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In, auf und aus Gestein gebaut - Goldenes Dachl Innsbruck



Ein Dach aus purem Gold? Nicht ganz! Tatsächlich besteht die Sehenswürdigkeit in Innsbruck neben Gold aus einem weiteren Mineral.



Steine und Minerale des Goldenen Dachls

Das Goldene Dachl in Innsbruck zählt insgesamt 2657 Dachziegeln, bestehend aus feuervergoldetem Kupfer.

Goldenes Dachl
Bild 1: Goldenes Dachl (Foto: dumman/pixelio.de)

Das mehrstufige Verfahren der Feuervergoldung ist materialsparend, aber dennoch von beeindruckender Wirkung. Um Metalle zu feuervergolden, wird zunächst der gereinigte Gegenstand in eine Flüssigkeit aus Quecksilber und destilliertem Wasser getunkt. Das sogenannte Quickwasser dient dazu, dass das Goldamalgam besser auf der Metalloberfläche haftet. Nach dem Verquicken folgt die Behandlung mit Goldamalgam, einer Lösung aus Gold (staubförmig oder als Blattgold) und Quecksilber. Im nächsten Schritt wird das zu vergoldende Material bei 300 °C abgeraucht, d.h. über die Flamme gehalten verdampft das Quecksilber und das Gold bildet eine stabile Verbindung mit dem Metall, auf das es aufgebracht wurde.

Die Minerale von Schwaz

Das Kupfer der Dachschindeln – die Basis der goldenen Dachschindeln – wurde ganz in der Nähe von Innsbruck abgebaut.
Schwaz im Tirol blickt auf eine lange Bergbaugeschichte zurück. Bekannt wurde der Ort im Westen von Österreich vor allem um 1500 aufgrund der reichhaltigen Silber- und Kupfervorkommen – weshalb das Jahrhundert zwischen 1450 und 1550 auch als Silbernes Zeitalter in Tirol bezeichnet wird.

Der Silberreichtum von Schwaz wird durch das Mineral Fahlerz begründet. Weit geläufiger ist Fahlerz unter dem Namen Tetraedrit bekannt. Auch wenn es sich bei Tetraedrit eigentlich um ein kupfer- und antimonhaltiges Sulfidmineral handelt, kann das graue, braune oder schwarze Kupfermineral geringe Mengen an Silber aufweisen.
Analysen des Schwazer Fahlerzes zufolge schwankt der Silberanteil zwischen 0,3 bis 0,85 % (siehe: www.silberbergwerk.at). Dieser Anteil mag gering erscheinen, in der Masse, die um 1500 abgebaut wurde, kommt dennoch einiges an Silber zusammen.

In der Blütezeit des Schwazer Silberbergbaus wurde allein in den Jahren von 1460 bis 1500 eine Million Kilogramm Silber gefördert. Eine Menge, die damals 85 % der globalen Silberproduktion ausmachten.
Wesentlich höher war nur noch die Kupferausbeute: zur gleichen Zeit wurden 17.000 t des rotgoldenen Metalls gewonnen. Der Grund dafür sind die Kupfergehalte von Tetraedrit: 35 bis 41 %.

Tetraedrit ist aber nicht das einzige Silber- bzw. Kupfermineral, das am Fundort Schwaz vorkommt. Ebenfalls für die Gewinnung von Silber bedeutend war Silberfahlerz, auch als Freibergit bezeichnet.

Weitere, wirtschaftlich interessante Minerale in Schwaz sind z.B. Tirolit, Cuprit, Siderit, Antimonit, Chalkopyrit, Chalkostibit, aber auch Azurit, Malachit, Zinkblende, Galenit, Fluorit, Quarz, Chrysokoll, Rhodochrosit und Rotgültigerze wie Proustit und Pyrolusit können in Schwaz gefunden werden.

Auch wenn der Silber- und Kupferabbau im 15. und 16. Jahrhundert eine Hochzeit durchlebte, gibt es Quellen, die belegen, dass Schwaz bereits in der Bronzezeit 1500 v.Chr. ein Zentrum des Silberbergbaus war.
Die Renaissance erlebte Schwaz im ausklingenden Mittelalter; eng verbunden mit der Magd Gertraud Kandlerin. Während sie im Jahr 1409 am Kogelmoos bei Schwaz Vieh hütete, legte ein Stier einen silberhaltigen Stein frei. Zum Gedenken an die beiden Wiederentdecker des Schwazer Silbers wurden zwei Stollen auf die Namen "Kandlerin" und "St. Jakob am Stier" getauft. Zudem stellt die Sage um den Silberfund durch Gertraud Kandlerin die Vorlage für den Film „Der Silberberg“ dar.

