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Die Strichfarbe von Mineralien



Bei der Bestimmung von Mineralen ist es häufig schwierig, die verschiedenen Minerale alleine aufgrund der Farbe zu bestimmen. Viele Minerale sind sich farblich sehr ähnlich oder weisen die gleiche Farbe auf. Ein erster, simpler Test zur Unterscheidung bzw. Identifikation von Mineralen ist die in der Mineralogie gängige Bestimmung der Strichfarbe.



Die Strichfarbe: weiß oder farbig

Definition: Die Strichfarbe (englisch: streak) bzw. der Strich von Mineralen ist die Farbe, die entsteht, wenn ein Mineral über eine unglasierte Porzellantafel gerieben wird. Der dabei entstehende pulverförmige Abrieb - daher auch der Begriff "Strichpulver" in historischen Mineralogiebüchern - ist entweder weiß bzw. farblos oder farbig.

"Der Strich heißt die Farbe des Pulvers eines Minerals, welches man erhält, wenn man dasselbe mit einem harten Körper streicht oder kratzt."
Johann Georg Lenz, Mineraloge, im Jahr 1794


Der Grund für die unterschiedlichen Strichfarben hängt mit dem Mineral selbst zusammen.
Nicht immer ist die Farbe von Mineralen ursprünglich. Vielmehr sind es häufig Beimengungen von Elementen, farbgebenden Verbindungen oder Organik wie bspw. Bitumen im Mineral, Verunreinigungen oder aber Störungen des Kristallgitters, auf welche die verschiedenen Farben von Mineralen zurückzuführen sind.


Bild 1: Strichtafel: vorne: farbige Strichfarbe, hinten: farblose bzw. weiße Strichfarbe

Bestimmung der Strichfarbe

Die Strichfarbe wird mit Hilfe einer weißen oder schwarzen Strichtafel getestet.
Durch das Streichen mit dem zu prüfenden Mineral über eine unglasierte Porzellantafel bzw. "Porzellanbiscuitplatte" (Blum, 1887), alternativ Feile, wird das Mineral fein pulverisiert und hinterläßt einen farbigen oder weißen Strich.

Wenn keine Strichtafel zur Hand ist, kann man sich für einen Schnelltest auch einer Tasse oder Untertasse bedienen. An der Unterseite von Tassen und Teller befindet sich ein "Ring", der nicht glasiert und rau ist. An diesem Ring kann die Strichfarbe von Mineralen getestet werden.
Der Mineraloge Johann Reinhard Blum (1882 bis 1883) empfahl ersatzweise auch die "Rückseite einer porzellanen Abdampfschüssel oder jede Bruchfläche eines Porzellanscherbens".

Allerdings hinterlassen nicht alle Minerale farbige Ergebnisse auf der Strichtafel.
Lediglich idiochromatische, eigengefärbte Minerale zeigen einen farbigen Strich, der in der Regel wenige Nuancen heller ist als die eigentliche Farbe des Minerals.

Allochromatische. d.h. fremdgefärbte Minerale zeichnen sich durch einen weißen bzw. farblosen Strich aus, da die Farbe dieser Minerale mit o.g. Störungen und Einschlüssen erklärt wird.

Der Mineraloge Johann Georg Lenz (1748 bis 1832) unterschied 1794 die Strichfarbe in "gleicher Strich", wenn die Strichfarbe mit der Farbe des Minerals übereinstimmt, und "verschiedener Strich", wenn der Strich von der Farbe des Minerals abweicht.

Bei dunklen Mineralen bietet es sich zudem an, auf eine schwarze Strichtafel zurückzugreifen, um die Strichfarbe besser sichtbar zu machen.

Außerdem ist zu beachten, dass nur Minerale bis zu einer Mohshärte von 6 bis 6,5 ohne weiteres Hinzutun einen farbigen Strich hinterlassen. Die Erklärung dafür liegt in der Eigenhärte von Porzellan begründet, die in etwa der von Quarz oder Feldspat entspricht.

Härtere Minerale pulverisieren die Strichtafel - d.h. das Porzellan der Strichtafel wird staubartig durch das Mineral abgetragen - und nicht wie gewollt die Strichtafel das Mineral - das Mineral hinterläßt ein Farbpulver. In solchen Fällen empfiehlt es sich, Minerale ab einer Härte von 6 vorher teilweise zu zermahlen und das Pulver anschließend auf die Tafel zu übertragen.



StrichfarbeMineral/Beispiel
farbig Auripigment, Boulangerit, Cavansit, Chalkopyrit, Chromit, Coronadit, Creaseyit, Hämatit, Kinoit, Konichalcit, Kupfer, Lapislazuli, Malachit, Moissanit, Purpurit, Putnisit, Pyrolusit, Realgar, Roselith, Uranocircit, Vanadinit, Vauquelinit, Zinkblende
farblos bzw. weißApophyllit, Arsenopyrit, Biotit, Brewsterit, Cerussit, Coelestin, Dolomit, Diamant, Fluorit, Fuchsit, Hemimorphit, Kyanit (Disthen), Muskovit, Okenit, Quarz (u.a. Achat, Chalcedon, Karneol, Jaspis, Bergkristall, Amethyst, Aventurin, Tigerauge, Rauchquarz, Citrin, Rosenquarz), Eudialyt, Prehnit, Rhodonit, Rubin, Saphir, Smaragd, Sodalith, Topas
Tabelle 1: Strichfarbe von Mineralen


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Quellen:
⇒ Linné, C. v. (1777): Strich. IN: Natursystem des Mineralreichs
⇒ Lenz, J. G. (1794): Der Strich. IN: Versuch einer vollständigen Anleitung zur Kenntniss der Mineralien
⇒ Batsch, A. J. G. (1796): Uebersicht der Kennzeichen zur Bestimmung der Mineralien
⇒ Bauer, M. (1896): Strich. IN: Lehrbuch der Mineralogie
⇒ Blum, J. R. (1887): Strichpulver. IN: Taschenbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Techniker und Juweliere
⇒ Naumann, C. F. (1897): Farbe und Glanze des Striches. IN: Elemente der Mineralogie
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München

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Letzte Aktualisierung: 4. Dezember 2023




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