aus Harz oder Wachs, kann die Farbe intensiviert oder qualitativ erhöht werden.

Letztlich kann der Name Schwarzer Granit bei unwissenden Kunden Missverständnisse aufgrund von Fehlinformationen verursachen, denn Schwarzen Granit natürlichen Ursprungs gibt es nicht.


Siehe auch:
Granit und Gneis unterscheiden
Alltägliches - Pflastersteine
Steine und Minerale polieren und schleifen



Quellen:
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Murawski, H. (1992): Geologisches Wörterbuch. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
⇒ Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München

Letzte Aktualisierung: 19. März 2024




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