Doch die silbrige Vormachtstellung wurde bald abgelöst durch Minen in Südamerika, die über weitaus gewinnbringendere Mengen des Edelmetalls verfügten.

Dass heute noch detaillierte Informationen über den Schwazer Bergbau zugänglich sind, ist dem Schwazer Bergbuch von 1556 zu verdanken.
Das Schwazer Bergbuch überliefert nicht nur detailliert geologische und mineralogische Fakten, sondern beschreibt auch die Arbeitsschritte von der Gewinnung bis zu Verhüttung, erklärt bergrechtliche, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse – illustriert durch zahlreiche Zeichnungen, um Arbeitsvorgänge, Werkzeuge und Uniformen zu verbildlichen.

Weitere natürliche Materialien, die beim Bau des Gebäudes vom Goldenen Dachl zum Einsatz kamen, waren regionale Natursteine: Kramsacher Marmor, Mittenwalder Sandstein und Höttinger Brekzie.

Bei Kramsacher Marmor, oder auch Tiroler Rot oder Hagauer Marmor, handelt es sich nicht um Marmor. Vielmehr ist der weiß-rote bis rote, gescheckte oder geäderte Stein ein Kalkstein oder Kalksteinbrekzie. Geschliffen und poliert kann das Gestein durchaus mit Marmor verwechselt werden.
Mittenwalder Marmor, der für die Reliefs am Gebäude des Goldenen Dachls verbaut wurde, ist tatsächlich das Sedimentgestein Sandstein. Ebenfalls in die Kategorie Sedimentgesteine fällt die braune bis schwarze Höttinger Brekzie.

Goldenes Dachl
Bild 2: Goldenes Dachl (Foto: Alan Rainbow /pixelio.de)

Geschichte des Goldenen Dachls

Erbaut wurde das Gebäude des Goldenen Dachls im österreichischen Innsbruck im frühen 15. Jahrhundert, fällt stilistisch in die Epoche der späten Gotik. Nach der Fertigstellung diente das 17 m hohe Haus als Residenz Tiroler Adliger, wie bspw. Friedrich IV. (1382 bis 1439) – Herzog von Vorderösterreich und Tirol, Sigismund der Münzreiche (1427 bis 1496) – Erzherzog von Österreich sowie Maximilian I. von Habsburg (1472 bis 1519).

Von 1494 an beginnend bis 1497 wurde das Gebäude um einen offenen, balkonähnlichen und einen Meter hervorragenden Erker einschließlich Goldenen Dachls erweitert. Anlass für den Anbau war die Hochzeit von Maximilian I. mit Bianca Maria Sforza von Mailand (1472 bis 1510) im Jahr 1493. Ferner repräsentierte das Goldene Dachl den Wohlstand und Macht Tirols aufgrund bedeutsamer Silber- und Kupfervorkommen, die das österreichische Bundesland um 1500 zum Weltranglistenersten in der Gewinnung jener Minerale erhoben.

Auch wenn das Goldene Dachl das gesamte Gebäude überstrahlt, lohnt sich ein Blick auf die Reliefs und Fresken am Haus, die nicht nur kulturhistorische Informationen liefern, sondern auch einen Einblick über die Bewohner bieten. Dargestellt werden unter anderem Maximilian I. mit seinen beiden Ehefrauen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza sowie Hofnarren, Moriskentänzer, Wappen, Symbole und Inschriften. Letztere sind bis zum heutigen Tag nicht genau identifiziert. Fest steht jedoch, dass der Schriftzug hinter der Tänzergruppe sowohl lateinische als auch griechische und hebräische Buchstaben und Wörter miteinander vermischt.

Die Gestaltung des Goldenen Dachls geht im Wesentlichen auf die Beteiligung zweier Künstler zurück: Jörg Kölderer (1465 bis 1540 – seines Zeichens Bildhauer und Maler – sowie Niclas Türing der Ältere (1517/18 bis 1543) – Steinmetz.

Wie bereits erwähnt befand sich lange Zeit in den Räumlichkeiten hinter dem Goldenen Dachl die Residenz verschiedener Tiroler Landesfürsten. Später wurden die Räume als Wohnungen genutzt, seit 1996 werden diese als Museum verwendet; benannt nach Maximilian I. Maximilianeum.


Siehe auch:

Letzte Aktualisierung: 07.04.2024



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