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Urgesteinsmehl und Gesteinsmehl



Steine und Minerale verschiedenster Art und Menge kommen natürlicherweise in Böden vor. In der Landwirtschaft werden dem Boden mitunter zusätzlich pulversierte Gesteine hinzugefügt, um die chemischen, physikalischen und biologischen Bodeneigenschaften zu unterstützen- in Form von Urgesteinsmehl oder Gesteinsmehl.



Gesteinsmehl im Gesetz

Gesteinsmehl wird im Düngemittelgesetz der Bundesrepublik Deutschland in § 1 Nr. 1 unter dem Stichwort Bodenhilfsstoff aufgelistet und eindeutig von Düngern abgegrenzt. Laut Düngemittelgesetz sind Bodenhilfsstoffe „Stoffe ohne wesentlichen Nährstoffgehalt, die den Boden biotisch, chemisch oder physikalisch beeinflussen, um seinen Zustand oder die Wirksamkeit von Düngemitteln zu verbessern…“.

Nahezu gleichlautend ist die Definition von Bodenhilfsstoffen im Düngemittelgesetz von Österreich. Ergänzend wird sich explizit auf Pflanzen bezogen, indem Gesteinsmehle als „Bodenhilfsstoffe (…) ohne wesentlichen Gehalt an pflanzenaufnehmbaren Nährstoffen…“ verstanden werden (§ 2 Nr. 1 Düngemittelgesetz).

In der Schweiz hingegen werden Gesteinsmehle, konkret Magnesiumgesteinsmehl unter der Nr. 424 geführt, im Abschnitt Nr. 4 als Calcium-, Magnesium- und Schwefeldünger im Anhang 1, Teil 1 der Verordnung des EVD über das Inverkehrbringen von Düngern erwähnt.


Bild 1: Urgesteinsmehl


Mit den Erläuterungen im deutschen und österreichischen Düngemittelgesetz wird verdeutlicht, dass ein Unterschied zwischen Gesteinsmehlen und Düngern, die Pflanzennährstoffe sind und eingesetzt werden, um Qualität, Wachstum und Ertrag von Pflanzen zu beeinflussen, besteht.

Urgesteinsmehl und Gesteinsmehl

Im Handel werden sowohl Urgesteinsmehl als auch Gesteinsmehl zum Kauf angeboten.

Die Gemeinsamkeit beider Mehle aus Gestein ist die Korngröße: diese beträgt bis zu 0,063 mm.

Der Unterschied zwischen beiden Mehlarten liegt in den Rohstoffen. Während Urgesteinsmehl ausschließlich aus den Gesteinen Basalt oder Diabas hergestellt wird, werden unter dem Begriff Gesteinsmehl zermahlene Gesteine verschiedener geologisch-genetischer Herkunft wie Quarzit, Granit, Schiefer, Syenit und Marmor zusammengefasst.

Entsprechend variiert die Zusammensetzung an Mineralstoffen, die im Zuge der Verwitterung von Gesteinsmehl im Boden freigesetzt werden und zusätzlich für Pflanzen verwertbar zur Verfügung stehen, wie bspw. Kieselsäure, Aluminium- und Magnesiumoxide, Kupfer, Zink, Kobalt, Nickel, Bor, Molybdän und teilweise auch Schwermetalle.

Der Preis von Urgesteinsmehl und Gesteinsmehl variiert mit dem Hersteller und der Packungsgröße. Üblich sind im Handel Packungen mit 2,5 kg, 5 kg und 10 kg des Bodenhilfsstoffes, wobei der Preis pro Kilogramm etwa 1 € beträgt.


Gesteinsmehl in der Landwirtschaft und im Gartenbau

Gesteinsmehl findet hauptsächlich in der Landwirtschaft Verwendung – in Böden und Viehställen aufgrund der Ammoniak- bzw. Geruchsbindung, wird aber auch als Zuschlagstoff für Beton eingesetzt. Dafür wird das Ausgangsgestein von Gesteinsmehl, das u.a. beim Abbau von Gesteinen anfällt, mit Gesteinsmühlen bis zur gewünschten Korngröße fein zermahlen.

Bekannt ist Gesteinsmehl für die Kultvierung von Pflanzen bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Dem vorausgegangen sind die Erkenntnisse des deutschen Chemikers Justus von Liebig (1803 bis 1873), der sich im Rahmen seiner Arbeit „Über das Verhältnis der Mineralchemie zur Pflanzenchemie“ mit Pflanzen und deren essentieller Nährstoffversorgung auseinandersetzte.

Da jedoch keine Erfolge im Ertrag erzielt werden konnten, wurde experimentiert und in den 1940er Jahren ein mit Dünger vermengtes Gesteinsmehl auf den Markt gebracht.

Große Bekanntheit erlangte Gesteinsmehl um 1970 als sich im Zuge eines gewachsenen ökologischen Bewußtseins auf die Erkenntnisse des deutschen Anthroposophen Rudolf Steiners (1861 bis 1925) besonnen wurde. Steiner gilt als Vater des biologisch-dynamischen Landbaus, der sich als nachhaltige und umweltfreundlichen Wirtschaftsweise versteht.


Bild 2: Urgesteinsmehl

In der Praxis wird Gesteinsmehl häufig mit Dünger oder Gülle versetzt, um zusätzlich einen Beitrag zur Nährstoffversorgung von Pflanzen darzustellen. Die Menge an Urgesteinsmehl oder Gesteinsmehl, die dabei pur oder mit Dünger vermischt, auf Feldern oder in Gärten verteilt wird, schwankt von Boden zu Boden. Gängig sind bei kalkhaltigen Böden bis zu 15 kg Gesteinsmehl auf 100 m², bei anderen Böden werden 20 bis 30 kg Gesteinsmehl auf 100 m² Fläche empfohlen. Genaue Hinweise zur Dosierung sind in der Regel auf den Verpackungen von Gesteinsmehl abgedruckt.

Zu beachten bleibt, dass es sich bei Gesteinsmehl trotz mineralischer Bestandteile nicht um Dünger handelt. In Studien der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen konnte zwar nachgewiesen werden, dass die Ernteerträge von Kartoffeln und Winterweizen Zunahmen um zehn bzw. 15 % verzeichneten, auch zwei Jahre nach der letzten Aufbringung von Gesteinsmehl. Dennoch ist das Nährstoffangebot von Gesteinsmehl nicht mit handelsüblichem Düngemittel zu vergleichen. Auch im Kleingartenbereich wird Gesteinsmehl in letzter Zeit immer mehr erfolgreich eingesetzt, insbesondere in Verbindung mit Kompost.

Beziehung Gesteinsmehl-Boden

Gesteinsmehl ist – wie bereits erwähnt – ein Bodenhilfsstoff, der einen positiven Beitrag zu den chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften von Böden leistet.

So wird durch die Mineralstoffe von Gesteinsmehlen die Komplexbildung mit Bodenbestandteilen gefördert: es entsteht eine Krümelstruktur im Boden, so dass Pflanzen den Untergrund besser durchwurzeln und Nährstoffe besser aufnehmen können. Weitere Pluspunkte infolge von Gesteinsmehlen in Böden sind:




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Quellen:
www.gesetztesweb.de - Düngemittelgesetz Deutschland
www.ris.bka.gv.at - Düngemittelgesetz Österreich
www.gesetze.ch - Düngerverordnung Schweiz
www.oekolandbau.nrw.de - Gesteinsmehle wirken langfristig
http://land.lebensminiterium.at - Steinmehl nur "Schein"-Mehl?
www.vhw-natursteine.de


Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2021




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